Seit Montag, dem 6. März, hat der Klimawandel in Deutschland ein Preisschild. „Von 2000 bis 2021 sind mindestens 145 Milliarden Euro Schäden durch die Folgen der Klimakrise entstanden, alleine 80 Milliarden davon seit 2018. Bis zur Mitte des Jahrhunderts rechnen die Forschenden je nach Ausmaß der Erderwärmung mit kumulierten volkswirtschaftlichen Schäden in Höhe von 280 bis 900 Milliarden Euro“, meldete das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), die Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbH (GWS) und die Prognos AG haben die unterschiedlichen Kostendimensionen von Klimaschäden systematisiert, die Schäden der Extremereignisse seit 2000, insbesondere durch die Hitze- und Dürresommer 2018/2019 und durch die Flutkatastrophe 2021 analysiert. Außerdem wurden zukünftige Schadens- und Anpassungskosten für unterschiedliche Handlungsfelder modelliert, so das BMWK.
Viele Kosten fehlen noch
Zahlreiche Medien berichteten darüber. Wobei noch nicht einmal alle Folgekosten in der Rechnung enthalten sind. Zu den finanziell messbaren Schäden kommen zahlreiche gesundheitliche Beeinträchtigungen, Todesfälle durch Hitze und Überflutungen, die Belastung von Ökosystemen, der Verlust von Artenvielfalt sowie die Minderung von Lebensqualität hinzu. Eine Anmerkung, die erst einmal nicht aufmerken lässt.
Aber alleine schon der massive Artenverlust wird weitere Milliardenschäden zur Folge haben. Erst langsam bricht dich die Erkenntnis Bahn, dass Klimawandel und Artensterben zwei parallel verlaufende und gleichermaßen dramatische Entwicklungen sind.
Zumindest in den beiden beteiligten Ministerien – Wirtschaft und Umwelt – weiß man, was da auf uns zukommt. In anderen Ministerien ganz offensichtlich nicht. Sonst wäre längst ein Ausbaustopp für Autobahnen verhängt worden, um nur ein Beispiel zu nennen.
„Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass wir ambitionierten Klimaschutz sehr ernst nehmen müssen. Sonst besteht die Gefahr, künftigen Generationen hohe Schadenskosten aufzubürden. Die Klimaveränderungen haben schon heute schwere ökonomische Folgen, die massiv anwachsen können. Jeder in den Klimaschutz investierte Euro verringert die volkswirtschaftlichen Kosten, die durch Extremweiterereignisse künftig entstehen können“, sagte der Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Stefan Wenzel.
Umweltstaatssekretärin Christiane Rohleder wies entsprechend darauf hin, dass es jetzt dringend eine Klimawandelanpassungsstrategie brauche. An einem entsprechenden Gesetz werde gearbeitet.
Was dann noch nicht Umsetzung bedeutet. Denn auch diese (Wieder-)Herstellung natürlicher Systeme kostet Geld. Beispiel für Leipzig: Die Wiederherstellung eines natürlichen Auensystems, Bestandteil des Auenentwicklungsprogramms, das 2023 endlich vorgelegt werden soll. Kostenpunkt? Noch nicht absehbar. Aber mindestens im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.
Aber alleine die 2020 und 2021 ermittelten Schäden von 145 Milliarden Euro lassen zumindest ahnen, dass es noch viel teuer werden kann als 900 Milliarden Euro (bei starker Klimaerwärmung), wenn die Klimafolgenanpassung wieder ausgebremst und verhindert wird, weil Lobbygruppen am alten Denken festhalten wollen.
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