„Angesichts steigender Preise, insbesondere für Energie und Lebensmittel, lenkt die Kommunale Bürgerumfrage 2021 den Blick auf die Einkommenssituation der Leipzigerinnen und Leipziger. Auch wenn die Einkommen in den letzten Jahren stetig gestiegen sind, hat sich die wirtschaftliche Situation nicht bei allen Bevölkerungsgruppen positiv entwickelt“, stellt das Amt für Statistik zum am Donnerstag, 29. September, veröffentlichten Bericht zur Bürgerumfrage 2021 fest.
„Im Vergleich zum Vorjahr konnten die einkommensstärksten 20 Prozent ihr Monatseinkommen um rund 170 Euro steigern (+7 Prozent), die einkommensschwächsten 20 Prozent nur um rund 50 Euro (+5 Prozent). Die Pandemie hat insbesondere bei Bürgerinnen und Bürgern mit ohnehin weniger finanziellen Ressourcen Spuren hinterlassen: 45 Prozent der armutsgefährdeten Bevölkerung geben an, durch die Pandemie Einkommensverluste erlitten zu haben. Bei einkommensreichen Leipzigern traf dies auf 18 Prozent zu“, heißt es weiter.
Ein deutlicher Trend der Einkommensverteilung in Leipzig
Und auch in Leipzig lässt sich mittlerweile sehr deutlich feststellen, wie die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht. In Leipzig leben zwar nicht die Superreichen, die in der Bundesrepublik die oberen 1 Prozent ausmachen. Aber schon die Ermittlung der Einkommenshöhen in jeweils einem Zehntel der Bevölkerung zeigt, dass auch in Leipzig die obersten 10 Prozent über 22 Prozent der Leipziger Einkommen auf sich vereinen, während die ärmsten 10 Prozent nur auf 3,4 Prozent kommen.
Entsprechend weist auch Dr. Christian Schmitt, Leiter des Amtes für Statistik und Wahlen, darauf hin, dass man sich diese Umschichtung der Einkommen nicht unbedingt als Zuwachs bei immer denselben Personen vorstellen darf – genauso wenig wie die Einkommensarmen dieselben Personen sein müssen wie in der Vorjahresbefragung. Denn in der Corona-Pandemie sind auch viele Menschen – insbesondere viele Selbstständige – aus einer guten Verdienstklasse abgestürzt in Bereiche, in denen sie ALG II beantragen mussten.
Während in den 2021 deutlich gestiegenen Einkommen bei den Männern nicht nur Lohnzuwächse stecken, sondern auch neue, gut bezahlte Arbeitsplätze, die in Leipzig auch in der Corona-Zeit entstanden sind und besetzt wurden.
Die Grafik 2_1 macht es recht deutlich, wie seit dem Jahr 2011, als in Leipzig die Krisenfolgen der Finanzkrise wieder überwunden waren, Jahr um Jahr neue, recht gut bezahlte Arbeitsplätze entstanden, die den entsprechenden Einkommensdurchschnitt deutlich steigen ließen.
„Ausgehend vom Jahr 2011 sind die persönlichen Einkommen in Leipzig um 49 Prozent angestiegen (vgl. Abbildung 2-2). Unter Einbezug der Teuerung (Sächsischer Verbraucherpreisindex) ergibt sich für denselben Zeitraum ein realer mittlerer Einkommensanstieg um 35,6 Prozent“, heißt es im Bericht.
Was eben auch bedeutet, dass Branchen, in denen geringere Löhne gezahlt werden, einen deutlichen Nachteil in der Gewinnung von Fachpersonal haben.
Bedeutsamkeit des Bildungsfaktors
Die Auswertung zeigt zugleich auf, wie sehr eine höhere Bildung dazu beiträgt, das Nettomonatseinkommen steigen zu lassen. Das betrifft nicht nur die Qualifikation von Facharbeitern (1.772 Euro im Median), sondern noch mehr das von Akademikern (2.022 Euro im Median), die in gut bezahlten Dienstleistungsberufen in Leipzig ein breites Angebot vorfinden, sei es in Anwaltskanzleien, als Mediziner, Verwaltungsmitarbeiter, Architekt oder Ingenieur.
Und so überrascht es auch nicht, dass sich einige Ortsteile als Wohnort der Gutverdiener besonders hervorheben. Dass dabei innenstadtnahe Ortsteile wie das Waldstraßenviertel, das Zentrum-Süd (mit dem Musikviertel) und Zentrum-Ost (mit dem Grafischen Viertel) hervorstechen, überrascht dann nicht mehr.
Genauso wenig, dass Ortsteile wie Grünau, Paunsdorf und Anger-Crottendorf mit deutlich unterdurchschnittlichen Einkommen auffallen. Während im Waldstraßenviertel die Nettoeinkommen bei über 3.000 Euro im Monat liegen, liegen sie in den zuletzt genannten Ortsteilen im Schnitt unter 1.500 Euro.
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