Leipzig wächst. Auch trotz all der Probleme für junge Leute und Menschen mit niedrigen Einkommen, in der Stadt noch eine bezahlbare Wohnung zu bekommen. Im Herbst sah es noch ganz so aus, als würde Leipzig stagnieren. Eine Softwareumstellung im Einwohnermeldeamt sorgte für Lücken in der Datenerhebung und aufkommende Zweifel, ob das Leipziger Bevölkerungswachstum so anhält.

Und ob es immer so weiter geht, weiß ja niemand. Leipzig lebt von Zuwanderung – zunehmend Zuwanderung aus dem Ausland. Und daran wollen ja eine ganze Reihe Parteien herumdoktern, weil sie glauben, dass man Probleme damit löst, dass man Menschen aussperrt und abschiebt. Das zeugt zumindest von einer gewaltigen Ignoranz gegenüber den Prozessen, die unsere Welt gerade verändern.

Ganz zu schweigen von der Blindheit für demografische Entwicklungen, die auch Sachsens CDU und ihr zuständiger Regionalminister immer wieder an den Tag legen. Menschen gehen nun einmal dort hin, wo sie eine gute Arbeit und eine Perspektive für ihr Leben finden. Kluge Regierungen machen ihr Land und ihre Städte deshalb attraktiv. Und sorgen gleichzeitig dafür, dass Städte wie Leipzig genug Geld haben, um das Wachstum zu gestalten.

Die Rolle einer Metropole

Städte wie Leipzig sind Kerne von Wachstumsregionen. Metropolregionen in der europäischen Bezeichnung. Und das ändert sich auch nicht, wenn eine Landesregierung versucht, der Stadt ihre Investitionsspielräume zu beschneiden. Landespolitisch betrachtet ist das sogar dumm und erzählt davon, dass die zuständigen Minister nicht einmal verstanden haben, was Demografie mit Wirtschaftsentwicklung zu tun hat.

Was leider heißt: Leipzigs Probleme werden sich weiter verschärfen – gerade im Bereich des bezahlbaren Wohnraums.

Denn die Softwareumstellung im Einwohnermeldeamt ist inzwischen beendet, die Anmeldedaten wurden vervollständigt. Und so meldet die Stadt Leipzig zum Jahreswechsel 2023/2024 einen neuen Einwohnerhöchststand von 628.718 Menschen. Das sind 4.029 mehr als noch vor einem Jahr.

Dass die Zahl gerade im Herbst wieder deutlich anstieg, hat natürlich damit zu tun, dass in dieser Zeit viele junge Leute ihre Ausbildung und ihr Studium in Leipzig beginnen. Aber viele starten auch ihre neue Beschäftigung.

Abhängig von Zuwanderung

Wie stark Leipzig von dieser Zuwanderung abhängt, zeigt der Blick auf die Geburtenzahl, die 2023 ein weiteres Mal in Folge absank – von 5.862 auf 4.900. Bis 2021 hatten die Geburtenzahlen noch über 6.000 gelegen. Dem gegenüber stand 2023 die Zahl von 6.896 Gestorbenen. Die Zahl lag nur wenig unter den hohen Gestorbenenzahlen in den Jahren 2021 und 2022, als es über 7.000 waren.

Das heißt: Allein durch den Gestorbenenüberschuss würde Leipzig jedes Jahr um die 2.000 Einwohner/-innen verlieren. Und damit dasselbe Schicksal erleben wie Sachsen – einfach nur noch schrumpfen. Die Zeit, dass sich so ein Land allein aus dem eigenen Nachwuchs stabilisieren würde, ist vorbei. Dazu sind die Geburtenraten viel zu niedrig. Was auch wieder mit den ökonomischen Rahmenbedingungen zu tun hat.

In einer anderen Tabelle erfährt man dann noch, dass tatsächlich sogar noch mehr Menschen in Leipzig wohnen – wie etwa hier Arbeitende, die eine Zweitwohnung nutzen. Mit diesen Menschen kommt Leipzig zum Jahreswechsel auf 634.098 Einwohner/-innen.

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