Die Zahl wohnungsloser Menschen hat sich laut Statistischem Bundesamt drastisch erhöht. Für den Freistaat Sachsen wurden zum 31. Januar 2024 – dem Stichtag der bundesweiten Erhebung – insgesamt 4.535 wohnungslose Menschen gezählt. Im Vorjahr waren es noch 2.935. Wobei das Statistische Bundesamt einschränkt, dass die deutlich gestiegene Zahl auch mit einer besseren Erfassung der betroffenen Personen zusammenhängt.

Das heißt: Die neuen Zahlen bilden realistischer ab, wie viele Menschen in Deutschland keine Wohnung haben.

Eine Steigerung der registrierten bundesweiten Zahl von 178 .000 im Jahr 2022 auf 372.000 im Jahr 2023 und 439.500 im Januar 2024 hat sogar einen ganz besonders aktuellen Grund, wie das Statistische Bundesamt feststellt: „Zum Stichtag 31. Januar 2024 wurden 136.900 geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer in der Statistik erfasst (2023: 130.000). Mit knapp einem Drittel (31 %) aller untergebrachten Wohnungslosen bildeten sie – unterschieden nach der Staatsangehörigkeit – wie bereits im Vorjahr die größte Gruppe in der Statistik (2023: 35 %).“

Was aber eben nicht bedeutet, dass die Menschen alle auf der Straße leben. Oft sind sie bei anderen Menschen untergekommen, öfter bekommen sie von der Kommune auch eine Notunterkunft gestellt. Seit drei Jahren, seit auch offiziell eine Wohnungslosenstatistik geführt wird, liegt auch in Leipzig der Fokus verstärkt auf den Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen keine Wohnung haben.

Gestiegene Zahlen auch in Leipzig

In der Stadt Leipzig waren zum 31. Januar insgesamt 945 wohnungslose Menschen untergebracht. Im Vergleich zum Jahr 2023 waren das 185 Personen mehr. Eine Leerstelle der Erfassung seien aber weiterhin die Menschen, die auf der Straße leben, ohne Notunterkünfte aufzusuchen und diejenigen, die bei Bekannten oder Familienangehörigen übernachten, stellt Juliane Nagel, Stadträtin der Fraktion Die Linke im Leipziger Stadtrat, fest.

„Die aktuellen Zahlen der Wohnungslosenstatistik zeigen die dramatische Lage in aller Klarheit. Mehr Menschen verlieren ihre Wohnung oder finden auf dem Wohnungsmarkt keinen Platz mehr. Das darf nicht als Normalität hingenommen werden“, sagt die Stadträtin.

„Mit dem Verlust der Wohnung ist der Verlust des eigenen Rückzugs- und Ruheortes verbunden, Wohnungslosigkeit bedeutet Verletzlichkeit, keine Privatsphäre und ist ein zentraler Motor für den sozialen Abstieg. Dass geflüchtete Menschen keine Wohnung finden und dauerhaft in zentralen Sammelunterkünften oder gar Zeltunterkünften leben, ist ebenso wenig hinzunehmen.“

Die Linksfraktion im Leipziger Stadtrat arbeite seit vielen Jahren konstruktiv an Lösungen zur Vermeidung und Beendigung von Wohnungslosigkeit und zur Verbesserung der Lage wohnungsloser Menschen in Leipzig.

„Auf unsere Initiative hin ist der Hilfebus als zentrales Element der Hilfelandschaft entstanden, Träger der sozialen Arbeit wurden in ihrer wichtigen Arbeit gestärkt, eine mobile medizinische Versorgung geschaffen. Mit dem Ausbau des Leipziger Modellprojekts ‚Eigene Wohnung‘ können zudem noch mehr langjährig Wohnungslose den Weg zurück in die soziale Stabilisierung nehmen“, zählt Juliane Nagel auf.

„Doch es bleibt noch viel zu tun. Entsprechend der im Juni vom Stadtrat beschlossenen Fortschreibung des Wohnungspolitischen Konzeptes braucht es mehr Bemühungen zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums. Für besonders verletzliche/vulnerable Gruppen wollen wir bessere Zugänge in Wohnraum schaffen.

Der Freistaat Sachsen darf nicht weiter wichtige Mieter/-innenschutzinstrumente wie die Erschwernis der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen oder den verlängerten Kündigungsschutz für Mieter/-innen umgewandelter Wohnungen blockieren. Auch der Zweckentfremdung von Wohnraum muss endlich wirksam ein Riegel vorgeschoben werden. Dafür werden wir uns als Linke weiter starkmachen!“

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