Lebenszufriedenheit hat auch etwas mit dem Gefühl zu tun, ob das Geld eigentlich zum Leben reicht oder ob man ständig Abstriche bei wichtigen Dingen machen muss – sei es die Kultur, der geplante Urlaub, der nächste Einkauf. Dass die Lebenszufriedenheit in Leipzig 2023 wieder leicht anstieg, könnte auch damit zu tun haben, dass die erstreikten Lohnerhöhungen in mehreren Branchen positiv im Geldbeutel spürbar wurden.
Die durchschnittlichen Monatsnettoeinkommen jedenfalls stiegen deutlich von 1.622 Euro auf 1.731 Euro. Was trotzdem nicht heißt, dass alle Einkommensgruppen gleichermaßen zulegten und auch nicht, dass sich nun für die Meisten auch die Mietsituation entspannte. Im Gegenteil: Der Druck auf Menschen mit geringem Einkommen ist auf dem Mietwohnungsmarkt weiter gewachsen.
Und 85 Prozent der Leipziger wohnen eben einmal zur Miete. Daran hat sich seit Jahren nichts geändert. Und daran wird sich auch nichts ändern, wenn immer mehr Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt werden: Die Besitzer sind dann in der Regel nicht die Menschen, die drin wohnen.
So stieg allein die Gesamtmietbelastung der Leipziger Haushalte von 9,18 auf 9,60 Euro je Quadratmeter, die Kaltmiete darin allein von 6,60 auf 6,88 Euro. Was unter anderem damit zu tun hat, dass Gutverdiener auch in höherpreisige Wohnungen ziehen. Denn bei den Leipzigern, die zu den 28 Prozent in der höchsten Einkommensklasse ab 3.200 Euro Haushaltseinkommen gehören, ist es in der Regel leichter, auch die deutlich höheren Mieten im heutigen Neubau zu bezahlen.
Das wird deutlich, wenn die Mietbelastungsquote ausgerechnet wird, die in der höchsten Einkommensklasse mit 20 Prozent weiterhin deutlich niedriger liegt als in den niedrigeren Einkommensgruppen. Und die Mietpreisentwicklung macht sich wieder deutlich in der niedrigsten Einkommensgruppe bemerkbar, wo die Mietbelastungsquote binnen eines Jahres um 8 Prozent auf 48 Prozent anstieg.
Was nun einmal deutlich davon erzählt, dass der Wohnungsmarkt kaum noch Wohnungen mit niedrigen Mieten bereithält und auch Geringverdiener in Wohnungen mit hohen Quadratmetermieten ziehen müssen, wenn sie in der Stadt ein Obdach finden wollen.
Das trifft dann vor allem Studierende, Rentner und Arbeitslose. Und ein weiterer Fragekomplex macht dann deutlich, dass die Mehrzahl der Leipziger gar nicht wegziehen will – manchmal auch gar nicht kann, weil ein Wegzug neue Belastungen z.B. bei der Mobilität mit sich bringt. Aber auch beim Einkauf, der Kinderbetreuung, der ärztlichen Versorgung. Es klingt immer so schön: Dann zieht man halt ins Grüne.
Doch wenn es um die simpelsten Grundversorgungen geht, ist „das Grüne“ ganz und gar nicht so billig.
Außer vielleicht, man findet eine Wohnung in der Nähe einer S-Bahn-Station, an einer Bus- oder Straßenbahnhaltestelle. Dann kostet der Rauszug aus der Stadt nur eine Menge Zeit, die man dann im ÖPNV unterwegs ist. Aber zumindest wird das seit letztem Jahr mit dem 49-Euro-Ticket bezahlbarer.
Eine neue Frage betraf deshalb auch die Nutzung des 49-Euro-Tickets. 35 Prozent der Leipzigerinnen und Leipziger gaben an, das Ticket im vergangenen Jahr gekauft zu haben. Bei den jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren lag dieser Wert sogar bei 70 Prozent. Vor allem in den Sommermonaten bis in den Oktober hinein erfreute es sich demnach großer Beliebtheit. Denn damit wurden der Sommerausflug oder die Ferienreise mit dem Regionalverkehr leichter finanzierbar.
Wobei die hohe Nutzung im November und Dezember zugleich darauf hindeutet, dass das 49-Euro-Ticket auch im Alltagsgebrauch zunehmend zum Normalen wird. Abgesehen von den 56 Prozent der Befragten, die angaben, noch nie ein 49-Euro-Ticket gekauft zu haben. Möglicherweise, weil sie ihre Wege nach wie vor vorrangig mit dem Auto zurücklegen.
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Möglicherweise fahren diese Menschen aber auch einfach nicht mit dem ÖPNV, sondern gehen zu Fuß oder fahren mit dem Fahrrad.
Und bezahlen trotzdem für die LVB mit, LVV lässt grüßen.
Bitte, gern geschehen 🙂