Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Obwohl es wahrscheinlich kein Wunder ist, wenn sich zumindest die Bruttolöhne in Sachsen so langsam dem bundesdeutschen Niveau annähern – selbst in Pandemiejahren wie dem Jahr 2020. Am 31. März legte das Statistische Landesamt Zahlen vor, die zumindest vermuten lassen, dass sich der seit Jahren anhaltende Fachkräftemangel auch positiv auf das Lohnniveau auswirkt.

Das Landesamt meldete jedenfalls am 31. März: „Arbeitnehmer/-innen in Sachsen verdienten 2020 brutto, also vor Abzug der Lohnsteuer und Sozialbeiträge, im Durchschnitt 32.386 Euro und damit rund 300 Euro bzw. 0,9 Prozent mehr als im Vorjahr (Deutschland -0,1 Prozent). Der sächsische Durchschnittsverdienst entsprach aktuell knapp 88 Prozent des gesamtdeutschen Wertes.“Und das in einer Zeit, in der aufgrund der Pandemie einige Branchen über Monate regelrecht stillgelegt wurden und tausende Erwerbstätige in Kurzarbeit gehen mussten. Wie geht das zusammen?

„In einigen Wirtschaftsbereichen wirkte sich die Corona-Pandemie besonders auf die Verdienste aus. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das Kurzarbeitergeld laut Definition nicht zu den Arbeitseinkommen zählt“, betont das Statistische Landesamt. Kurzarbeit fällt also aus der Statistik heraus.

Was nicht heißt, dass es nicht trotzdem Einbußen gab: „Die größten Verdienstverluste 2020 in Sachsen mussten die Arbeitnehmer/-innen im Verarbeitenden Gewerbe hinnehmen. Der Pro-Kopf-Verdienst sank um 1.151 Euro bzw. 3,2 Prozent auf 35.082 Euro.

Im Gegensatz dazu stiegen die Bruttolöhne und -gehälter je Person im Baugewerbe um 945 Euro oder 2,9 Prozent auf 33.066 Euro.

Innerhalb des Dienstleistungssektors verringerte sich 2020 nur der Pro-Kopf-Verdienst im Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation (-47 Euro oder -0,2 Prozent) und betrug 27.986 Euro.

Die Verdienste im Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit legten um 1.268 Euro bzw. 3,8 Prozent zu (34.799 Euro).

Der Pro-Kopf-Wert im Bereich Grundstücks- und Wohnungswesen, Finanz- und Unternehmensdienstleister stieg um 213 Euro oder 0,7 Prozent (30.094 Euro).

Den Spitzenverdienst in Sachsen erzielte man auch 2020 im Produzierenden Gewerbe ohne Baugewerbe mit 35.849 Euro pro Kopf.

Die niedrigsten Pro-Kopf-Verdienste wurden nahezu unverändert in der Land- und Forstwirtschaft mit 21.458 Euro erreicht.“

Lohnsumme stieg 2020 an

Wie das Statistische Landesamt auf die Zahlen kommt, erklärt es auch ganz kurz: „2020 wurden Bruttolöhne und -gehälter in Höhe von 60,1 Milliarden Euro an die Arbeitnehmer/-innen in Sachsen gezahlt, knapp vier Prozent aller gesamtdeutschen Bruttolöhne und -gehälter. In Sachsen veränderte sich diese Summe gegenüber 2019 kaum, für Deutschland gab es einen Rückgang um 0,9 Prozent.“

Hinter dieser ausgezahlten Bruttolohnsumme steht eine durchaus spürbare Entwicklung, die vielen Erwerbstätigen seit 2011 spürbare Einkommenanstiege beschert hat. 2014 wurden in Sachsen insgesamt noch 42,9 Milliarden Euro an Bruttolöhnen ausgezahlt, ein Wert, der bis 2019 auf 60,1 Milliarden stieg. Diese Summe blieb dann im Corona-Jahr 2020 stabil.

Bundesländer nach Durchschnittsbruttolöhnen 2020. Grafik: Freistaat Sachsen, Statistisches Landesamt
Bundesländer nach Durchschnittsbruttolöhnen 2020. Grafik: Freistaat Sachsen, Statistisches Landesamt

Parallel stieg auch die Zahl der erfassten Arbeitnehmer/-innen von 1,744 Millionen im Jahr 2011 auf 1,872 im Jahr 2019. Diese Zahl sank dann 2020 durch die Pandemie auf 1,856 Millionen, was dann eben bedeutete, dass der verbleibende (rechnerische) Bruttolohn pro Arbeitnehmer/-in sogar von 32.083 auf 32.368 Euro stieg.

Was ja letztlich auch bedeutet, dass Sachsens Unternehmen – bis auf die von Schließung betroffenen Unternehmen – relativ glimpflich durch das Jahr gekommen sind und in der Lage waren, Bruttolöhne auf der Höhe des Vorjahres zu zahlen.

Zu den Bruttolöhnen kommen ja noch die Arbeitgeberbeiträge. Die werden miterfasst in den Arbeitnehmerentgelten, die 2019 immerhin schon 71,9 Milliarden Euro betrugen, was ein deutlicher Anstieg seit 2011 war, wo es noch 51,6 Milliarden Euro waren. Hier gab es 2020 sogar einen Anstieg auf 72,3 Milliarden Euro.

Womit Sachsen recht überraschend zu den Bundesländern gehörte, in denen die Arbeitsentgelte bzw. die darin enthaltenden Bruttolohnsummen auch 2020 gestiegen sind, während etwa Bundesländer wie Baden-Württemberg, das Saarland oder Hessen Einbußen erlitten. Natürlich auf höherem Niveau. Aber es fällt schon auf, dass gerade die Neuen Bundesländer sämtlich Bruttolohnanstiege zu verzeichnen hatten und – wie der schöne Kreisel oben zeigt – den Abstand zum bundesweiten Bruttolohnniveau verkürzen konnten.

Sachsen ist jetzt etwa auf dem Einkommensniveau von Schleswig-Holstein und führt die Liste der ostdeutschen Flächenländer an. Lediglich Berlin ist im Lauf der letzten Jahre noch weiter aufgestiegen und liegt jetzt hinter Hamburg und Hessen und knapp vor Bayern. Was auch zeigt, wo die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland aktuell stattfindet. Und das sind die großen Metropolen. Und diese Rolle als Motor der Wirtschaft spielen ja in Sachsen ebenfalls die drei Großstädte.

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