Wenn Unternehmen ankündigen, dass sie sich bei Neueinstellungen zurückhalten wollen, dann hat das Folgen. Zu Beginn des Jahres 2024 wird das in der Statistik der Erwerbstätigkeit in Sachsen sichtbar. Im 1. Quartal 2024 gab es 2.065 Millionen Erwerbstätige in Sachsen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal verringerte sich ihre Zahl um knapp 1.000 Personen oder 0,04 Prozent, teilte das Landesamt für Statistik am Dienstag, dem 25. Juni, mit.
Damit ging die Zahl der Erwerbstätigen in Sachsen seit dem Jahr 2021 erstmals wieder im 1. Quartal zurück. Deutschlandweit gab es dagegen ein Wachstum von 0,3 Prozent. Während die Entwicklung der Erwerbstätigen in den westdeutschen Ländern ohne Berlin mit 0,4 Prozent positiv ausfiel, verringerte sich ihre Zahl in den fünf ostdeutschen Ländern um 0,3 Prozent.
Und das dürfte mit der Zeit brandgefährlich werden. Denn damit verliert der Freistaat vor allem Erwerbstätige in den Branchen, die für die Produktivität im Freistaat zuständig sind.
Rückgang vor allem im Produzierenden Gewerbe
Der Rückgang der Erwerbstätigenzahl im 1. Quartal 2024 gegenüber dem 1. Quartal 2023 betraf vorrangig das Produzierende Gewerbe (-1,4 Prozent oder -7.400 Personen). Maßgeblich verantwortlich für diesen Rückgang war das sächsische Baugewerbe mit -1,7 Prozent bzw. rund 2.600 Erwerbstätigen weniger, gefolgt vom Verarbeitendem Gewerbe (-1,5 Prozent bzw. -5.300 Personen). Der Bereich Land- und Forstwirtschaft, Fischerei verzeichnete einen Rückgang um 1,0 Prozent bzw. 200 Personen.
Im Dienstleistungsbereich dagegen erhöhte sich die Zahl der Erwerbstätigen im 1. Quartal 2024 um 0,4 Prozent oder 6.700 Erwerbstätige. Innerhalb dieser Branche konnte der Bereich öffentliche und sonstige Dienstleister einschließlich Erziehung und Gesundheit den deutlichsten Zuwachs mit 0,8 Prozent bzw. reichlich 5.500 Personen verbuchen.
Dem folgten das Grundstücks- und Wohnungswesen, Finanz- und Unternehmensdienstleister mit 0,3 Prozent bzw. 1.100 Personen mehr. Der Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation blieb dagegen nahezu unverändert (+0,0 Prozent bzw. knapp 100 Personen).
Eine gefährliche Entwicklung
Wobei hinter den Zahlen im Produzierenden Gewerbe eher keine Entlassungswellen stehen dürften, sondern schlichtweg ein Verzicht auf Neueinstellungen. Das bekommen vor allem junge Arbeitsuchende zu spüren.
Doch sie sind auch die mobilste Altersgruppe: Wenn sie in sächsischen Unternehmen nicht eingestellt werden, dürfte eine Arbeitsplatzsuche im Westen der nächste Schritt sein. Das heißt: Die Einstellungszurückhaltung im produzierenden Gewerbe in Sachsen hat ganz sicher wieder demografische Folgen und weitere Abwanderungen zur Folge. Und das in einer Situation, in der Sachsen in einen riesigen Mangel an Arbeitskräften hineinwächst – auch noch befeuert von einer zuwanderungsfeindlichen Stimmung, die ebenfalls mögliche Arbeitskräfte abschreckt.
Das Ganze wird zu einer höchst gefährlichen Mischung für den Wirtschaftsstandort Sachsen. Da hilft auch nicht, wenn die Regierung in der Welt herumreist, um dort Arbeitskräfte anzuwerben. Der Effekt verpufft, wenn die Hausaufgaben zu Hause nicht erledigt werden. Doch statt wichtige Impulse mit Investitionen zu setzen, die unter anderem der Baubranche helfen würden, verkündet Sachsens Finanzminister Hartmut Vorjohann strenge Haushaltsbandagen.
Und beweist damit letztlich, dass zumindest die CDU in Sachsen nicht begriffen hat, wie man in Flautezeiten als Landesregierung Konjunkturanreize setzen muss und damit tatsächlich die Zukunft in den Blick nimmt. Letztlich geht es um die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes, das dringend neue Impulse braucht, um konkurrenzfähig zu bleiben.
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