Unter der Klimakrise und der dadurch bedingten extremen Trockenheit der vergangenen Jahre hat die Schiffbarkeit der Elbe gelitten und der Naturraum Elbe mit seinen Auen massiven Schaden genommen. In einer Umfrage des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zeigen sich mehr als die Hälfte der Deutschen angesichts der aktuellen Trockenheit besorgt (rund 55 Prozent) – je älter, desto mehr.
Knapp 37 Prozent der Befragten sind hingegen noch gar nicht oder kaum besorgt. Was schon verblüfft im Angesicht von zunehmend sichtbaren Dürrefolgen in Deutschland – von Waldbränden im Harz und in der Sächsischen Schweiz bis zu denen in Brandenburg, über austrocknende Teichen und Bäche bis hin zur Elbe, die nun regelmäßig jedes Jahr nur noch Niedrigwasser führt.
Und das Erstaunliche – gerade in Sachsen herrscht wenig Sorge vor der Wasserarmut – mit 45,7 Prozent ist der Freistaat letztes der Bundesländer. Alle anderen Bundesbürger/-innen sind unruhiger wegen der Trockenheit. Oder sollte man besser sagen: besser informiert?
Viele Menschen in Deutschland wären bei Wasserknappheit zu Einschränkungen bereit, kann der BUND Sachsen ebenfalls feststellen. Denn auch danach ließ er fragen. Knapp zwei Drittel der Befragten wären auch dafür, dass Unternehmen mit hohem Wasserverbrauch auch höhere Entnahmeabgaben zahlen.
Besonders besorgt äußern sich Befragte über 65 Jahre (64 Prozent). Am unbekümmertsten sind demnach junge Menschen zwischen 18 und 29 Jahren (34 Prozent) bei dem Thema. Um Wasser zu sparen, würden die meisten die Autowäsche oder sommerliche Bäder in Pool oder Planschbecken einschränken.
„Die Verfügbarkeit von Wasser wird in näherer Zukunft keine Selbstverständlichkeit mehr sein. Dürreperioden führen zu Nutzungs-Einschränkungen. Sinkende Grundwasserspiegel können für Gemeinden schnell zur Existenzfrage werden“, kommentiert Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen die Ergebnisse der Befragung. „Doch fast nirgendwo gibt es konkrete Pläne für den Fall einer Wasserkrise. In der Lausitz wird die Wasserknappheit durch den Kohleabbau in Sachsen zuerst sichtbar. Der Traum von einer herrlichen Lausitzer Seen-Landschaft wird leider nicht in Erfüllung gehen.“
Zuletzt riefen Kommunen wieder vermehrt Bürgerinnen und Bürger auf, Wasser im Garten oder bei der Autowäsche zu sparen. Tatsächlich gibt es sowohl hier als auch bei privaten Pools eine große Bereitschaft unter den Befragten sich einzuschränken, Auch bei der Bewässerung von Pflanzen und in Gärten würden noch vergleichsweise viele private Nutzer Wasser sparen.
Keine GebĂĽhren-Ausnahmen fĂĽr wassernutzende Wirtschaftszweige
Doch die großen Wasserverbraucher sind Energieversorger, Bergbau und verarbeitendes Gewerbe, öffentliche Wasserversorgung und zunehmend die Landwirtschaft.
„Deshalb will der BUND Sachsen eine industrielle Schweinemastanlage in Stolpen verhindern. Eine klimaverträgliche Landwirtschaft muss bald ohne fossile Brennstoffe auskommen und die Tierhaltung reduzieren. Auch ein frühzeitiger Kohleausstieg ist unabdingbar“, betont Ekardt.
Für die Entnahme, das Fördern, Ableiten oder die vergleichbare Verwendung von Grundwasser oder Wasser aus Oberflächengewässern durch Unternehmen gibt es in Deutschland keine einheitliche Regelung. Abhängig vom Bundesland findet die Mitfinanzierung der Wasserversorgung durch Wirtschaftszweige mit hohem Wasserverbrauch gar nicht oder nur in geringem Maß statt. Exemplarisch stehen die Kostenerlasse für den sächsischen Bergbau.
Doch die Mehrheit der Deutschen will höhere Wasserentnahmeabgaben für Unternehmen, die viel Wasser verbrauchen. So auch viele Sachsen und Sächsinnen, doch auch wenn eine knappe Mehrheit diesen Vorschlag unterstützt, ist die Zustimmung mit 54,2 Prozent für diesen die niedrigste im Bundesvergleich. Der BUND plädiert für eine bundesweit einheitliche Regelung des Wasserentnahmeentgelts. Es sollen höhere Abgabesätze für Unternehmen gelten, als etwa für die Entnahme von Trinkwasser in den Haushalten zu entrichten ist.
Ein Land in zunehmender Trockenheit
Der Deutscher Wetterdienst vermeldet im Rückblick auf die vergangenen Wochen einen sehr warmen und den zweitsonnigsten Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1951, verbunden mit regionalem Starkregen, aber auch extremer Trockenheit im Südwesten und Norden Deutschlands. Obwohl der UFZ-Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung nach den Regenfällen in den letzten Tagen in Teilen Deutschlands für die oberen Bodenschichten genügend Wasser für die Pflanzen zeigt, herrscht immer noch in den unteren Bodenschichten in großen Teilen Deutschlands eine moderate bis außergewöhnliche Dürre.
Die Nationale Wasserstrategie der Bundesregierung sieht als kurzfristig umzusetzende Maßnahmen unter anderem eine Kommunikationsstrategie „Wasser“ sowie die Weiterentwicklung und bundesweite Einführung von Wasserentnahmeentgelten vor. Es ist eine Prüfung vorgesehen, diese Einnahmen dann zweckgebunden zur Finanzierung von wasserwirtschaftlichen Maßnahmen zu nutzen, wie zum Beispiel der Verbesserung der Gewässer in einen guten chemischen und ökologischen Zustand nach der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie.
Es sei von größter Wichtigkeit, den natürlichen Wasserbedarf der Ökosysteme in allen Bereichen zu gewährleisten, denn dies dient nicht nur der Natur, sondern auch unserer Daseinsvorsorge, betont der BUND. Darüber hinaus kann aus Sicht des BUND durch das Entgelt eine Lenkungswirkung hin zu einem bewussteren Umgang mit der Ressource Wasser erreicht werden.
Zur Umfrage: Das Markt- und Meinungsforschungsunternehmen Civey hat für den BUND vom 3. bis 5. Juli.2023 rund 5.000 Bundesdeutsche ab 18 Jahren online befragt. Alle Daten wurden im Civey-eigenen Panel mit verifizierten Teilnehmern erhoben. Die Ergebnisse sind unter Berücksichtigung des angegebenen statistischen Fehlers repräsentativ für die deutsche Bevölkerung.
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