Man muss es nicht verstehen, dass gleich mehrere Parteien im sächsischen Landtagswahlkampf den Klimaschutz ignorieren oder gar so tun, als wäre der eine Zumutung für die ach so stolzen und bodenständigen Sachsen, als hätte Klimaschutz in der Bevölkerung überhaupt keinen Rückhalt. Aber das Gegenteil ist der Fall. Eine aktuelle Umfrage der Initiative Klimaneutrales Deutschland (IKND) zeigt, dass fast die Hälfte der sächsischen Bevölkerung an einem klaren Plan der Staatsregierung zweifelt.
Gleichzeitig fordern 69 Prozent der Befragten einen parteiübergreifenden Konsens zur Umstellung auf erneuerbare Energien. Die Ergebnisse verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf für die nächste sächsische Staatsregierung.
Laut der Umfrage zur Energiewende in Sachsen zweifelt fast die Hälfte der sächsischen Bevölkerung (45 Prozent) an einem klaren Plan der Staatsregierung für die Energieversorgung in den nächsten zehn Jahren. Besonders skeptisch sind 14 Prozent, eher skeptisch 31 Prozent. Fast jeder Fünfte antwortet mit „weiß nicht“.
Was natürlich mit der Kohlepolitik der sächsischen CDU und ihres Ministerpräsidenten Michael Kretschmer zu tun hat, der immer wieder darauf pocht, die Kohlemeiler sollten zwingend bis 2038 laufen, obwohl sie schon lange vorher nicht mehr rentabel werden arbeiten können. Damit wird der Aufbau alternativer Energieerzeugung immer wieder ausgebremst und die Energiepolitik hat tatsächlich keine klare Linie.
70 Prozent für Ende der fossilen Energien
Ein deutliches Signal der repräsentativen Umfrage ist, dass sieben von zehn Befragten (69 Prozent) einen parteiübergreifenden Konsens zur Umstellung von fossilen zu erneuerbaren Energien in Sachsen fordern. Dieser Wunsch wird von Wählerinnen und Wählern aller politischen Parteien unterstützt: Die Grünen (94 Prozent), BSW (80 Prozent), CDU (78 Prozent), Die Linke (78 Prozent), SPD (74 Prozent), FDP (63 Prozent) und AfD (57 Prozent). Der „Sachsen-Kompass“ (ein Projekt der „Sächsischen Zeitung“) zeigt, dass die Mehrheit der sächsischen Bevölkerung erneuerbare Energien befürwortet, wie die „Sächsische Zeitung“ kürzlich berichtete.
„Diese Zahlen sind ein deutlicher Handlungsauftrag an die nächste sächsische Staatsregierung,“ betont IKND-Geschäftsführerin Carolin Friedemann. „Die Bürgerinnen und Bürger in Sachsen erwarten eine klare und parteiübergreifende Strategie zur Umsetzung der Energiewende und Sicherung der sächsischen Energieversorgung.“
Die Befragten sehen vor allem die sächsische Staatsregierung (35 Prozent) und den Sächsischen Landtag (27 Prozent) in der Verantwortung, die Ziele des sächsischen Energie- und Klimaprogramms zu erreichen. An zweiter Stelle wird mit einem knappen Drittel (32 Prozent) die Bundesregierung genannt.
Energiewende in privaten Haushalten
Trotz der Skepsis gegenüber der Regierungsstrategie zeigt sich eine hohe Bereitschaft zur privaten Beteiligung an der Energiewende: Fast jeder dritte Sachse würde eine Dachsolaranlage installieren (30 Prozent), wenn die Finanzierung gesichert wäre. Für Solaranlagen auf dem Balkon zeigen 20 Prozent Interesse. Auch Investitionen in die energetische Sanierung sind beliebt: Dämmung von Dach und Fassade (22 Prozent) sowie Wärmepumpen (17 Prozent) werden bevorzugt. Nur sehr wenige erwägen noch die Anschaffung einer Öl- (3 Prozent) oder Gasheizung (6 Prozent).
„Ein kritischer Aspekt ist die Finanzierung in Privathaushalten und genau hier sehen wir einen eindeutigen Auftrag an die künftige Sächsische Staatsregierung. Wer die Energiewende wirklich will, muss dafür sorgen, dass auch Haushalte mit kleinerem und mittlerem Einkommen die Kosten stemmen können“, sagt Markus Schlimbach, Vorsitzender des DGB Bezirk Sachsen.
Unterschätzte Zustimmung für Windenergie
Bemerkenswert ist die Diskrepanz zwischen der tatsächlichen und der wahrgenommenen Akzeptanz von Windenergie: Die Mehrheit derjenigen, die Windenergieanlagen in ihrem direkten Wohnumfeld haben, befürworten diese (59 Prozent). Nur 31 Prozent lehnen diese ab. Jedoch schätzt jeder zweite (49 Prozent) die Stimmung im eigenen Umfeld als ablehnend gegenüber Windenergieanlagen ein, obwohl die tatsächliche Akzeptanz höher ist.
„Um die Ziele der Energiewende und insbesondere die geplanten Erzeugungskapazitäten für grünen Wasserstoff in der Region zu realisieren, bedarf es des konsequenten Ausbaus erneuerbarer Energien, insbesondere der Windkraft“, betont Jörn-Heinrich Tobaben, Geschäftsführer der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland. „Die Ergebnisse zeigen, dass auch in Sachsen dafür eine Akzeptanz in der Bevölkerung besteht. Es ist wichtig, diese positive Einstellung stärker zu berücksichtigen und zu kommunizieren.“
Handlungsauftrag an die Politik
Die Ergebnisse unterstreichen den dringenden Handlungsbedarf für die nächste sächsische Staatsregierung und den Landtag die Energiewende unter Einbeziehung aller Parteien voranzutreiben, konkrete Maßnahmen zur Förderung der Energiewende zu ergreifen und das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Energiezukunft Sachsens zu stärken.
Die Initiative Klimaneutrales Deutschland (IKND): Die Initiative Klimaneutrales Deutschland (IKND) ist eine gemeinnützige Organisation, die einen Beitrag dazu leisten will, dass Deutschland klimaneutral wird. Die IKND unterstützt die faktenbasierte, parteiübergreifende Debatte über Klimaschutz und Energiewende. Hierfür steht sie im Austausch mit verschiedenen Akteuren aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. Finanziert wird die IKND von der European Climate Foundation.
Zur Methode der Umfrage: Das Meinungsforschungsunternehmen INSA-Consulere hat im Auftrag der Initiative Klimaneutrales Deutschland vom 01. bis 08. Juli 2024 insgesamt 1.000 Personen aus Sachsen ab 18 Jahren befragt.
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