Für 2016/2017 hatte die Stadt Leipzig schon einmal einen Energiebericht veröffentlicht. Jetzt findet man einen neuen auf der Website der Stadt, der auf den ersten Blick nicht wirklich aussagekräftig aussieht, denn er vergleicht die beiden Jahre 2019 und 2020. Da musste ja der Energieverbrauch 2020 ganz zwangsläufig zurückgehen, denn im ersten Corona-Jahr schickte die Stadt Tausende Mitarbeiter ins Homeoffice und Schulen und Kitas waren teils wochenlang geschlossen.

Aber der Bericht merkt auch an, dass gleichzeitig ja trotzdem mehr Schulen und Kitas ans Netz gingen. Die Zahl und die Fläche der Gebäude in städtischer Obhut nimmt Jahr für Jahr zu. Mit der Konsequenz, dass eigentlich auch der Energieverbrauch steigen müsste.

Aber auch das ist nicht der Fall, das zeigt der Vergleich mit den Zahlen von 2016 und 2017. Denn die Stadt legt ja bekanntlich bei jedem Neubau auch Wert auf eine möglichst klimaschonende Energieversorgung und auf energiesparende Bauweise. Und das zeigt sich tatsächlich in der Energiebilanz. Insbesondere beim Stromverbrauch. Aber auch bei der Heizenergie.

Der Energiebericht 2020/2021 mit den Zahlen für 2019/2020.

Gespart beim Heizen und bei Strom

Bilanzierte die Stadt 2016 noch 124,19 GWh fürs Heizen städtischer Gebäude, so waren es 2017 dann 123,67 GWh. Und dieser Wert stieg nicht, obwohl weitere Schulen und Kitas ans Netz gingen. Im neuen Energiebericht stehen für 2019 dann 123,49 GWh und für 2020 dann 118,10 GWh. Da kann sich der Effekt der wegen Corona wochenlang geschlossenen Schulen durchaus ausgewirkt haben.

Doch während bei der Heizenergie ein leichter Rückgang zu sehen ist, ist dieser bei Strom noch deutlich stärker. Wurden 2016 noch 165,51 GWh an Strom in städtischen Gebäuden verbraucht, waren es 2017 dann 162,89 GWh. Und für 2019 weist nun der neue Bericht mit 154,23 GWh noch einmal deutlich weniger aus. Die 144,34 GWh für 2020 kann man dann wohl tatsächlich auf das Konto von Homeoffice und geschlossenen Schulen und Kitas schreiben.

Aber auch hier wird deutlich, dass die Bemühungen um Energieeffizienz in städtischen Gebäuden tatsächlich Früchte tragen.

Und am Ende auch richtiges Geld wert sind.

„Betrachtet man die Energieausgaben im Verlauf seit 1999, wird trotz verstärkter Einsparbemühungen langfristig eine Steigerung erkennbar. Gegenüber dem Vorjahr steigen die Ausgaben 2017 allerdings nur leicht, der Höchststand von 2013 wird nicht erreicht“, mahnte der Bericht für die Jahre 2016 und 2017.

Der Energiebericht 2017/2018 mit den Werten für 2016 und 2017.

Auch so kann sich eine Verwaltung Asche aufs Haupt streuen, obwohl die vorgelegten Bilanzen zeigen, dass die Einsparbemühungen tatsächlich Erfolge bringen. Denn während die Energiekosten 2013 Richtung 25 Millionen Euro gingen, waren es 2016 nur noch 22,5 Millionen Euro und 2017 mit 22,56 Millionen Euro nur wenig mehr.

Und das änderte sich auch 2019 nicht, denn da musste die Stadt auch „nur“ 22,3 Millionen Euro für Heizen und Strom ausgeben. 2020 hätten es eigentlich noch weniger sein sollen, aber da standen dann 22,6 Millionen Euro auf der Abrechnung.

Die Arbeit der LKE hat erst so richtig begonnen

Da machte sich die Beauftragung der Leipziger Kommunale Energieeffizienz GmbH (LKE) mit dem Heiz-Contracting in städtischen Gebäuden bemerkbar, was sich auf den ersten Blick wie eine Kostenerhöhung ausnimmt. Aber die LKE übernahm gleichzeitig den Auftrag, die inzwischen rund 30 Jahre alten Heizungen in Leipzigs kommunalen Gebäuden zu modernisieren. Was sich dann mittelfristig wieder mit sinkenden Energieverbräuchen bemerkbar machen sollte.

Dadurch aber, dass LKE immer mehr Anlagen übernimmt, kann der Energiebericht nicht mehr genau ausweisen, wie sich der Energiemix in den kommunalen Gebäuden verändert hat.

Im Bericht für 2019/2020 heißt es dazu: „Elektroenergie stellt weiterhin rund ein Drittel des Energieverbrauchs. Die verbleibenden zwei Drittel werden durch Wärmeenergie gedeckt, wobei Fernwärme mit 46 % den größten Anteil und Heizöl und Holzpellets sehr geringe Anteile einnehmen. Durch die neue Einführung des Energieträgers Wärme LKE sank der Erdgas-Anteil in 2020 auf knapp 11 %. Wärme LKE umfasst alle Anlagen, die die Leipziger Kommunale Energieeffizienz GmbH im Rahmen des Wärmeliefervertrags übernimmt und bewirtschaftet. Sie werden größtenteils mit Erdgas und zu einem geringen Anteil mit Heizöl beheizt.“

Fernwärme dominiert

Beim Vergleich des tatsächlichen Energieverbrauchs wird dann deutlich, dass die Heizversorgung mit Fernwärme bei rund 80 GWh (und einem Anteil von 65 Prozent 2017) über die Jahre sogar relativ konstant war. Dafür ist schon weit vor Putins Angriffskrieg auf die Ukraine sichtbar, wie der Verbrauch von Erdgas zum Beheizen städtischer Gebäude deutlich zurückging – von 40 und 38 GWh in den Jahren 2016 und 2017 auf 34 GWh im Jahr 2019. Die 19,57 GWh im Jahr 2020 gehen zum größten Teil auf das Konto der zunehmend aktiveren LKE, die 2020 schon 16,38 GWh gesamt als Heizenergie lieferte – und darin natürlich auch Erdgas.

Aber es steckt natürlich auch der Minderverbrauch wegen Corona drin, sodass sich nicht wirklich sagen lässt, wie sich der Energieverbrauch in den Folgejahren entwickelt haben könnte. Und natürlich ist ebenfalls das Jahr 2022 noch nicht in den Zahlen einkalkuliert, das ja bekanntlich durch eine drastische Erdgaspreisentwicklung und entsprechende Sparmaßnahmen zum Gegensteuern gekennzeichnet war.

Aber die Zahlen zeigen eben auch, wie wichtig es ist, auch städtische Gebäude zunehmend unabhängiger zu machen von importierten fossilen Energieträgern.

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