In einer mit Krankenhäusern so gut ausgestatteten Stadt wie Leipzig geht man eigentlich davon aus, dass auch in einer Corona-Pandemie am Ende genau gesagt werden kann, wie viele Bürger/-innen daran tatsächlich gestorben sind. Die offiziellen Zahlen dafür lauteten am Wochenende 535 (Robert-Koch-Institut) bzw. 540 auf der Website der Stadt. Aber die Zahlen aus dem Quartalsbericht deuten darauf hin, dass das vielleicht nicht alles ist.

Seit der ersten Welle im Frühjahr 2020 haben ja nicht nur Statistiker/-innen das Gefühl, dass die offiziellen Zahlen nicht das ganze Bild ergeben, dass aus den verschiedensten Gründen viele Gestorbene, die eigentlich Opfer der Pandemie geworden sind, offiziell gar nicht gezählt werden. Das war anfangs ein Thema in Bezug auf all jene Staaten, bei denen man zumindest vermutete, dass sie – um das Bild zu schönen – deutlich zu niedrige Zahlen meldeten.Britische Forscher waren damals die ersten, die vorschlugen, die sogenannte Übersterblichkeit zu berechnen und damit die Differenz herauszubekommen zwischen den offiziellen Zahlen und der Zahl der tatsächlich im Zusammenhang mit der Pandemie gestorbenen Menschen.

Die auch nicht alle an COVID-19 gestorben sein müssen. Denn wenn Krankenhäuser und insbesondere Intensivstationen überlastet sind, fallen auch viele lebensnotwendige Operationen aus. Kommen noch Überlastungen in den Hausarztpraxen dazu, werden auch viele Krankheiten nicht erkannt, die sonst noch behandelt worden wären.

Eigentlich hätte man davon ausgehen können, dass das in einer so gut ausgestatteten Stadt wie Leipzig nicht passiert. Aber die Zahlen deuten zumindest darauf hin, dass genau das in geringem Maß auch in Leipzig der Fall war.

Denn in den Vorjahren war es in Leipzig so, dass auch der Saldo der natürlichen Bevölkerungsbewegung, also die Differenz aus Geburten und Todesfällen, positiv war. Es wurden mehr Kinder geboren als Menschen starben. 2017 lag der Saldo bei 485, 2018 und 2019 bei 266 und 249. 2019 kamen auf 6.499 Neugeborene zum Beispiel 6.250 Gestorbene.

Man hätte also auch 2020 eher mit einem Wert im Plus-Bereich gerechnet, wenn auch vielleicht etwas niedriger, da ja die Geburtenzahlen in Leipzig wieder sinken.

Aber der Blick in den Quartalsbericht zeigt, dass es stattdessen erstmals ein deutliches Minus gab von 86. Auf 6.468 Neugeborene kamen 6.554 Sterbefälle. Normalerweise werden die beiden „kalten“ Quartale, das 1. und das 4., in denen es meist aus natürlichen Gründen mehr Sterbefälle als Geburten gibt, durch das 2. und das 3. Quartal mehr als ausgeglichen, wo es deutlich mehr Geburten als Sterbefälle gibt. Aber 2020 fiel erstaunlicherweise ausgerechnet das 2. Quartal völlig aus, der Saldo drehte ins Minus.

Was zumindest vermuten lässt, dass im Jahr 2020 auch schon eine Übersterblichkeit steckt, die man mindestens im Bereich von 250 verorten kann.

Und 2021? Da zeichnet sich das Pandemiegeschehen im ersten Vierteljahr natürlich deutlich ab: Auf 2.224 Sterbefälle (358 mehr als im ersten Quartal 2019) kamen 1.637 Neugeborene (9 mehr als im Vorjahr). Der negative Saldo zwischen Gestorbenen und Neugeborenen erhöhte sich deutlich von 238 auf 587.

Was übrigens auch dafür sorgte, dass der positive Wanderungssaldo, den Leipzig ja im ersten Quartal 2021 durch Zuzüge hatte, erstmals vom negativen Saldo aus Geburten und Todesfällen aufgefressen wurde. Wenn nur Zu- und Wegzüge das Geschehen bestimmen würden, hätte Leipzig im ersten Quartal einen Bevölkerungsgewinn von 582 Einwohner/-innen gehabt. Dadurch aber, dass 587 Menschen mehr starben als geboren wurden, dreht der Saldo ins Negative: minus 5.

Dazu kamen dann wohl auch noch etliche Registerbereinigungen, sodass Leipzig im März 605.203 Einwohner/-innen hatte, rund 200 weniger als im Dezember, als es 605.407 waren.

Die aktuelle Zahl für Ende Juni gibt es inzwischen auch: 605.379, also noch einmal ein paar weniger als im März. Für sächsische Verhältnisse ist das sogar noch „stabil“, denn im ländlichen Sachsen geht der Bevölkerungsschwund ungebremst weiter.

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