Das Jahr hat begonnen. Es wird wieder orakelt, was es nun bringen könnte: Bringt es mehr Arbeitslosigkeit oder weniger? Eine wirtschaftliche Depression oder doch nur eine kleine Konjunkturflaute? Niemand weiß es. Schon gar nicht die diversen Wirtschaftsinstitute und Arbeitsagenturen. Denn dazu sind die Prozesse viel zu komplex. Was auch eine Meldung des Statistischen Landesamtes zum Jahresende sichtbar machte.
Auch, wenn es darin wiederum um Zahlen aus dem Jahr 2021 ging, das ja bekanntlich das zweite Corona-Jahr war und deshalb auch ein heiß diskutiertes Krisenjahr.
Hätte man den üblichen Prognosen geglaubt, hätte es eine wirtschaftliche Talfahrt und eine deutlich steigende Arbeitslosigkeit geben müssen.
Dass manche Branchen wie die Gastronomie, die Kultur oder die Hotellerie massiv gebeutelt wurden – keine Frage. Doch die Arbeitskräfte, die sie einbüßten, wanderten in der Regel in andere, relativ krisenfeste Jobs ab.
Beachtlicher Zuwachs an Arbeitsplätzen
Und so gab es 2021 Arbeitsplatzgewinne in fünf sächsischen Kreisen und höchste Zuwächse an Erwerbstätigen justament in der Region Leipzig.
Die Erwerbstätigenzahl in Sachsen verringerte sich 2021 gerade einmal um 1.100 Personen bzw. 0,1 Prozent gegenüber 2020. Und fünf sächsische Kreise konnten Arbeitsplatzgewinne verbuchen. Am deutlichsten waren diese mit +1,1 Prozent in der kreisfreien Stadt Leipzig bzw. mit +0,9 Prozent in Nordsachsen. Die Landkreise Zwickau, Bautzen und Görlitz wuchsen mit maximal +0,2 Prozent eher verhalten, meldet das Statistische Landesamt.
Alle anderen sächsischen Kreise mussten Einbußen an Erwerbstätigen hinnehmen. Im Landkreis Meißen war der Verlust an Arbeitsplätzen mit -1,0 Prozent am stärksten. Der Erzgebirgskreis und Mittelsachsen folgten mit jeweils -0,8 Prozent.
Wachsende Branchen, schrumpfende Branchen
Die Arbeitsplatzgewinne 2021 in der Stadt Leipzig kamen ausschließlich aus den Dienstleistungsbereichen. Hier wurde weiter intensiv um neue Arbeitskräfte im Bereich Logistik, Pflege, IT, aber auch im öffentlichen Dienst geworben.
Für die Verluste im Landkreis Meißen hingegen lagen die Ursachen hauptsächlich in den Entwicklungen im Produzierenden Gewerbe, merkt das Statistische Landesamt an.
In einzelnen Personengruppen der Erwerbstätigen verlief die Tendenz für 2021 ähnlich. Die Zahl der Selbstständigen und mithelfenden Familienangehörigen ging in allen Kreisen zurück (Sachsen: -2,4 Prozent, stärkster Rückgang mit -3,7 Prozent im Landkreis Bautzen). Der jeweilige Anteil der Selbstständigen an den Erwerbstätigen lag insgesamt zwischen 7,3 Prozent in der Stadt Dresden und 12,0 Prozent im Landkreis Leipzig.
Raus aus der marginalen Beschäftigung
Ebenso verzeichneten 2021 alle Kreise eine Verringerung bei der marginalen Beschäftigung. Dazu gehören geringfügig entlohnte Beschäftigte, kurzfristig Beschäftigte sowie Personen in Arbeitsgelegenheiten (Sachsen: -3,5 Prozent, höchste Verluste mit -5,9 Prozent in der Stadt Chemnitz bzw. mit -5,7 Prozent in Nordsachsen).
Der Anteil der marginal Beschäftigten an den Erwerbstätigen lag aktuell zwischen 6,2 Prozent in Nordsachsen und 8,0 Prozent im Erzgebirgskreis.
Im Gegensatz dazu verlief die Entwicklung bei der Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ohne marginal Beschäftigte in den Kreisen in Sachsen unterschiedlich. Sie reichte von einem Plus von 1,9 Prozent im Landkreis Nordsachsen bis zu einem Minus von 0,5 Prozent im Landkreis Meißen.
Was einmal mehr bestätigt, dass Selbstständige und marginal Beschäftigte die Hauptbetroffenen der Arbeitsmarktveränderung waren. Dieser Trend wird weitergehen, denn gerade in den Großstädten ist der Bedarf an neuen Fachkräften weiterhin hoch und wird weiter groß bleiben, wenn jetzt die geburtenstarken Jahrgänge nach und nach in Rente gehen. Da können sich viele Unternehmen das alte „Hire and Fire“ nicht mehr leisten, wenn sie überhaupt noch qualifiziertes Personal an sich binden wollen.
Unübersehbar geht auch die Entwicklung weiter, dass neue und gut dotierte Arbeitsplätze vor allem in den Großstädten entstehen, sodass auch die Abwanderung junger Fachkräfte aus den Landkreisen Richtung Großstädte weitergehen wird. Ein Prozess, den die meisten Prognosen von Wirtschaftsinstituten nicht abbilden.
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