Die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Deutschland stagniert. Seit zwei Jahren ist der Wurm drin. Der Hauptgrund sind die Turbulenzen auf dem Weltmarkt. Aber wenn die Exportindustrie schwächelt, wie es augenblicklich besonders die Autoindustrie betrifft, dann hat das Auswirkungen auf das ganze Wirtschaftsgefüge. Und damit auch auf den Arbeitsmarkt. Und so bringt auch der Oktober in Leipzig  keine optimistischen Nachrichten.

Die Arbeitslosigkeit in Leipzig hat sich im Oktober um 486 auf 27.069 weiter erhöht. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist ein Anstieg von 3.247 Arbeitslosen zu verzeichnen. Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im Oktober 7,9 Prozent, meldet die Arbeitsagentur Leipzig. Vor einem Jahr hatte sie sich auf 7,1 Prozent belaufen.

„Auch im Oktober blieb die sonst übliche Herbstbelebung in Leipzig aus. Wir beobachten eine leichte Zunahme der Arbeitslosenzahlen in allen Branchen, was die aktuellen Unsicherheiten in der Wirtschaft widerspiegelt. Erfreulich ist jedoch die Entwicklung bei den unter 25-Jährigen: Hier ist die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat gesunken, da viele junge Menschen erfolgreich eine Ausbildung oder Arbeit aufgenommen haben.

Unabhängig davon, wie sich der Arbeitsmarkt entwickelt, ist die Agentur für Arbeit Leipzig für die Bürgerinnen und Bürger da. Wir beraten, qualifizieren und sichern eine pünktliche Auszahlung der Leistungen. Unser Anspruch ist es, den Menschen in unserer Region auch in herausfordernden Zeiten die bestmögliche Unterstützung zu bieten“, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig, Ricardo Donat, zur jüngsten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in Leipzig.

Weniger neue Stellenangebote

Dass die Arbeitslosenzahlen wachsen, hat natürlich direkt damit zu tun, dass auch die Stellenangebote der Leipziger Unternehmen seit einem Jahr deutlich zurückgegangen sind. Viele Unternehmen halten sich inzwischen bei Stellenbesetzungen spürbar zurück.

Die Zahl der gemeldeten Arbeitsstellen ist im Bezirk der Agentur für Arbeit Leipzig auch im Oktober gesunken, und zwar um 28 auf 7.483. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es freilich schon 1.991 Stellenangebote weniger (–21 Prozent).

Arbeitgeber meldeten im Oktober 1.145 neue Arbeitsstellen. Das waren 228 oder 17 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Seit Jahresbeginn sind damit 12.223 Stellen eingegangen, das ist eine Abnahme gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 3.130 oder 20 Prozent. Zudem wurden im Oktober 1.242 Arbeitsstellen abgemeldet, 91 oder 7 Prozent weniger als im Vorjahr. Von Januar bis Oktober gab es insgesamt 13.729 Stellenabgänge, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das eine Abnahme von 1.857 oder 12 Prozent.

Entwicklung der Stellenangebote in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Entwicklung der Stellenangebote in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Der Großteil der neu gemeldeten Stellenangebote im Oktober kam aus den Wirtschaftsabschnitten der Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (255), der Arbeitnehmerüberlassung (203 neue Stellen), aus dem Gesundheits- und Sozialwesen (115) und dem Baugewerbe (112).

Was eben nicht heißt, dass die angebotenen Stellen den Profilen der Arbeitsuchenden entsprechen. Einige Branchen suchen nach wie vor nach neuen Mitarbeitern. Aktuell sind insbesondere in den folgenden Wirtschaftsbereichen zahlreiche Stellen vakant: 2.885 im Segment der Arbeitnehmerüberlassung, 1.187 in der Sparte für freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen, 520 im Baugewerbe und 479 Gesundheits- und Sozialwesen.

Das Nachwuchsproblem spitzt sich zu

Aber das alles sind Zahlen, die nur darüber hinwegtäuschen, dass die sächsische Wirtschaft gerade ein veritables Nachwuchsproblem bekommt. Nicht nur die Zahl der Bewerber um einen Ausbildungsplatz sinkt seit Jahren, auch die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen sinkt.

