Im Februar passiert auf dem Leipziger Arbeitsmarkt in der Regel nicht viel. Erst mit der Frühjahrsbelebung im März kommt für gewöhnlich wieder Bewegung in den Markt. Eher waren die Februarzahlen der Arbeitsagentur Leipzig deshalb spannend, weil sie die Frage beantworten mussten, ob die massiven Anstiege bei den Energiepreisen nun auch Folgen bei der Arbeitslosigkeit nach sich ziehen. Aber das scheint nicht der Fall zu sein.

Die Arbeitslosigkeit hat sich im Februar geringfügig um 14 Personen auf 22.521 verringert, meldet die Arbeitsagentur Leipzig. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren 1.990 Arbeitslose mehr gemeldet. Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im Februar 6,9 Prozent; vor einem Jahr hatte sie sich auf 6,3 Prozent belaufen.

Aber der Anstieg gegenüber Februar 2022 hat ja auch einen ganz eindeutigen Grund: den am 24. Februar 2022 durch Putin vom Zaun gebrochenen Krieg in der Ukraine, der über 10.000 Ukrainerinnen und Ukrainer auch zur Flucht nach Leipzig veranlasste. Und hier kommen sie jetzt auch auf dem Arbeitsmarkt an. Mit etwas Verzögerung, denn viele müssen vorher natürlich auch noch Sprachkurse absolvieren.

„Im Februar zeigt sich der Leipziger Arbeitsmarkt insgesamt stabil. Während die Arbeitslosenquote im Vergleich zum Vormonat unverändert bleibt, lässt sich ein positiver Trend durch eine gesteigerte Nachfrage seitens der Unternehmen, durch einen erhöhten Stellenzugang, erkennen. Diese Entwicklungen weisen auf eine beginnende Frühjahrsbelebung hin und zeigen, dass der Arbeitsmarkt weiter aufnahmefähig ist“, so die Einschätzung des Vorsitzenden der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig, Steffen Leonhardi, zur jüngsten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in Leipzig.

Gemeldete, freie Stellen auf dem Leipziger Arbeitsmarkt nach Wirtschaftsbereichen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Gemeldete freie Stellen auf dem Leipziger Arbeitsmarkt nach Wirtschaftsbereichen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Im Februar meldeten sich 6.046 Personen arbeitslos, das waren 884 mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig beendeten 6.079 Personen ihre Arbeitslosigkeit, 626 mehr als im Februar 2022. Seit Jahresbeginn gab es 11.467 Zugänge von Arbeitslosen, gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist das ein Zuwachs von 1.337 Meldungen. Dem gegenüber stehen 10.279 Abmeldungen von Arbeitslosen, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein Zuwachs von 837 Abmeldungen. Im Februar meldeten sich 2.248 zuvor erwerbstätige Personen arbeitslos, 352 mehr als vor einem Jahr. Durch Aufnahme einer Erwerbstätigkeit konnten in diesem Monat 1.924 Personen ihre Arbeitslosigkeit beenden, 13 weniger als vor einem Jahr.

Die Befürchtung, Leipzigs Unternehmen würden jetzt aufgrund der gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise auf die Einstellung von Personal verzichten, hat sich in dem Maß nicht bestätigt. Im Gegenteil: Die Zahl der als frei gemeldeten Stellen steigt wieder.

Entwicklung der Zahl der gemeldeten freien Stellen in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Entwicklung der Zahl gemeldeter freier Stellen in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Im Zugang meldeten Arbeitgeber dem gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und des Jobcenters Leipzig 1.994 neue Arbeitsstellen im Berichtsmonat. Das sind 689 Stellen bzw. 52,8 Prozent mehr als im Vormonat und 76 Stellen bzw. 3,7 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.

Der Großteil der neuen gemeldeten Stellenangebote im Februar kam aus den Wirtschaftsabschnitten der Arbeitnehmerüberlassung (380 neue Stellen), den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (356), dem Gesundheits- und Sozialwesen (255), dem Handel (123) und dem Baugewerbe (117).

Im Bestand der Agentur für Arbeit Leipzig waren im Februar 9.676 Arbeitsstellen gemeldet, gegenüber dem Januar ist das ein Plus von 116 Stellen bzw. 1,2 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 215 Stellen weniger (-2,2 Prozent), so die Arbeitsagentur. Aber nicht deshalb, weil die Stellen gestrichen wurden, sondern weil sie im Jahresverlauf besetzt werden konnten.

Von Juni 2021 bis Juni 2022 stieg die Zahl der in Leipzig Beschäftigten von 279.330 auf 286.928, also um 7.598 Personen. Jüngere Daten liegen noch nicht vor.

Aber das alles erzählt von einem Arbeitsmarkt, auf dem auch weiterhin neue Stellen entstehen.

Freie Arbeitsstellen gibt es aktuell in allen Wirtschaftsabschnitten. Schwerpunkte bilden die Arbeitnehmerüberlassung (3.503 Stellen), die freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (1.403), das Gesundheits- und Sozialwesen (685), das verarbeitende Gewerbe (566) und der Handel (550).

Und viele der suchenden Unternehmen werden froh sein, wen sie Bewerber/innen aus der Ukraine einstellen können.

Im Februar waren im Jobcenter Leipzig 4.791 erwerbsfähige Personen aus der Ukraine gemeldet, 79 Personen mehr als im Vormonat. Darunter waren 3.909 Personen als arbeitssuchend und davon 1.334 als arbeitslos registriert. Dies entspricht einem Rückgang von 65 Personen aus der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat.

Der Leipziger Arbeitsmarkt im Februar 2023 in Zahlen

Derzeit sind im Leipziger Agenturbezirk 2.073 Jugendliche unter 25 Jahren ohne Beschäftigung. Das sind 110 mehr als im Vormonat. Im Vorjahresvergleich liegt die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen um 394 bzw. 23,5 Prozent höher.

Die Zahl älterer Arbeitsloser hat sich im Vergleich zum Vormonat um 34 Personen verringert. Im Februar waren in Leipzig 6.173 Frauen und Männer ab 50 Jahren arbeitslos, 233 bzw. 3,9 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen ist im zurückliegenden Monat in Leipzig gesunken. Im Februar 2023 waren 6.211 Menschen langzeitarbeitslos, 141 weniger als im Januar. Im Vergleich zum Februar 2022 gab es 1.016 Langzeitarbeitslose weniger, ein Rückgang um 14,1 Prozent.
Unterbeschäftigung

Die anteilige SGB III-Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im Februar 2,4 Prozent; vor einem Jahr belief sie sich auf 2,1 Prozent. Dabei meldeten sich 3.010 Personen arbeitslos, 370 mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig beendeten 1.970 Personen ihre Arbeitslosigkeit (+188).

Die Arbeitslosigkeit ist im Rechtskreis SGB II von Januar auf Februar um 336 auf 14.725 Personen gestiegen. Das waren 694 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr. Die anteilige SGB II-Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im Februar 4,5 Prozent; vor einem Jahr belief sie sich auf 4,3 Prozent. Dabei meldeten sich 2.411 Personen arbeitslos, 83 mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig beendeten 2.230 Personen ihre Arbeitslosigkeit, 23 mehr als vor einem Jahr.

In Leipzig gab es im Februar 30.592 Bedarfsgemeinschaften. Das waren 238 weniger als im Vormonat und 970 mehr als im Februar des Vorjahres.

Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 38.751 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat entspricht dies 391 Personen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl um 1.643 Personen.

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