Das Leipziger NPD-Zentrum ist offenbar Geschichte. Wie die mutmaßlichen Betreiber aus dem Umfeld der Leipziger NPD in einer Webcommunity mitteilen, bleiben die Pforten des Szene-Treffs in der Odermannstraße 8 künftig geschlossen. "Heute wollen wir euch offiziell mitteilen, das es nach vielen Vorfällen einige Veränderungen im nationalen Zentrum gibt", heißt es in dem Sechszeiler, der nicht nur in Lindenau für Erleichterung sorgen dürfte.
Kneipen- und Grillabende, Rechtsrock und Vortragsabende sollen der Vergangenheit angehören. Die Verfasser kündigen an, ihre Aktivitäten künftig ins Leipziger Umland verlagern zu wollen. Vermutlich ist den Betreibern, die aus dem subkulturell geprägten Umfeld der Leipziger NPD stammen, das Geld ausgegangen. Die vielen Straftaten, die von dem abgeschirmten Grundstück ausgingen, passten obendrein nicht in das neu angestrebte Image der Rechtsaußen-Partei unter ihrem Bundeschef Holger Apfel. Zuletzt hatten rechte Lok-Hools am 18. August die Sommerfeier eines benachbarten Kunstvereins angegriffen.
Kaum hatten die Betreiber ihre Entscheidung bekannt gegeben, beklagte sich eine beteiligte Aktivistin über das Verhalten ihrer Kameraden: “die vorstellungen von national und sozial gehen eben sehr stark ausseinander… [sic!].” Und ergänzt wenig später: “Wenn aber dieses Verhalten aber nicht nur von den Gästen, sondern von den Organisatoren ausgeht, ist eine Weiterbewirtschaftung sehr schwierig.”
Die NPD scheint derweil kein Interesse an dem weiteren Betrieb des Leipziger Prestigeobjekts zu haben. Den Status eines Abgeordnetenbüros verlor die Odermannstraße 8 mit dem Tode Winfried Petzolds im Dezember 2011. Rund drei Jahre zuvor hatte der Landtagsabgeordnete aus Mutzschen das Objekt von seinem Stiefsohn angemietet. Zudem nutzten JN und “Freie Kräfte” das Zentrum für konspirative Treffen und Veranstaltungen. Nach Petzolds Ableben richteten die NPD-Stadträte nach Eigenangaben hier ihr “Stadtverordnetenbüro” ein, waren dort jedoch höchst selten anzutreffen (L-IZ.de berichtete).
Im Jahr 2011 beschäftigten sich auch die Behörden mit dem Treff. Sanktionen blieben allerdings aus. Die Odermannstraße 8 war zudem häufiger Anlaufpunkt für Proteste der linken Szene. Bis Juni 2012 setzte sich die Antifa-Kampagne “Fence Off” mit dem rechten Zentrum auseinander. Eine zentrale Forderung der Neonazi-Gegner scheint sich jetzt erfüllt zu haben: Die Odermannstraße 8 ist für einen Teil des rechten Spektrums überflüssig geworden. Die Kameraden, die bis zuletzt an dem Objekt hingen, werden sich indes nach Alternativen umschauen.
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