Die Bilanz für das Beratungsjahr 2023/2024 ist nun verfügbar, teilt die Arbeitsagentur Leipzig mit. Sie umfasst den Zeitraum von Oktober 2023 bis zum September 2024.

„Im Ausbildungsmarkt sehen wir einen Rückgang sowohl bei den Bewerberinnen und Bewerbern als auch bei den Ausbildungsstellen im Jahr 2024. Von den 2.578 gemeldeten Ausbildungsstellen sind derzeit 252 unbesetzt, während 170 Jugendliche noch ohne Ausbildungsplatz sind.

Doch auch nach Beginn des Ausbildungsjahres im August gibt es für interessierte Jugendliche weiterhin Möglichkeiten, sich zu bewerben und eine Ausbildung zu beginnen. Die Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden, stehen sehr gut. Die Agentur für Arbeit Leipzig bleibt mit Beratung und Nachvermittlung den gesamten Herbst über unterstützend zur Seite“, betont Ricardo Donat.

Entwicklung von Ausbildungsstellen und Bewerbern in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Entwicklung von Ausbildungsstellen und Bewerbern in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Seit Oktober 2023 wurden der Arbeitsagentur Leipzig 2.578 Ausbildungsstellen, davon 2.435 betriebliche und 143 außerbetriebliche, zur Besetzung gemeldet. Das waren 595 Ausbildungsstellen weniger als im Beratungsjahr 2022/2023. Dies entspricht einer Abnahme von 18,8 Prozent. Gegenwärtig sind noch 252 Ausbildungsstellen unbesetzt. Dies entspricht 51 Stellen bzw. 2,1 Prozent weniger als im Vorjahr.

Die Botschaft ist eigentlich seit Jahren klar: Der sächsischen Wirtschaft geht der Nachwuchs aus. Vorgesorgt hat die Politik zu keinem einzigen Zeitpunkt. Womit auch das Thema Demographie auf der „Nicht erledigt“-Liste auch und gerade der langjährig in Sachsen regierenden CDU steht. Man lässt es einfach so mitlaufen und tut so, als wäre Migration ein viel größeres Problem, obwohl es ein Teil der Lösung sein müsste. Das Ergebnis: Wer den Argumentationsketten der Rechtspopulisten folgt, löst kein einziges Problem und sorgt tatsächlich erst dafür, dass absehbare Probleme sich bis zum Desaster aufschaukeln.

Der Arbeitsmarkt in Zahlen

Im Oktober meldeten sich 7.042 Personen (neu oder erneut) arbeitslos, das waren 1.046 mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig beendeten 6.571 Personen ihre Arbeitslosigkeit, 181 mehr als im Oktober 2023.

Derzeit sind im Leipziger Agenturbezirk 2.722 Jugendliche unter 25 Jahren ohne Beschäftigung. Im Vorjahresvergleich liegt die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen um 255 bzw. 10,3 Prozent höher.

Im Oktober 2024 waren in Leipzig 7.103 Frauen und Männer ab 50 Jahre arbeitslos. Die Zahl älterer Arbeitsloser hat sich im Vergleich zum Vorjahresmonat 679 Menschen bzw. 10,6 Prozent erhöht.

Die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen ist im zurückliegenden Monat in Leipzig gestiegen. Im Oktober 2024 waren 7.594 Menschen langzeitarbeitslos, 317 mehr als September. Im Vergleich zum Oktober 2023 sind aktuell 1.154 Langzeitarbeitslose mehr gemeldet.

Im Rechtskreis SGB III lag die Arbeitslosigkeit bei 9.251, das sind 82 mehr als im Vormonat und 1.336 mehr als im Vorjahr. Die anteilige SGB III-Arbeitslosenquote lag bei 2,7 Prozent.

Im Rechtskreis SGB II gab es 17.818 Arbeitslose, das ist ein Plus von 400 Personen gegenüber September; im Vergleich zum Oktober 2023 waren es 1.911 Arbeitslose mehr. Die anteilige SGB II-Arbeitslosenquote betrug 5,2 Prozent.

In Leipzig gab es im Oktober 31.151 Bedarfsgemeinschaften. Das waren 249 weniger als im Vormonat und 152 weniger als im Oktober des Vorjahres.

Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 39.427 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat entspricht dies einer Verringerung um 280 Personen. Im Vergleich zum Vorjahr verringert sich die Zahl um 139 Personen.

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