Die zwei heftigen Corona-Jahre sind auch am Leipziger Arbeitsmarkt so gut wie überwunden. Die Arbeitszahlen liegen fast wieder auf dem Niveau von Mai 2019, meldet die Arbeitsagentur Leipzig. Die Arbeitslosigkeit ist im Mai um 254 auf 19.729 Personen zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 4.990 Arbeitslose weniger.
„Die Arbeitslosigkeit ist in den letzten Monaten kontinuierlich zurückgegangen und lag Ende Mai rund ein Fünftel unter dem Vorjahresniveau. Der Stellenmarkt konnte auch im Mai sein hohes Niveau halten“, erklärte am Dienstag, 31. Mai, Robert Engelke, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Leipzig.
Wobei Stellenmarkt in diesem Zusammenhang heißt: Seit einigen Monaten liegt die Zahl der als „unbesetzt“ gemeldeten Stellen bei über 10.000. Und das, nachdem selbst in den beiden Corona-Jahren die Zahl der Beschäftigten in Leipzig weiter gewachsen ist.
Die Pandemie selbst hat letztlich nur einige wenige Branchen wirklich heftig getroffen. Insbesondere die Industrie profitierte von den umfassenden Kurzarbeits-Regelungen. Die Entlassungen betrafen vor allem Bereiche, die auch schon zuvor besonders prekär waren.
Oder so formuliert: Von solchen Krisen sind fast immer dieselben Gruppen Erwerbstätiger betroffen, die eh schon in Teilzeit- und Niedriglohnbereichen und oft sogar nur befristet beschäftigt sind.
Während andere Branchen schon seit Jahren unter Fachkräftemangel leiden. Das wurde ja ab 2020 insbesondere im Gesundheits- und Pflegebereich deutlich.
Und auch die Beschäftigungsentwicklung im Vergleich von September 2021 und September 2020 macht deutlich, wie sich die einzelnen Branchen verändern. Während im verarbeitenden Gewerbe sogar Personal abgebaut wurde und der pandemiebetroffene Gastrobereich viele Arbeitskräfte verlor, ist die Beschäftigtentzahl im Logistikbereich und im Gesundheitswesen weiter gewachsen. Und auffällig ist ebenso das deutliche Wachstum im Bereich Information und Kommunikation.
Der Bereich der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen ist ebenso gewachsen wie die Beschäftigung im öffentlichen Dienst.
Sorgenbereich Schule und Kita
Wobei der Rückgang von 66 Stellen in Bereich Erziehung und Unterricht eher alarmieren dürfte, denn genau das kann sich eine Stadt mit wachsenden Kinderzahlen in Kindertagesstätten und Schulen nicht leisten. Sollte diese Entwicklung weiter anhalten, dürfte es demnächst in Leipzig einige Krisengespräche geben.
Denn dieser Effekt trat mitten in einer Zeit auf, in der eigentlich 4.764 neue Stellen in Leipzig besetzt wurden und sich der Wettbewerb um Fachkräfte weiter zugespitzt hat. Woran es liegt, dass es Sachsen noch immer nicht gelingt, alle ausgeschriebenen Stellen an Sachsens Schulen zu besetzen, versuchte zuletzt im Februar Sachsens Kultusminister Christian Piwarz so zu erklären: „Nach wie vor gelingt es uns nicht, genügend junge Lehrerinnen und Lehrer für MINT-Fächer und einem Einsatz in den ländlichen Regionen zu begeistern.“
„Um mögliche Lücken zu schließen, wird derzeit darüber diskutiert, die Hürden für Seiteneinsteiger zu senken. So könnten künftig auch Absolventinnen und Absolventen von Fachhochschulen ohne Fachzuordnung und von Berufsakademien als Lehrkräfte tätig werden. Zudem ist geplant, Seiteneinsteiger in den MINT-Bereichen auch für Gymnasien einstellen zu können, was bisher nicht notwendig und daher nicht vorgesehen war. Auch das Anerkennungsverfahren für Lehrkräfte aus dem Ausland soll beschleunigt werden.“
Die Verzögerung der Studienabschlüsse durch die Corona-Bedingungen käme noch dazu.
Der Leipziger Arbeitsmarkt in Zahlen
Im Mai meldeten sich 1.862 zuvor erwerbstätige Personen arbeitslos, 39 weniger als vor einem Jahr. Durch Aufnahme einer Erwerbstätigkeit konnten in diesem Monat 1.853 Personen ihre Arbeitslosigkeit beenden, 417 weniger als vor einem Jahr.
