Es ist zumindest ein Rätsel, dem die Leipziger Statistiker/-innen im neuen Quartalsbericht auf den Grund zu gehen versuchen. Denn damit, dass die Geburtenzahlen in Leipzig so schnell wieder zurückgehen könnten, haben sie nicht gerechnet. Und so ganz nebenbei stellt das auch die letzte Bevölkerungsprognose infrage.
Ein Beitrag im Quartalsbericht untersucht Gründe für den zuletzt deutlichen Geburtenrückgang in Leipzig. 2021 wurden in Leipzig 6.252 Kinder geboren. Das war der niedrigste Stand seit dem Jahr 2014. Zwischen 2017 – dem letzten Höhepunkt der Geburtenzahlen mit insgesamt 6.976 Neugeborenen – und 2021 sank diese Zahl um 10,4 Prozent.
Dies zeigt sich auch in einem Rückgang der zusammengefassten Geburtenziffer von 1,45 auf 1,27 Kinder pro Frau im genannten Zeitraum nach zuvor ansteigenden Geburtenraten seit Anfang der 2000er Jahre.
Ein zentraler Grund für die sinkende Geburtenziffer ist – so sehen es Leipzigs Statistiker/-innen – nun die wieder zunehmende Verschiebung von Geburten in ein höheres Alter der Mütter. So hat sich das Alter, in dem Leipzigerinnen die meisten Kinder bekommen, von 30 auf 32 erhöht. Damit zeigt sich der in der westlichen Welt seit mehreren Jahrzehnten anhaltende Trend zu späteren Geburten auch in Leipzig.
Folgen für das Bevölkerungswachstum der Stadt
Mit dem Geburtsgeschehen eng verknüpft ist auch die Bevölkerungsentwicklung in Leipzig. Im Vorgriff auf die für Anfang des kommenden Jahres geplante Bevölkerungsvorausschätzung evaluiert ein weiterer Beitrag die Prognose aus dem Jahr 2019.
Und da wird es jetzt zumindest etwas fragil. Denn zwei der bisher beobachtbaren Jahre waren maßgeblich durch die COVID-19-Pandemie geprägt. Vor allem die Wanderungsgewinne fielen in den vergangenen drei Jahren geringer aus als erwartet.
Ein wesentlicher Grund hierfür ist der seit Jahren anwachsende Fortzug von Familien mit Kindern ins Umland, der vor allem seit 2018 nochmals an Fahrt aufgenommen hat. Diese Entwicklung beeinflusst wesentlich die demografische Struktur Leipzigs. Hinzu kommt die beschriebene Geburtenentwicklung.
Die tatsächliche Einwohnerentwicklung lag damit – vor Kriegsbeginn in der Ukraine – etwas unterhalb der Hauptvariante der Vorausschätzung, die für Ende 2021 etwa 615.000 Einwohnerinnen und Einwohner prognostiziert hatte. Zum Jahresende waren dann laut Melderegister 609.896 Menschen in Leipzig gemeldet.
Wie wird der Ukraine-Krieg die Leipziger Bevölkerungsentwicklung beeinflussen?
Immer mehr Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine suchen derzeit in Leipzig eine sichere Unterkunft – ein Teil von ihnen bei Freunden oder Familienmitgliedern. Wie aus dem aktuellen Statistischen Quartalsbericht IV/2021 hervorgeht, lebten schon zum Jahresende 2021 genau 3.481 Menschen mit ukrainischem Migrationshintergrund in Leipzig, darunter 1.485 Männer und 1.996 Frauen.
Das entspricht knapp 0,6 Prozent der Gesamtbevölkerung bzw. 1 Person je 200 Einwohner/-innen. Gut die Hälfte von ihnen lebt seit mindestens zehn Jahren in der Stadt, 15 Prozent sogar länger als 20 Jahre. Knapp 40 Prozent leben mit einem oder mehreren Kindern im Haushalt. Über 60 Prozent der ukrainischen Migranten arbeiten, knapp 20 Prozent sind in Rente und 5 Prozent studieren.
Die Zufluchtsuchenden aus der Ukraine, die nun nach dem Kriegsbeginn nach Leipzig kamen, sind von der Statistik noch nicht erfasst. Sie werden frühestens im ersten Quartalsbericht für 2022 sichtbar, wenn das überhaupt so schnell geht.
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