Da genรผgt ein Blick auf die Folie, die Dr. Johannes Franke im Januar gezeigt hat, als er Bilanz zog fรผr das Klima in Sachsen 2019: Das Jahr 2020 unterscheidet sich nicht wirklich viel von diesem Hitzejahr in der sรคchsischen Klimabilanz seit 1881. Es war 2,2 Grad zu warm gegenรผber dem Referenzwert der Jahre 1961 bis 1990, lag damit nur 0,1 Grad unter dem Spitzenwert von 2019.

Wรคre Sachsen der MaรŸstab fรผr die weltweite Klimarettung, hรคtten wir es schon grรผndlich vergeigt, dann wรคren die Messlatten von 1,5 und 2 Grad lรคngst gerissen. Und so ungefรคhr sah es auch Dr. Johannes Franke im Januar 2020 bei seinem Vortrag fรผr das Landesamt fรผr Umwelt, Landwirtschaft und Geologie: Der statistische Trend der Temperaturentwicklung in Sachsen zeigt bei einem โ€žbusines as usualโ€œ schon zur Jahrhundertmitte die 2,5 Grad als gerissen, wenig spรคter die 3 Grad und zum Jahrhundertende รผber 4 Grad.

Temperaturprognosen fรผr Sachsen bis 2100. Grafik: Freistaat Sachsen / LfULG
Temperaturprognosen fรผr Sachsen bis 2100. Grafik: Freistaat Sachsen / LfULG

Natรผrlich ist Sachsen nicht der MaรŸstab. Und ein gutes Vorbild schon gar nicht. So wenig wie Deutschland insgesamt, fรผr das der Deutsche Wetterdienst am 30. Dezember eine kurze Bestandsaufnahme verรถffentlicht hat.

Die Fakten in Kรผrze

Das Jahr 2020 ist in Deutschland mit einer Jahresmitteltemperatur von 10,4 Grad Celsius (ยฐC) das zweitwรคrmste Jahr seit Beginn flรคchendeckender Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Geringfรผgig wรคrmer war nur das Jahr 2018 mit 10,5 ยฐC gewesen. Auf den folgenden Plรคtzen liegen mit knappem Abstand 2019 und 2014 mit jeweils 10,3 ยฐC. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.

Tobias Fuchs, Klima-Vorstand des DWD: โ€žDas sehr warme Jahr 2020 darf uns nicht kaltlassen. Die wissenschaftlichen Klimafakten des nationalen Wetterdienstes sind alarmierend. Klimaschutz ist das Gebot der Stunde. Wir mรผssen jetzt handeln.โ€œ

Dies unterstrichen auch weitere Klimadaten des DWD: So seien hierzulande neun der zehn wรคrmsten Jahre im 21. Jahrhundert beobachtet worden, davon die vier wรคrmsten Jahre in der zurรผckliegenden Dekade 2011โ€“2020. Diese Dekade war zugleich die wรคrmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Kennzeichnend fรผr das vergangene Jahr war zudem: 2020 war sehr sonnenscheinreich und das Dritte zu trockene Jahr in Folge.

Entwicklung der Durchschnittstemperaturen in Deutschland. Grafik: DWD
Entwicklung der Durchschnittstemperaturen in Deutschland. Grafik: DWD

Der Temperaturdurchschnitt lag im Jahr 2020 mit 10,4 Grad Celsius (ยฐC) um 2,2 Grad รผber der international gรผltigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Gegenรผber der Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug die Abweichung 1,5 Grad. Bis auf den Mai fielen alle Monate zu warm aus. Januar, Februar, April und August zeigten dabei mit einer Abweichung von รผber 3 Grad die hรถchsten positiven Temperaturanomalien.

Mit rund 710 Litern pro Quadratmeter (l/mยฒ) erreichte 2020 nur gut 90 Prozent seines Solls von 789 l/mยฒ. Damit waren von den letzten 10 Jahren 9 zu trocken, nur 2017 war feuchter als normal. Dรผrre und Regen, teilweise mit รœberflutungen, lagen 2020 hรคufig nah beieinander.

Mit etwa 1.901 Stunden รผbertraf der Sonnenschein sein Soll von 1.544 Stunden um gut 20 Prozent. Damit nahm 2020 den vierten Platz der sonnigsten Jahre seit Messbeginn 1951 ein. รœber 2.000 Stunden schien sie vor allem im Sรผden. Vergleichsweise sonnenscheinarm blieb es dagegen in der norddeutschen Tiefebene und in den zentralen Mittelgebirgen.

Die Zahlen zu Sachsen

Der Freistaat Sachsen kam 2020 zwar auf warme 10,3 ยฐC (im Vergleich zum gรผltigen Referenzwert 8,1 ยฐC der Jahre 1961 bis 1990), gehรถrte aber zu den kรผhleren Regionen, meldet der Deutsche Wetterdienst. Fast 695 l/mยฒ (im Vergleich zu Referenzwert 699 l/mยฒ) prasselten vom Himmel โ€“ bei rund 1.891 Sonnenstunden (1.549 Stunden waren es im Schnitt zwischen 1961 bis 1990).

Sachsen erlebte den zweitwรคrmsten Februarmonat seit Messbeginn, meldete aber auch am 5. Februar mit 37 cm in Zinnwald-Georgenfeld, Osterzgebirge, die hรถchste Schneedecke des Jahres abseits der Gipfel. AnschlieรŸend wurden Ende Mรคrz die frostigsten Nรคchte des Jahres beobachtet. Im April konnte man in Sohland an der Spree weitere 23 Frosttage zรคhlen.

Der Sommer brachte dann einen der wรคrmsten Augustmonate. Der meteorologische Herbst startete mit dem drittwรคrmsten September. Nach einem zu trockenen Sommerhalbjahr brachte Tief โ€žGiselaโ€œ am 14. Oktober verbreitet zwischen 20 und 40, รถrtlich sogar bis 50 l/mยฒ. Dafรผr verfehlten der November und Dezember ihre Niederschlagsziele erheblich.

Ergebnis: Sachsen lag wieder 2,2 Grad รผber dem Referenzwert bei den Durchschnittstemperaturen. Das Jahr reiht sich also ein in die vielen viel zu warmen Jahre seit 1990 und ist laut Definition der Meteorologen lรคngst โ€žextrem zu warmโ€œ.

Wobei die Niederschlรคge, die ja zum Glรผck wieder fast dem langjรคhrigen Mittel entsprachen, nicht gleichmรครŸig kamen. Im Sommer gab es wieder Wochen, in denen auch die Leipziger Flรผsse wieder Niedrigwasser verzeichneten. Und die Sonnenscheinstunden sind nicht nur positiv, denn ungehinderte Sonneneinstrahlung bedeutet auch immer verstรคrkte Verdunstung, was bei zu niedrigen Niederschlรคgen den Trockenstress auch in den Wรคldern verstรคrkt, was im Leipziger Auwald in diesem Jahr massiv zu beobachten war.

Da freut man sich zwar รผber lauter warme Tage. Aber so langsam belastet diese spรผrbare Klimaverรคnderung nicht nur das Stadtklima in Leipzig, sondern gefรคhrdet Landwirtschaft, Wรคlder und Grundwasservorrรคte. Was das LfULG รผbrigens schon vor 20 Jahren so prognostiziert hat. Sachsen ist eines der Bundeslรคnder, die die steigenden Temperaturen und die fehlenden Niederschlรคge am stรคrksten zu spรผren bekommen.

Dรผrre und Hitze setzen nun auch die Laubbรคume in Westsachsen zunehmend unter Stress

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