Die Zahl der gemeldeten Arbeitsstellen ist im Bezirk der Agentur für Arbeit Leipzig im Mai um 275 auf 10.392 gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 2.147 Stellen mehr (+26,0 Prozent). Unternehmen meldeten im Mai 1.821 neue Arbeitsstellen, das waren 228 oder 34,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Seit Jahresbeginn sind damit 8.575 Stellen eingegangen, das ist ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 1.515 oder 21,5 Prozent. Zudem wurden im Mai 1.551 Arbeitsstellen abgemeldet, 168 oder 12,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Von Januar bis Mai gab es insgesamt 7.470 Stellenabgänge, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein Zuwachs von 637 oder 9,3 Prozent.
Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im Mai 6,0 Prozent; vor einem Jahr hatte sie sich auf 7,6 Prozent belaufen.
Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit recht unterschiedlich, allerdings waren durchgängig Rückgänge gegenüber dem Vorjahresmonat zu verzeichnen. Die Spanne der Veränderungen reicht im Mai von –27 Prozent bei 15- bis unter 25-Jährigen bis –16 Prozent bei 55-Jährigen und Älteren.
Die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen ist im zurückliegenden Monat in Leipzig zurückgegangen. Im Mai 2022 waren 6.831 Menschen langzeitarbeitslos, 109 weniger im Vergleich zu April bzw. ein Minus von 1,6 Prozent. Im Vergleich zum Mai 2021 gab es 2.048 Langzeitarbeitslose weniger, ein Rückgang um 23,1 Prozent.
Im Rechtskreis SGB III lag die Arbeitslosigkeit bei 6.359, das sind 14 mehr als im Vormonat und 2.071 weniger als im Vorjahr. Die anteilige SGB III-Arbeitslosenquote lag bei 1,9 Prozent.
Im Rechtskreis SGB II gab es 13.370 Arbeitslose, das ist ein Minus von 268 gegenüber April; im Vergleich zum Mai 2021 waren es 2.919 Arbeitslose weniger. Die anteilige SGB II-Arbeitslosenquote betrug 4,1 Prozent.
In Leipzig gab es im Mai 29.004 Bedarfsgemeinschaften. Das waren 112 weniger als im Vormonat und 4.304 weniger als im Mai des Vorjahres.
Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 36.552 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat sind dies 87 Personen weniger. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl um 5.150 Personen.
Ausbildungsmarkt
Im Mai waren 2.527 freie Ausbildungsstellen bei der Arbeitsagentur Leipzig gemeldet. Das sind 354 Stellen mehr (+16,3 Prozent) als vor einem Jahr um diese Zeit. Gegenwärtig sind davon noch 1.493 Ausbildungsstellen unbesetzt.
Dem stehen derzeit 2.193 Bewerberinnen und Bewerber für einen Ausbildungsplatz gegenüber. Dies entspricht einem Rückgang von 161 Personen bzw. -6,8 Prozent im Vergleich zum Mai 2021.
Von dieser Personengruppe suchen aktuell noch 1.073 eine Ausbildungsstelle. Dies entspricht 146 Personen weniger bzw. -12,0 Prozent im Vergleich zum Mai 2021.
Kurzarbeit
Im April 2022, aktuellster statistisch ausweisbarer Monat, haben 37 Leipziger Unternehmen Kurzarbeit angezeigt. Diese Anzeigen umfassten 1.267 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Das sind 93 Anzeigen und 2.196 Personen in Anzeigen weniger im Vergleich zum Vormonat.
Der Höchststand an abgegebenen Anzeigen seit Februar 2009 war mit 5.412 Anzeigen für 70.427 Beschäftigte im Monat Mai 2020.
Nach der bisherigen Abrechnung der Kurzarbeit durch die Betriebe in der Corona-Pandemie haben im Januar 2022 (aktuellster Monat) 1.594, im Dezember 1.558 und im November 1.182 Unternehmen Kurzarbeit abgerechnet (aktuellster statistischer Datenstand).
Kurzarbeitergeld wurde durch die Betriebe im Januar für 14.639, im Dezember für 10.705 und im November für 9.403 Beschäftigte bezogen.
Der Höchststand an Kurzarbeitern seit Februar 2009 war mit 4.759 Betrieben und 50.956 Personen im Mai 2020.
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