Am Ende des Jahres hat es dann doch noch geklappt. Am Freitag, dem 20. Dezember, konnten Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning und Dr. Christian Schmitt, Leiter des Amtes für Statistik und Wahlen, und Dr. Andrea Schultz, Abteilungsleiterin Stadtforschung im Amt für Statistik und Wahlen, doch noch die Auswertung der „Bürgerumfrage 2023“ vorlegen. Grund für die Verzögerung waren ja bekanntlich die drei Wahlen im Jahr 2024, die das Amt für Statistik und Wahlen voll Anspruch nahmen.

Dabei ist die Bürgerumfrage, welche die Stadt Leipzig seit 1991 lückenlos durchführt, eines der wichtigsten Instrumente, den Leipziger/-innen und ihren Sorgen auf den Grund zu gehen, wichtige Entwicklungen mit Daten zu untermauern. Und so auch den Dezernaten der Stadt ein wichtiges Material an die Hand zu geben, ihre Arbeit zu justieren.

Und jedes Mal sind natürlich auch die jeweils aktuellen Krisen und Belastungen besonders im Blick, die die Leipziger plagen.

Zur Mietentwicklung in Leipzig seit 2013. Grafik: Stadt Leipzig, Bürgerumfrage 2023
Die Mietentwicklung in Leipzig seit 2013. Grafik: Stadt Leipzig, Bürgerumfrage 2023

So wie seit 2014 das Problem der steigenden Mieten, die gerade Geringverdienern immer mehr zu schaffen machen.

In den vergangenen zehn Jahren sind die Bestandsmieten in Leipzig um rund 35 Prozent gestiegen, stellt Dr. Andrea Schulz fest. Wie aus dem jetzt veröffentlichten Abschlussbericht zur Kommunalen Bürgerumfrage (KBU) 2023 hervorgeht, zahlen die Leipzigerinnen und Leipziger im Mittel eine Grundmiete von 6,88 Euro pro Quadratmeter (Nettokaltmiete). Dieser Wert entspricht dem Mittel des aktuellen Bestands an vermieteten Wohnungen in Leipzig, unabhängig von der Dauer des Mietverhältnisses. Die derzeit am Markt angebotenen Mietwohnungen sind mit im Schnitt 8,51 Euro pro Quadratmeter noch einmal deutlich teurer.

Und die Grafik zeigt, dass die Angebotsmieten auf dem freien Markt seit 2014 noch viel stärker gestiegen sind als die Bestandsmieten. Aber unübersehbar ist auch, dass immer mehr Leipziger Vermieter inzwischen zum Mittel der Mieterhöhung greifen.

Mehr als die Hälfte der Leipziger Haushalte geben inzwischen an, dass ihr Wohnungseigentümer in den vergangenen sechs Jahren die Grundmiete erhöht hat. Auch wenn sich die Vermieter dabei an der Mietpreisbremse und an den Vergleichsmieten nach dem Leipziger Mietspiegel ausrichten müssen, was den Mietpreisanstieg sichtlich dämpft.

Von Mieterhöhungen betroffene Leipziger Haushalte. Grafik: Stadt Leipzig, Bürgerumfrage 2023
Von Mieterhöhungen betroffene Haushalte. Grafik: Stadt Leipzig, Bürgerumfrage 2023

Die oben abgebildete Karte zeigt dann auch deutlich, dass es inzwischen deutliche Unterschiede bei der durchschnittlichen Nettokaltmiete im Stadtgebiet gibt. Mit den höchste Mieten im Stadtzentrum ab 7,50 Euro Kaltmiete je Quadratmeter, während das Mietniveau zum Stadtrand hin um rund 2 Euro tiefer liegt. Ein deutliches Zeichen dafür, das sich die Stadt zunehmend entmischt und Haushalte mit geringerem Einkommen immer mehr in Wohnlagen am Stadtrand abgedrängt werden.

Einige weitere ausgewählte Ergebnisse

· 70 Prozent der Leipzigerinnen und Leipziger sind mit ihrem Leben zufrieden oder sehr zufrieden (siehe hierzu auch den Vorabbericht der KBU).

· 31 Prozent der Leipzigerinnen und Leipziger besitzen einen Garten, entweder einen eigenen am (Wochenend-)Haus, in einer Kleingartensparte – oder einen Gemeinschaftsgarten.

· 39 Prozent der Befragten planen in den nächsten zwei Jahren einen Umzug.

· Im Durchschnitt verfügen die Leipziger Haushalte über 0,7 Privat-Pkw (ohne Firmenwagen). Dieser Wert ergibt sich daraus, dass 58 Prozent der befragten Haushalte ein oder mehrere Autos besitzen, 42 Prozent der Haushalte jedoch über keinen privaten Pkw verfügen.

· Knapp die Hälfte der Leipziger Bevölkerung – 47 Prozent – hat einen sogenannten Body-Mass-Index von 25 und mehr und gilt damit als übergewichtig; 16 Prozent sind adipös, also stark übergewichtig. Mit zunehmendem Alter steigt auch der Anteil übergewichtiger Personen deutlich an. So liegen mit 63 Prozent in der Altersgruppe der 55- bis 85-Jährigen rund zwei von drei Befragten über dem Normalgewicht, während es bei den unter 35-Jährigen 28 Prozent sind. Auch geschlechts- und bildungsselektive Unterschiede fallen auf.

· 18 Prozent der Leipzigerinnen und Leipziger engagieren sich ehrenamtlich: Damit ist die freie Mitarbeit oder Mitwirkung jenseits von Familie und Berufsarbeit gemeint.

· Gut drei Viertel der Bürgerinnen und Bürger (77 Prozent), geben an, auch Bio-Lebensmittel zu erwerben. Bei Leipzigern zwischen 25 und 44 Jahren liegt dieser Anteil am höchsten und macht zudem knapp 30 Prozent des gesamten Warenkorbs aus.

Für die Kommunale Bürgerumfrage hat das Amt für Statistik und Wahlen zwischen Oktober 2023 und Januar 2024 insgesamt 25.000 Leipzigerinnen und Leipziger angeschrieben und nach ihren Meinungen und Bewertungen zu unterschiedlichen Themen gefragt. Auch Angaben zur soziodemografischen sowie ihrer ökonomischen Situation wurden erfasst.

Im Rücklauf konnten 8.261 Fragebögen aus vier Fragebogenvarianten ausgewertet werden, das entspricht einer Rücklaufquote von 35 Prozent. Weitere Informationen und den Bericht gibt es unter www.leipzig.de/statistik.

In weiteren Beiträgen werden wir an dieser Stelle noch auf andere bemerkenswerte Ergebnisse der „Bürgerumfrage 2023“ eingehen.

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