Wenn es darum geht, die Arten der Energieerzeugung in Sachsen sichtbar zu machen und vielleicht mal mitzubekommen, ob der Freistaat irgendwann tatsรคchlich beginnt, eine klimafreundliche Energieerzeugung zu bekommen, findet man nur uralte Daten. Das thematisiert auch der Quartalsbericht Nr. 3/2022 der Stadt Leipzig. Denn das Statistische Landesamt verรถffentlichte im November mal wieder neue Zahlen โ€“ fรผr das Jahr 2019.

Danach lag der sรคchsische Primรคrenergieverbrauch 2019 bei rund 605 Petajoule und wurde groรŸenteils รผber fossile Energietrรคger gedeckt.

Die Braunkohle war 2019 nicht nur der meistgenutzte Energietrรคger (28 Millionen Tonnen bzw. 269 Petajoule). Durch die Braunkohleverstromung produzierte Sachsen auch deutlich mehr Strom, als es selbst verbraucht. Die Folge ist der negative Stromaustauschsaldo mit den anderen Bundeslรคndern von -48 Petajoule.

Die erpressbare Bundesrepublik

Warum das Statistische Landesamt jetzt erst die Zahlen fรผr 2019 vorlegte und nicht wenigstens die fรผr 2021, erklรคrt der Quartalsbericht so: Aufgrund der komplexen Berechnung und der umfangreichen Daten liegt die aktuellste Primรคrenergiebilanz fรผr das Jahr 2019 vor.

Dass man so aber nicht wirklich steuern kann, ist auch den Landesstatistikern klar. Immerhin reagierten sie mit der Verรถffentlichung auf die โ€žaktuell angespannte Energieversorgungslageโ€œ, die durch den Gasstopp Russlands mit ausgelรถst wurde.

Anteil der Energietrรคger am Endenergieverbrauch in Sachsen 2019. Grafik: Freistaat Sachsen, Statistisches Landesamt
Der Anteil der Energietrรคger am Endenergieverbrauch in Sachsen 2019. Grafik: Freistaat Sachsen, Statistisches Landesamt

Aber nicht nur. Denn durch diesen Abbruch der Gaslieferungen aus Russland wurde auch deutlich, wie abhรคngig sich Deutschland von billigem Erdgas aus Russland gemacht hat โ€“ und wie erpressbar.

Und das in einer Zeit, in der eigentlich der komplette Umbau der Energieversorgung fรคllig gewesen wรคre. Aber nicht nur Sachsen hat beim Ausbau von Windkraftanlagen, Fotovoltaik und Speichern die ganze Zeit gebremst und das hohe Lied von der heimischen Kohle gesungen.

16 Jahre ausgebremste Energiewende aber haben ihren Preis. Und einer ist nun einmal die immer noch hohe Abhรคngigkeit von fossilen Energietrรคgern, die 2023 alle Bรผrger auf ihrer Energierechnung ablesen kรถnnen.

Unruhe: Wie sieht Sachsens energetische Zukunft aus?

Immerhin: 60 Petajoule der 2019 in Sachsen verbrauchten Energie wurden durch erneuerbare Energietrรคger hergestellt. Bei 605 Petajoule Gesamtverbrauch ein ziemlich mageres Ergebnis.

Kohle taucht รผbrigens nur in der Sparte Energieerzeugung auf, beim Verbrauch hingegen nicht. Denn die 28 Millionen Tonnen Kohle wurden komplett in Strom verwandelt. Beim Verbrauch sind dann Gas und Sprit die wichtigsten Energietrรคger.

โ€žIm sรคchsischen Endenergieverbrauch bildeten die fossilen Primรคrenergietrรคger Mineralรถl und Erdgas den grรถรŸten Anteil (2019: rund 64 Prozent)โ€œ, teilte das Statistische Landesamt mit.

Gerade der hohe Anteil von Mineralรถlen mit 29 Prozent beim Primรคrenergieverbrauch zeigt, welche Rolle der nach wie vor auf Verbrennern basierende Verkehr auch in Sachsen in der Energiebilanz und damit auch der Klimabilanz spielt.

Aber allein die Meldung des Landesamtes fรผr Statistik zeigt, dass auch die sonst sehr zurรผckhaltenden Statistiker so langsam unruhig werden, was die Energiezukunft des Kohlelandes Sachsen betrifft.

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