Im neuen Quartalsbericht der Stadt nahm das Amt für Statistik und Wahlen auch einmal die Durchschnittsverdienste in den Leipziger Ortsteilen unter die Lupe. Fast 260.000 Leipzigerinnen und Leipziger sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 166.000 von ihnen gehen einer Vollzeitbeschäftigung nach. Erstmalig kann die Stadt Leipzig auf diese Informationen ortsteilscharf zugreifen und kleinräumige Unterschiede in den Verdienststrukturen der Stadtbevölkerung darstellen.
Und natürlich ist das Ergebnis auch ein bisschen, wie es zu erwarten war: Vergleichsweise hohe Verdienste weisen die Bewohner/-innen westlich und südlich des Zentrums aus. Waren es einmal Ortsteile wie das Waldstraßenviertel und Schleußig, die als Wohnorte der Besserverdienenden hervorstachen, erstreckt sich der Gürtel der von Gutverdienenden bevorzugten Ortsteile mittlerweile vom Waldstraßenviertel im Norden bis nach Connewitz.
Womit auch diese Einkommensauswertung bestätigt, wovor sich die Connewitzer seit Jahren fürchten: Die Gentrifizierung hat ihren Ortsteil längst erreicht, vorangetrieben von hochpreisigem Wohnungsbau, der in seinem Umfeld die Mieten drastisch steigen lässt und damit Geringverdiener und Familien mit Kindern zunehmend aus dem Kiez vertreibt.
Oder so formuliert: Wer in Leipzig nicht zu den Gutverdienern gehört, kann sich immer mehr attraktive Viertel gerade im Herzen der Stadt nicht mehr leisten.
Wohin mit kleinem Einkommen?
Noch gibt es Quartiere, in denen diese Personen dann noch ein bezahlbares Unterkommen finden. Auch das zeigt sich in der Verdienstauswertung: Unterdurchschnittliche Verdienste realisieren dagegen (noch) die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die in Grünau oder im Leipziger Osten wohnen. Der Autor des Beitrags im Quartalsbericht zeigt sich sogar optimistisch, weil eine weitere Auswertung zeigt, „dass gerade in diesen Gebieten die Entgelte die höchste Dynamik aufweisen.“
Bewohner/-innen des Leipziger Ostens konnten ihre Verdienste in den letzten fünf Jahren teilweise um mehr als 25 Prozent steigern. Gleiches gilt für die Ortsteile des alten Westens (Alt-Lindenau, Plagwitz und Kleinzschocher) sowie Teile Grünaus.
Man kann diesen Effekt freilich auch anders interpretieren, denn mit unter 3.000 Euro Monatsentgelt liegen diese Ortsteile trotzdem weiterhin deutlich unterm Stadtdurchschnitt. Der Zuwachseffekt kann auch dadurch entstanden sein, dass Familien und Einzelpersonen aus Vierteln mit hohen Durchschnittseinkommen umziehen mussten, weil sie sich die gestiegenen Mieten nicht mehr leisten konnten, und in diesen Quartieren noch bezahlbaren Wohnraum fanden.
Die Stadt differenziert sich also immer stärker aus in die Wohngebiete der Gutverdienenden und in jene der Normal- und Geringverdiener.
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