Die Zahl der Engpassberufe ist im Jahr 2022 kräftig gestiegen, meldet die Bundesagentur für Arbeit. Das heißt: In immer mehr Berufen gelingt es den Unternehmen nicht, junge Leute als Nachwuchs zu gewinnen. Das geht aus der jährlichen Fachkräfteengpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor. In 200 der rund 1.200 bewerteten Berufen wurde ein Engpass festgestellt, das sind 52 mehr als ein Jahr zuvor.
In mittlerweile jedem sechsten Beruf werden somit Fachkräfte knapp. Bei genaueren Hinschauen gibt es dann natürlich keine Überraschung: Zu den beschäftigungsstärksten Engpassberufen zählen Pflegeberufe, Berufskraftfahrer, Medizinische Fachangestellte, Bauberufe sowie Berufe in der Kinderbetreuung oder Kraftfahrzeugtechnik. Nicht grundlos sind sogenannte „systemrelevante Berufe“ darunter – man weiß zwar, dass sie selbst im Fall einer Pandemie unersetzlich sind. Aber wenn es um die konkreten Arbeitsbedingungen geht, herrschen oft schlechte Bezahlung, Stress und Arbeitszeitzumutungen vor.
Auf Ebene der Spezialisten und Experten kommen etwa Apotheker, Architekten oder Berufe im IT Bereich hinzu.
Besonders der ÖPNV leidet an Nachwuchssorgen
Im Vergleich zum Vorjahr neu aufgenommen wurden unter anderem Berufe im Hotel- oder Gastronomieservice, im Metallbau und Busfahrer, so die Arbeitsagentur. Die Gastro-Branche leidet noch immer unter den massiven Personalverlusten während der Pandemie. Und Fahrer von Bussen und Straßenbahnen werden dringend gesucht, und das schon seit mehreren Jahren. Während die finanziellen Spielräume der ÖPNV-Unternehmen nach wie vor eng sind.
157 Berufsgattungen stehen unter Beobachtung, weil sie sich potenziell zu Engpassberufen entwickeln könnten, kündigt die Bundesagentur schon mal an. Dazu zählen etwa Bürokaufleute, Berufe im Verkauf oder auch Berufe in der Lagerwirtschaft.
Die Folgen der halbierten Ausbildungsjahrgänge machen sich in immer mehr Berufen bemerkbar, während viele junge Menschen der Verlockung des guten Geldes in zahlreichen Akademikerberufen folgen und deshalb lieber studieren.
Jede zweite gemeldete Fachkraftstelle entfällt derzeit schon auf einen Engpassberuf.
Aktuell wird in jedem sechsten Beruf ein Fachkräfteengpass festgestellt. Allerdings entfielen im Jahr 2022 die Hälfte der bei der BA gemeldeten Fachkraftstellen auf einen dieser Engpassberufe. Das unterstreicht den Mangel, betont die BA.
Arbeitslose Fachkräfte suchen seltener einen Engpassberuf
Das Mismatch am Arbeitsmarkt, also die zunehmende Nichtübereinstimmung von Stellenangebot und Bewerbernachfrage, wird auch durch die aktuelle Fachkräfteengpassanalyse deutlich. Von den arbeitslos gemeldeten Fachkräften, Experten oder Spezialisten suchten lediglich 26 Prozent eine Beschäftigung in einem Engpassberuf.
Methodik und interaktive Analysen: Für die Fachkräfteengpassanalyse werden rund 1.200 Berufsfelder einbezogen und auf Basis von insgesamt 14 Indikatoren bewertet. Von Engpassberuf wird gesprochen, wenn die sechs Engpassindikatoren überwiegend auf einen Engpass hindeuten. Dazu zählen etwa die Besetzungsdauer gemeldeter Stellen, die berufsspezifische Arbeitslosenquote und die Entgeltentwicklung.
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