Während die erste Welle der COVID-19-Pandemie für Sachsen noch relativ glimpflich verlief, hat die zweite Welle deutliche Folgen in der Sterbestatistik nach sich gezogen. In der vergangenen Woche veröffentlichte das sächsische Landesamt für Statistik die jüngsten Zahlen zur Übersterblichkeit im Freistaat. Übersterblichkeit – das sind rechnerisch jene Menschen, die in diesem Fall wahrscheinlich direkt als Folge einer Corona-Infektion starben.
Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Landesamtes sind in Sachsen im Januar 2021 8.060 Menschen verstorben. Damit ging die Zahl gegenüber dem Vormonat um mehr als 1.850 Sterbefälle zurück. Im Dezember 2020 wurde mit mehr als 9.900 Sterbefällen die höchste Zahl an Gestorbenen in einem Monat verzeichnet, seit elektronisch verfügbare Angaben im Statistischen Landesamt vorliegen (1980).Für Februar 2021 werden, anhand der prozentualen Verteilung der bisher eingegangenen Datenmeldungen zum Stand der Datenübermittlung am Monatsende, rund 5.300 Sterbefälle in Sachsen erwartet. Daraus ergibt sich eine deutliche Verringerung gegenüber den Vormonaten, atmen die Statistiker auf. Der zu erwartende Rückgang beträgt gegenüber Januar 2021 rund 33 Prozent und gegenüber Dezember 2020 sogar 46 Prozent. Was für den Februar zumindest noch eine leichte Übersterblichkeit von 300 bis 400 Menschen ergibt.
In den vorangegangenen fünf Jahren starben im Februar im Durchschnitt 4.939 Menschen in Sachsen.
Besonders vom starken Anstieg der Sterbefälle seit November 2020 sind die älteren Menschen in Sachsen betroffen, betonen die Statistiker. Vier von fünf Gestorbenen im Dezember 2020 waren 75 Jahre oder älter.
Neuere Zahlen liegen auch schon für den Januar vor. Hier hatte ein Abgeordneter der AfD-Fraktion gefragt und Auskunft von Sozialministerin Petra Köpping bekommen. Danach waren von 2.952 an COVID-19 Verstorbenen 2.135 über 80 Jahr alt, rechnerisch über 72 Prozent. Die Auflistung macht noch deutlicher, wie rapide die Sterbefälle mit dem Lebensalter zunehmen.
Mit einer anderen Landtagsanfrage versuchte die AfD ja noch herauszufinden, wie hoch der Anteil der in Altenpflegeheimen Verstorben an den Corona-Toten ist. Diese Zahlen aber bekamen sie von der Regierung nicht. Weshalb z. B. die AfD-Fraktion in Leipzig anfragte und eine Auflistung der hiesigen Gesundheitsbehörde bekam. Ergebnis: 164 der bis Januar verzeichneten 361 Todesfälle (45,5 Prozent) durch/mit SARS-CoV-2 entfielen auf Bewohner/-innen von Altenpflegeheimen.
Die Differenz ist unübersehbar. Denn viele Hochbetagte werden auch in Sachsen zu Hause gepflegt. Es sind nicht nur Ausbrüche in Pflegeheimen, die für eine hohe Sterblichkeit unter den Hochbetagten sorgen, deren Immunsystem deutlich schlechter mit dem Corona-Virus zurechtkommt als das der jüngeren Bewohner Sachsens. Eine Infektion wird für sie auch im heimischen Umfeld gefährlich.
Wenn man die Sterbezahlen des Statistischen Landesamtes vergleicht, sieht man, dass allein im Januar rund 3.000 Menschen mehr starben als in den Vorjahren. Im Dezember waren es rund 5.000 mehr, im November rund 1.500. Leichte Anstiege waren auch schon im September zu sehen, während der März und April (1. Welle) kaum Unterschiede zeigen. Erst die zweite Welle brachte eine deutliche Übersterblichkeit, die auch indirekte Folgen der Corona-Pandemie impliziert.
So gesehen ist die Erleichterung der Statistiker über die Zahlen im Februar verständlich: „Auch im Februar 2021 ist ein Rückgang des Anteils der über 85-Jährigen zu erkennen. Waren 46,9 Prozent der Gestorbenen im Dezember 2020 und 45,1 Prozent im Januar 2021 85 Jahre oder älter, beträgt dieser Anteil im Februar 2021 weniger als 42 Prozent. Der Rückgang der Sterbefälle im Januar und Februar 2021 ist für fast alle Kreisfreien Städte und Landkreise festzustellen. Lediglich für die Kreisfreie Stadt Leipzig wurden im Januar 2021 ca. 75 Sterbefälle mehr registriert als im Dezember 2020. Einen Rückgang von mehr als der Hälfte der Sterbefälle gegenüber Dezember 2020 werden im Februar die Landkreise Görlitz, Meißen und Sächsische-Schweiz-Osterzgebirge sowie für die Kreisfreie Stadt Chemnitz haben.“
Worauf die sinkenden Sterbezahlen bei den Hochbetagten zurückgehen, erklären die Statistiker zwar nicht. Aber möglicherweise spielen hier die priorisierten Impfungen für diese Altersgruppe eine nicht zu unterschätzende Rolle. Dann wirken sie nämlich und begründen alle Anstrengungen, die Impfkampagnen endlich auszuweiten.
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