Viele Jahre lang hat die sächsische Regierung den Ausbau der Erneuerbaren Energien ausgebremst, wo sie nur konnte, hat die Kohle angepriesen. Der Ministerpräsident träumt immer noch von russischem Gas und Atomstrom. Aber während gerade der konservative Teil der Regierung noch immer versucht, die alten Positionen zu verteidigen, ändert sich auch der Freistaat längst, wie eine Meldung des Statistischen Landesamtes zur „Earth Hour“ am 25. März belegte.

Reichlich 15 Prozent der Stromerzeugung in Sachsen erfolgte im Jahr 2019 aus erneuerbaren Energieträgern. Was durchaus erstaunlich ist, da bislang der Löwenanteil durch sächsische Kohlekraftwerke erzeugt wurde.

Im Vergleich zu 2010 kam es somit fast zu einer Verdopplung des Anteils, der freilich noch deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von fast 40 Prozent lag.

Auch für die Beheizung neu fertiggestellter Wohngebäude werden zunehmend erneuerbare Energieträger genutzt. So wurden in rund 57 Prozent der in Sachsen 2020 fertiggestellten Wohngebäude (Deutschland: 51 Prozent) für die Beheizung primär erneuerbare Energieträger genutzt. 2016 lag der Anteil noch bei 45 Prozent (Deutschland: 38 Prozent).

Der Abschied von Öl- und Gasheizungen ist also möglich – anders als es das bundesweite Geschrei über das Ende der fossilen Heizungen vermuten lässt. (Hier ein entsprechender Artikel im „Spiegel“.) Wer heute baut, muss zwingend an eine klimafreundliche Beheizung denken.

Ein zartes Pflänzchen

Aber der Anteil an der Stromerzeugung erfasst ja nicht das komplette Energieaufkommen. Dazu gehören ja alle Energiearten von der Gebäudebeheizung bis zum Autosprit.

In diesem Gesamtmix machen Erneuerbare in Sachsen freilich noch immer nur einen kleinen Anteil aus. Und so ganz aktuell sind auch hie die Zahlen nicht.

Der Anteil erneuerbarer Energieträger am Brutto-Endenergieverbrauch betrug im Jahr 2019 in Sachsen knapp 13 Prozent (Deutschland: 17 Prozent) und konnte im Vergleich zu 2010 (Sachsen: 8 Prozent; Deutschland: 12 Prozent) ebenfalls ausgebaut werden.

Die Emissionen

Ein Indikator für die Maßnahmen zum Klimaschutz sind die Treibhausgasemissionen in CO₂-Äquivalenten. Diese lagen 2019 in Sachsen bei 49 Prozent (Deutschland: 64 Prozent) des Referenzjahres 1990 und haben sich damit mehr als halbiert, schreibt das Landesamt für Statistik.

Was natürlich der übliche Unfug ist, denn der Löwenanteil der klimaschädlichen Gase stammte 1990 aus den veralteten Verbrenneranlagen der DDR, die im Lauf der 1990er Jahre entweder komplett abgeschaltet oder ausgetauscht wurden, sodass Sachsen die Menge seiner Treibhausgase sogar auf 39 Prozent gegenüber 1990 senken konnte.

Aber dann gingen ab 1999 die neuen Kohlekraftwerke – wie das Kraftwerk Lippendorf im Leipziger Süden – ans Netz und erhöhten die jährlichen THG-Emissionen wieder von 45 Millionen Tonnen auf bis zu 58 Millionen Tonnen. Was die CDU-geführten Landesregierungen nicht die Bohne kümmerte. Sie setzten weiter unbekümmert auf die Kohle.

Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen in Sachsen seit 1990. Grafik: Freistaat Sachsen, LfULG
Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen in Sachsen seit 1990. Grafik: Freistaat Sachsen, LfULG

Erst ab 2019 ist wieder ein spürbarer Rückgang der THG-Emissionen sichtbar.

Da auch die gesamte Bundesrepublik die deutlich überhöhten Werte des Vereinigungsjahres 1990 zum Maßstab nimmt, sind die oft genannten „Erfolge“ bei der Senkung der Menge der Treibhausgase eher eine Luftnummer. Realistischer wäre das Jahr 2000 als Vergleichspunkt zu nehmen.

Aber dann stünde Sachsen nun einmal auch rechnerisch so nackt da, wie es nun einmal da steht. Ohne wirklichen Erfolg bei der Senkung der Emissionen.

Der 2020 vorgelegte Bericht des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) gibt auch an, woher die größten Emissionsbeiträge in Sachsen kommen. Und da liegt – erwartungsgemäß die Landschaft der Kohlekraftwerke (Großfeuerungsanlagen) mit 56 Prozent ganz vorn, gefolgt vom Verkehr mit 16 Prozent und den Kleinfeuerungsanlagen (Öl- und Gasheizungen z. B.)mit 14 Prozent.

Die Anteile der THG-Emittenten in Sachsen. Grafik: Freistaat Sachsen, LfULG
Die Anteile der THG-Emittenten in Sachsen. Grafik: Freistaat Sachsen, LfULG

Und das Ganze noch in Zahlen: Mit der ganzen alten DDR-Industrie wurden in Sachsen 1990 noch 108 Millionen Tonnen Kohlendioxid (ohne die anderen Treibhausgase) in die Luft geblasen, ein Wert, der bis 1999 auf 37,5 Millionen Tonnen reduziert werden konnte, um dann in den Folgejahren wieder über 50 Millionen Tonnen anzusteigen.

Für 2019 wurden dann vom Thünen-Instiut 49 Millionen Tonnen ermittelt, vier Millionen Tonnen weniger als in den Vorjahren. Was darauf hindeutet, dass eben tatsächlich mehr Erneuerbare am Netz sind und die Kohlemeiler gedrosselt werden konnten.

Die Auswertung des LfULG als PDF.

Das erste Corona-Jahr 2020 steht mit (geschätzten) knapp 45 Millionen Tonnen CO₂ in der Liste. Welche Rolle die Corona-Auszeiten dabei spielen, ist natürlich nicht auslesbar. Das weiß man erst, wenn auch die Jahre 2022 und 2023 ausgewertet sind, Jahre, in denen Sachsens Wirtschaft wieder auf hohen Touren läuft.

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