Die einen sagen „robust“, die anderen meinen „Sächsischer Arbeitsmarkt hält dem Lockdown stand“ (Sächsische Arbeitsagentur). Aber die Zahlen sagen eigentlich: So langsam gehen die Allgemeinverfügungen an die Substanz gerade der Kulturbetriebe, der Gastronomie, der Dienstleister .... In den Zahlen stecken garantiert schon die ersten Unternehmen, die aufgegeben haben.

„Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar ist saisonal bedingt und damit nicht unerwartet“, meint freilich der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig Steffen Leonhardi. „Diese Entwicklung ist in jedem Jahr ganz typisch für den Monat Januar. Gründe dafür sind hauptsächlich auslaufende befristete Arbeitsverträge zum Jahresende. Der deutliche Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Januar des Vorjahres ist eine Folge des pandemiebedingten Lockdowns.“Insgesamt waren 26.095 (Vormonat 24.364) Männer und Frauen in Leipzig arbeitslos gemeldet. Der Anstieg im Vergleich zum Dezember 2020 betrug 1.731 Personen. Im Vergleich zum Januar des Vorjahres ist die Zahl der Arbeitslosen sogar um 5.977 (+ 29,7 Prozent) angewachsen.

Und das, obwohl viele Betriebe nach wie vor Kurzarbeit gemeldet haben, die Leute also (noch) nicht entlassen haben.

Insgesamt haben im Jahr 2020 8.834 Leipziger Betriebe in der Agentur für Arbeit Kurzarbeit angezeigt. Der Höhepunkt war im April mit 5.412 Anzeigen. Danach ging die Zahl der Anzeigen stetig zurück bis diese ab Oktober wieder anstieg. Im Dezember waren es 715 Unternehmen. Besonders betroffen waren zum Jahresende Unternehmen des Einzelhandels (160), der Gastronomie (115) und der persönlichen Dienstleistungen (109).

Nach der bisherigen Abrechnung der Kurzarbeit durch die Betriebe in der Coronakrise haben im März 2.904, im April 4.759, im Mai 4.117, im Juni 3.012, im Juli 2.281, im August 1.963 und im September 1.753 Betriebe Kurzarbeit abgerechnet.

Kurzarbeitergeld wurde durch die Betriebe im März für 30.619, im April für 50.956, im Mai für 42.114, im Juni für 24.132, im Juli für 16.514, im August für 12.925 und im September für 11.661 Beschäftigte bezogen.

Die ganzen Einschränkungen durch die Allgemeinverfügungen konzentrieren sich also auf ganz bestimmte Branchen, denen Monat um Monat die Einnahmen wegbrechen. Während der Großteil der Wirtschaft weitermachen kann, sogar die Kurzarbeit wieder zurückgefahren hat. War im wirklich noch als Lockdown funktionierenden Lockdown im April 2020 fast jeder fünfte Erwerbstätige in Leipzig in Kurzarbeit, war es im Herbst nur noch jeder 25. bezogen auf die insgesamt 274.019 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (Stand Juni 2020) in Leipzig.

Ob der neue Lockdown ab November die Zahlen wieder hochgetrieben hat, verrät die Statistik noch nicht. Außer dass besonders jungen Menschen der Einstieg ins Berufsleben unter Corona-Bedingungen richtig schwergemacht wird.

Die Leipziger Arbeitsmarktzahlen kurz und knapp:

Bei den jungen Menschen bis 25 Jahren stieg die Zahl der Arbeitslosen um 164 auf 2.328 (Vorjahr: 1.692).

Bei den Lebensälteren in der Altersgruppe ab 50 Jahren wuchs die Arbeitslosigkeit um + 449 auf 7.122 Personen an (Vorjahr: 5.814).

Entwicklung der Stellenangebote im Jahresvergleich. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Entwicklung der Stellenangebote im Jahresvergleich. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Beim Zugang an offenen Arbeitsstellen verzeichnete die Arbeitsagentur Leipzig im Januar einen Rückgang gegenüber dem Vormonat. Die Wirtschaft und die Verwaltung haben in den letzten vier Wochen 1.085 freie Stellen, das waren 343 weniger als im davorliegenden Monat und 389 weniger als vor einem Jahr, zur Besetzung gemeldet.

Zum statistischen Zähltag im Januar betrug die Arbeitslosenquote in Leipzig 8,2 Prozent (Vormonat: 7,7 Prozent). Im Januar 2020 lag sie noch bei 6,4 Prozent.

SGB II und SGB III

Im Januar waren 10.037 Menschen in der Arbeitsagentur im Rechtskreis SGB III arbeitslos gemeldet. Das waren 1.068 mehr als im Vormonat und 2.657 mehr als im Januar 2020.

Im Jobcenter Leipzig im Rechtskreis SGB II waren 16.058 Menschen arbeitslos registriert. Das waren 663 mehr als im Dezember 2020 und 3.320 mehr als vor einem Jahr.

In Leipzig gab es im Januar 32.929 Bedarfsgemeinschaften. Das waren 225 mehr als im Vormonat und 1.581 mehr als im Januar des Vorjahres.

Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 41.258 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat betrug der Anstieg 378. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs die Zahl um 1.767 Personen.

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