Die Konjunktur in Deutschland lahmt seit zwei Jahren, wenn man die Corona-Auswirkungen mitrechnet, seit vier. In den Medien liest man die seltsamsten – aber immer gleichen – Begründungen dafür, nur um ja nicht einzugestehen, dass 16 Jahre politischer Stillstand und eine falsche Steuerpolitik dafür sorgten, dass dem Land die Puste ausgeht. Festhalten am vermeintlich zu bewahrenden status quo führt mitten hinein in die Stagnation. Da freuen sich Sachsens Arbeitsagenturen, dass die Arbeitslosigkeit wenigstens ein bisschen sinkt.

Auch wenn das im November 2024 vor allem saisonale Effekte sind, welche die Arbeitslosigkeit auch in Leipzig im November leicht sinken ließen. 26.927 Menschen waren arbeitslos gemeldet, 142 Personen weniger (-1 Prozent) als im Oktober, aber das waren eben doch 3.485 Personen bzw. 15 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote betrug 7,9 Prozent und war identisch zum Vormonatsniveau. Vor einem Jahr lag sie bei 7 Prozent.

„Im November ging die Arbeitslosigkeit leicht zurück, die Arbeitslosenquote blieb jedoch unverändert bei 7,9 Prozent. Der Zugang an gemeldeten Stellen war weiterhin rückläufig und der Stellenbestand erreichte ein niedriges Niveau. Die Dynamik am Arbeitsmarkt blieb schwach, was sich in rückläufigen Zu- und Abgängen zwischen Beschäftigung und Arbeitslosigkeit widerspiegelt.

Positiv ist der Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, doch insgesamt überwiegen die negativen Entwicklungen, was auf eine herausfordernde Lage am Arbeitsmarkt hinweist“, kommentiert der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig, Ricardo Donat, die Zahlen.

Berufseinstieg schwer gemacht

Was dann das nächste Problem nach sich zieht: Die Chancen für einen Berufseinstieg für junge Leute haben sich deutlich verschlechtert. Seit 2020 ist die Zahl der arbeitslosen 15- bis 24-jährigen kontinuierlich von knapp 1.600 auf über 2.600 gestiegen. Die Firmen halten sich bei Neueinstellungen deutlich zurück.

Die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Was nicht bedeutet, dass einige Branchen nicht trotzdem weiter nach Personal suchen, nur eben meist nicht die, bei denen junge Leute auf einen Berufseinstieg hoffen. Wieder dominiert hier wie in früheren Krisenzeiten die Rolle der Zeitarbeitsfirmen und der Dienstleistungsanbieter. Aber es sind eben auch wichtige Branchen wie die Baubranche und das Gesundheits- und Sozialwesen, die Leute suchen.

Die Unternehmen suchen weiterhin Mitarbeitende, so die Arbeitsagentur: 1.049 Stellen wurden im November neu gemeldet (96 weniger als im Vormonat und 375 weniger als vor einem Jahr).

Die meisten freien Stellen gibt es aktuell in den Branchen sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen, Baugewerbe, Gesundheits- und Sozialwesen, Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz, Verkehr und Lagerei.

Aktuell befinden sich damit 7.212 freie Stellen im Bestand der Arbeitsagentur. Seit Jahresbeginn sind damit 13.272 Stellen eingegangen, das ist eine Abnahme gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 3.505 oder 20,9 Prozent.

Die Entwicklung der angebotenen freien Stellen in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Entwicklung der angebotenen freien Stellen in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Freie Stellen findet man in der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit oder über die kostenfreie Smartphone-App (Jobsuche – die Jobbörse der BA).

Zahlen zum Arbeitsmarkt im November

Im vergangenen Monat meldeten sich insgesamt 6.011 Personen arbeitslos. Davon kamen 2.286 Personen direkt aus Erwerbstätigkeit. 6.163 Menschen beendeten ihre Arbeitslosigkeit, davon nahmen 2.136 eine Erwerbstätigkeit auf.

Derzeit sind im Leipziger Agenturbezirk 2.633 Jugendliche unter 25 Jahren ohne Beschäftigung. Im Vorjahresvergleich liegt die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen um 330 bzw. 14,3 Prozent höher.

Die Anzahl arbeitsloser Frauen und Männer ab 50 Jahren hat sich im Vergleich zum Vorjahresmonat um 715 Personen auf 7.131 erhöht. Dies entspricht einem Anstieg um 11,1 Prozent.

Die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen ist im zurückliegenden Monat in Leipzig ebenfalls angestiegen. Im November 2024 waren 7.628 Menschen langzeitarbeitslos, 34 mehr als im September 2024. Im Vergleich zum November 2023 waren 1.243 bzw. 19,5 Prozent Langzeitarbeitslose mehr gemeldet.

Im Rechtskreis SGB III (Agentur für Arbeit) lag die Arbeitslosigkeit bei 9.155 Personen (96 Personen weniger als im Vormonat, aber 1.386 Personen mehr als vor einem Jahr).

Im Rechtskreis SGB II (Jobcenter) waren 17.772 Arbeitslose registriert (46 Personen weniger als im Vormonat, aber 2.099 Personen mehr als im Vorjahr).

In der Grundsicherung (Jobcenter) sank die Zahl der Bedarfsgemeinschaften im Vorjahresvergleich um 286 (entspricht -1 Prozent) auf insgesamt 30.977.

Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 39.169 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Das waren 356 Personen weniger (-1 Prozent) als vor einem Jahr.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar