Es ist nicht nur auf Bundesebene so, dass immerfort gejammert wird, dass die Deutschen viel zu selten in Wohneigentum leben. Immer neue Kampagnen werden aufgelegt, damit die Bundesbürger das Wagnis eingehen, sich langfristig an Wohneigentum zu binden. Aber die niedrige Quote hat eben nur wenig mit dem Unwillen der Bürger zu tun, sich „was Eigenes“ zuzulegen, sondern damit, dass die meisten Menschen gar nicht das Einkommen haben, sich Wohneigentum leisten zu können.

Wie eng der Erwerb von Wohneigentum mit dem Einkommen gekoppelt ist, beschreibt der Bericht zur Bürgerumfrage 2021 so: „Während die Haushalte mit niedrigem Einkommen nur zu einem sehr geringen Anteil im Eigentum wohnen, lebt über die Hälfte (55 Prozent) der Haushalte mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von 7.000 Euro und mehr in einer Eigentumswohnung (24 Prozent) oder einem Eigenheim (31 Prozent).“

Wohneigentumsquote und Einkommen. Grafik: Stadt Leipzig, Bürgerumfrage 2021
Wohneigentumsquote und Einkommen. Grafik: Stadt Leipzig, Bürgerumfrage 2021

Erstmals macht der Bericht aber auch einen Vergleich auf zwischen den Wohnkosten für Mieter und denen für Wohnungseigentümer. Und auch da wird schnell deutlich, dass Mieter nicht unbedingt schlechte Rechner sind, wie sie in der Werbung fürs „eigene Heim“ gern dargestellt werden.

Spätestens der seriöse Bankberater macht ihnen klar, wann sie sich tatsächlich Wohneigentum leisten können und wann sie dafür ganz bestimmt keinen Kredit bekommen. Denn Wohneigentum wird nun einmal in der Regel auf Kredit erworben. Und man bezahlt es über eine Reihe von Jahren ab.

Was dann das Wohnen im Eigentum in den ersten Jahren deutlich teurer macht als das in einer Mietwohnung.

„Im Vergleich zu den Leipziger Miethaushalten müssen Eigentümer/-innen deutlich mehr Geld im Monat für die Wohnkosten aufbringen“, heißt es im Bericht zur Bürgerumfrage.

„Wie in Kapitel 4.1 dargestellt, verfügen die Eigentümer/-innen über ein höheres Einkommen als die Mieter/-innen. Inklusive Heizungs- und sonstigen Betriebskosten, Finanzierungskosten (z. B. Kreditrückzahlungen) und Hausgeld zahlen die Eigentumshaushalte im Durchschnitt monatlich 817 Euro – 234 Euro mehr als die Miethaushalte. Die Höhe der Wohnkosten hängt mit der Wohndauer in der aktuellen Wohnung bzw. im aktuellen Haus zusammen. Mit zunehmender Wohndauer sinken zum einen die Wohnkosten sowohl für Mieter/-innen als auch für Eigentümer/-innen und zum anderen die Differenz zwischen Miet- und Eigentumswohnkosten.

Haushalte, die bis zu fünf Jahren im Eigenheim wohnen, zahlen monatlich durchschnittlich 1.084 Euro (Mietkosten: 629 Euro). Haushalte, die 11 Jahre und länger im Eigentum wohnhaft sind, zahlen 419 Euro weniger im Monat. Große Differenzen existieren auch zwischen Haushalten ohne und mit Kind(ern). Familien, die im Eigentum wohnen, haben monatlich die höchsten Wohnkosten zu tragen. Mit 1.242 Euro zahlen sie 588 Euro mehr als Haushalte ohne Kind.“

Wohnkosten von Mietern und Eigentümern im Vergleich. Grafik: Stadt Leipzig, Bürgerumfrage 2021
Wohnkosten von Mietern und Eigentümern im Vergleich. Grafik: Stadt Leipzig, Bürgerumfrage 2021

Wobei man die sinkenden Kosten für Mieterhaushalte an dieser Stelle in Klammern setzen muss, denn dass jüngere Haushalte in Leipzig eine höhere Mietbelastung haben, hat nichts damit zu tun, dass Mieten irgendwie billiger wird, wenn man länger in der Wohnung wohnt. Sie sind nur deutlich öfter damit konfrontiert, dass sie auf einem Mietwohnungsmarkt mit steigenden Mieten meist gezwungen sind, deutlich teurere Wohnungen zu mieten.

Die Folgen anziehender Angebotsmieten

Auch dazu gibt es eine anschauliche Tabelle im Bericht, die zeigt, dass junge Leute zwischen 18 und 34 Jahren inzwischen 7,50 Euro je Quadratmeter Grundmiete zahlen. Sie zahlen damit schon über 1 Euro mehr als die 35- bis 49-Jährigen, die auf eine durchschnittliche Grundmiete von 6,46 Euro je Quadratmeter kommen.

Was dann natürlich zur Folge hat, dass gerade junge Haushalte in Leipzig nach einer neuen Wohnung suchen – natürlich mit wachsender Kinderzahl, mit noch mehr Druck dahinter.

„Bezogen auf die unterschiedlichen Altersgruppen sind insbesondere junge Erwachsene auf der Suche nach einer anderen Wohnung (23 Prozent) – 17 Prozent von ihnen mehr als einen Monat“, heißt es im Bericht.

An anderer Stelle wird das Problem noch etwas deutlicher angesprochen: „Auch Arbeitslose und Personen mit Kind(ern) im Haushalt sind tendenziell bereits länger auf Wohnungssuche als die jeweiligen Vergleichsgruppen. Aufgrund zu geringer Fallzahlen lässt sich für die Untergruppen nicht exakt eruieren, was die Ursachen für eine erfolglose Langzeit-Wohnungssuche (über sechs Monate) sind.

Die Gesamtbetrachtung zeigt, dass die Wohnungen im Allgemeinen als zu teuer empfunden werden. 85 Prozent der Befragten geben dies als Grund für die erfolglose Wohnungssuche an – 6 Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr.“

Und dass das besonders junge Menschen bei der Familiengründung betrifft, macht der Bericht auch deutlich: „Die sich zunehmend verlängernde Wohnungssuche kann somit als Folge des Mietpreisanstiegs angesehen werden. Über die Hälfte (52 Prozent) der Befragten gibt an, dass die Wohnungen zu klein waren oder zu wenig Zimmer hatten. Hier besteht mit +20 Prozentpunkten die größte Differenz zum Vorjahr.“

Was die Autoren des Berichts versuchen, irgendwie mit dem seit 2020 zunehmenden Homeoffice zu begründen.

Aber junge Familien suchen größere Wohnungen vor allem, weil die Kinder mehr Platz brauchen. Wenn das aber nicht klappt, leben sie in zu kleinen Wohnungen. Und das dürfte so manchen Kinderwunsch erst einmal aufgeschoben haben auf eine spätere Zeit, in der in Leipzig vielleicht wieder mehr bezahlbare Wohnungen für junge Familien zu finden sind.

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