Jeder zweite Sachse pendelt zu seiner Arbeit. Von 2,072 Millionen Erwerbstätigen, die 2022 ihren Arbeitsplatz in Sachsen hatten, pendelten 1.029.830 Menschen über die Grenzen ihres Wohnorts zur Arbeit. 979.161 Erwerbstätige wohnten und arbeiteten in derselben Stadt oder Gemeinde. Das waren knapp 49 Prozent aller Erwerbstätigen, wie das Landesamt für Statistik jetzt in einer neuen Auswertung feststellt.

Von den Erwerbstätigen, die auf ihrem Weg zur Arbeit keine Gebietsgrenze überschritten, waren rund 49 Prozent Frauen und 51 Prozent Männer. Bezogen auf alle Erwerbstätigen betrug der Frauenanteil rund 47 Prozent. Womit auch deutlich wird, dass nicht nur Männer jeden Tag den langen Arbeitsweg in die nächste größere Stadt auf sich nehmen.

Die Rolle der großen Städte

Und noch etwas wird deutlich: Die Arbeitsplätze im Freistaat konzentrieren sich immer mehr in den drei großen Städten.

Wie das Statistische Landesamt mitteilt, waren die Kreisfreien Städte Leipzig, Dresden und Chemnitz bevorzugtes Ziel der Auspendlerinnen und Auspendler aus allen anderen sächsischen Städten und Gemeinden. Die höchste Einpendelzahl in Sachsen wurde 2022 in der Stadt Leipzig festgestellt und der Frauenanteil bei diesen Einpendelnden betrug knapp 44 Prozent.

Mit 117.035 Einpendlern erreichte Leipzig 2022 einen neuen Spitzenwert (Dresden: 114.567).

Attraktive Arbeitsplätze für das Umfeld boten auch die Grenzstädte Görlitz und Plauen, so das Statistische Landesamt. In diesen beiden Städten lag der Anteil der Frauen an allen Einpendelnden bei 51 Prozent.

Und eine kleine Besonderheit gibt es im Leipziger Umfeld: Arbeitsplätze für das Umland bot unter anderem auch die Stadt Schkeuditz. Hier betrug jedoch der Anteil der Frauen an allen Einpendelnden nur rund 31 Prozent. Was schlicht daran liegt, dass hier vor allem Logistikjobs wie bei DHL angeboten werden, die zudem größtenteils in Nachtschichten stattfinden – das ist nicht nur für Frauen völlig unattraktiv. Es geht auch massiv auf die Gesundheit und ist mit einem Familienleben eigentlich nicht zu vereinbaren. Entsprechend hoch ist auch die Fluktuation in diesem Tätigkeitsfeld.

Der Pendleratlas

Im Pendleratlas stellen die Statistischen Ämter der Länder die Ergebnisse der Pendlerrechnung 2022 deutschlandweit interaktiv dar. Hier können Interessierte die Pendelverflechtungen zwischen einzelnen Städten und Gemeinden abrufen.

Die Pendlerrechnung wird anlässlich des Welttages der Stadtentwicklung für alle Gemeinden Deutschlands publiziert und basiert auf Auswertungen des Wohn- und Arbeitsortes. Dargestellt wird die potenzielle Mobilität der Pendelnden, das heißt der Weg zum Arbeitsort muss nicht zwangsläufig täglich zurückgelegt werden. Über 80 Prozent der sächsischen Erwerbstätigen sind nie zu Hause tätig (Ergebnisse des Mikrozensus). Deshalb können die Pendelverflechtungen unabhängig von der Nutzung des Homeoffice als sehr treffend eingeschätzt werden.

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Es gibt 3 Kommentare

@Rudi
Ich habe jetzt auf Statista auch eine gute Statistik gefunden, bis 2013.
Die Tendenz ist steigend, bei Auspendlern noch etwas mehr sogar.

Diese Entwicklung ist nicht gut.
Die Beliebigkeit, sich die besten Brocken unabhängig vom Territorium heraussuchen (zu können), geht – zurzeit, da kein überwiegend grüner Verkehr – auf Kosten der Umwelt. Außer Bahnfahrer.
Aber das kennen wir ja auch parallel bei Reisen, Flügen, Versandhandel etc.

Dass viele beim jetzigen “Fachkräftemangel” auf die Notwendigkeit dieser Pendelbewegungen verweisen würden, täte ich nicht glauben.

@christian
2019 (?) pendelten noch gut 90.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Leipzig, gut 60.000 pendelten aus Leipzig aus. Die beiden wichtigsten Orte sind/waren Schkeuditz und Halle. Das kann man übrigens auch gut in den Bahnen sehen. Leipzig – Schkeuditz fahren allerdings auch einige mit dem Fahrrad. Fürs einpendeln ist Markkleeberg bekannt – da gibts aber auch im Prinzip nichts.
Überraschend viele Menschen pendeln übrigens auch nach Leuna und Bitterfeld-Wolfen zur Arbeit.
Die beiden ersten ICE nach Berlin sind an jedem Morgen sehr gut gefüllt.

Man kann also folgendes festhalten:
* Ein großer Teil der Leipziger findet die Stadt zum Wohnen attraktiv, arbeitet aber außerhalb.
* Ein großer Teil der Auswärtigen findet das Umland zum Wohnen attraktiv, arbeitet aber in der Stadt.

Nun ist die immer wiederkehrende Frage, ob man die Infrastruktur einer (attraktiven) Stadt diesen großen Pendlerströmen anpassen sollte, oder versucht, die Attraktivität der Stadt zu erhalten / bewahren / schützen, damit die Stadt nicht nur als reiner Arbeitsort “verkommt”.
Ich denke, so manche Magistrale in Leipzig hat bereits an Attraktivität verloren und ist zur reinen Verkehrsverbindung degradiert worden.
Einpendlern wird das sicher egal sein, aber für die Auspendler verändert sich mit dem Ausbau von Verkehrsachsen ja auch die Qualität der Stadt.
Es sei denn, sie wohnen im Speckgürtel.

Interessant wäre mal die Entwicklung der letzten 10-20 Jahre, wie sich die Zahlen der Ein- / Auspendler verändert haben.
Leider ist die verlinkte Statistikseite nur bedingt bis gar nicht bedienbar und ausgabefreundlich.

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