"Die Stadt hat mehr verdient als ein Image, das die Bürger vielleicht gar nicht wollen." So sieht es der bündnisgrüne Oberbürgermeisterkandidat Felix Ekardt. Dagegen will er bis zum Urnengang am 27. Januar 2013 Inhalte setzen, kündigte er am Dienstag beim Wahlkampfauftakt seiner Partei an. Es geht ihm um Kinder, Klima, Kreativität.

Zum bündnisgrünen Wahlkampfauftakt gab es schon mal ein Lob von einer grünen Spitzenfrau. “Es ist gut, dass auch mal ein Mann mit drei Ks antritt”, freute sich Renate Künast am Dienstag in der Alten Schlosserei in der Südvorstadt über Felix Ekardt, der für die Bündnisgrünen bei der Leipziger Oberbürgermeisterwahl am 27. Januar 2013 antritt.

Denn “K, K, K” stand gefühlte Ewigkeiten für das konservative Geschlechter- und Gesellschaftsbild. Danach hätten sich Frauen ausschließlich um Kinder, Küche und Kirche zu kümmern. Zwischenzeitlich sei irgendwie auch noch das K-Wort Karriere hinzugekommen, so die grüne Fraktionschefin im Bundestag mit der flinken Berliner Zunge weiter. Das habe manches Überkommene durcheinander gebracht.

Und nun also Felix Ekardt, Nachhaltigkeitsforscher und unverkennbar Mann, und seine drei Ks. Die stehen für “Kinder, Klima, kreativ” oder für “Kinder, Klima, Klein-Paris” oder für “Kinder, Klima, kein Horst-Burkhard”. So steht es auf den Plakaten, die Menschen zur Stimmabgabe für Felix Ekardt ermutigen sollen.

Diese drei Ks stehen für Ekardt zuallererst für Inhalte. Damit will der bündnisgrüne Kandidat den Unterschied machen unter all den Kandidaten, die aus seiner Sicht bis zum Wahltag alle irgendwie für ganz ähnliche Dinge sein werden. Schließlich werde Leipzig, diagnostizierte Ekardt, seit vielen Jahren von einer “informellen ganz großen Koalition” regiert – von CDU über SPD bis hin zu den Linken.An diesem Wettlauf um die größtmögliche Deckungsgleichheit und Behaglichkeit wolle er sich nicht beteiligen. Bündnisgrüne zeichne nach den Worten ihres Leipziger OB-Kandidaten aus, dass sie Probleme nicht verschweigen und um Inhalte werben. “Inhaltisten” seien Grüne nachgerade, bemühte Ekardt ein Bonmot von Renate Künast.

Für den Inhaltisten Ekardt haben Kinder die erste Priorität. Für ein ausreichendes Angebot an Kita-Plätzen in akzeptabler Entfernung zum Wohnort will er sich einsetzen. Das Thema habe die Stadt seit Jahren verschlafen, kritisierte Ekardt am Dienstag. Stattdessen würde Eltern ein “unwürdiges Verfahren” zugemutet, bei dem sie von Einrichtung zu Einrichtung gehen und nach einem Platz für ihr Kind suchen müssen.

Programmpunkt zwei ist für Ekardt der Neubau “energetisch anspruchsvoller” Schulen. Auch dieses Thema sei von der Stadtverwaltung lange verschlafen worden.Drittens wirbt Nachhaltigkeitsforscher Ekardt für “eine andere Form der Wirtschaftsförderung”. Dabei geht Ekardt davon aus, “dass wir nicht wissen, ob wir eine Autoindustrie in der heutigen Form in zehn bis zwanzig Jahren noch haben werden”. Allein aus Gründen des sich verknappenden Angebots an fossilen Antriebsstoffen, wie aus Gründen der klimabelastenden Emissionen. Deshalb setzt Ekardt auf Themen wie die Kreativwirtschaft und eine Energieeffizienzwirtschaft.

Zu sehr glänze Leipzig auch wirtschaftlich mit “etwas, was in die Vergangenheit weist”, befand Ekardt. Bei Amtsinhaber Burkhard Jung von der SPD machte der Nachhaltigkeitsforscher denn auch das Hängen an den Politikrezepten der 1960er und 1970er Jahre aus, das die aktuelle Debatte um nachhaltiges Wachstum offenbar ausblende.

Überhaupt habe Jung nach Ansicht von Ekardt geschafft, dass das Außenbild Leipzigs vor allem mit zwei Themen verbunden werde: einer kommunikativ entglittenen Debatte um ein neues Konzept zur Unterbringung von Asylbewerbern und den Skandal um die so genannten Herrenlosen Häuser.

Bei letzterem, so Ekardt vor der bündnisgrünen Parteibasis, hätten “Burkhard Jung persönlich bekannte Rechtsanwälte immer wieder Geschäfte gemacht”. Deshalb reiche ihm die Aussage des Rathauses, korruptives Verhalten von Rathausmitarbeitern sei bislang nicht zu erkennen, nicht aus, erklärte Ekardt auf Nachfrage. Vor diesem Hintergrund erwarte er die Offenlegung aller Akten, wiederholte Ekardt gegenüber L-IZ seine Forderung.

Natürlich durfte unter Bündnisgrünen der Verweis auf die jüngste Wahl des Parteiurgesteins Fritz Kuhn zum Stuttgarter Oberbürgermeister nicht fehlen. “Grüne können Personenwahlen gewinnen”, gab Felix Ekardt mit Bezug auf die württembergische Metropole als Wahlziel aus.

Für den Inhaltisten Ekardt geht es aber zugleich um Wahlziel zwei: Bündnisgrüne Inhalte könnten nur subversiv wirken und gesellschaftlich mehrheitsfähig werden, wenn sie von möglichst vielen Wählerstimmen getragen würden. So aus Prinzip, und wohl auch für die Welt diesseits des grünen Musterländles im Südwesten der Republik. Denn bei der ersten Runde der Kieler Oberbürgermeisterwahl beispielsweise qualifizierten sich am letzten Sonntag die Bewerber von SPD und CDU für die Stichwahl.

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