Insgesamt waren Ende September in der Stadt Leipzig 26.111 Menschen bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosigkeit sank also gegenüber August wieder um 613 Menschen. Im Vergleich zum September 2019 lag die Arbeitslosigkeit freilich noch immer um 6.541 Personen oder 33,4 Prozent höher. So viele Arbeitslose hatte Leipzig zuletzt im Jahr 2015.
„Erstmals seit Beginn der Coronakrise ist die Arbeitslosigkeit in Leipzig wieder gesunken“, stellte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Steffen Leonhardi am Mittwoch, 30. September, zur Auswertung der Zahlen fest.
„Der Herbstaufschwung hat den Arbeitsmarkt in Leipzig belebt. Die Integration von arbeitslosen Menschen in eine neue Erwerbstätigkeit ist wieder gestiegen und gleichzeitig haben sich weniger Menschen arbeitslos gemeldet. Die hohe Nachfrage nach Arbeitskräften ist ein deutliches Zeichen für die Aufnahmefähigkeit der Leipziger Wirtschaft. Alle diese Entwicklungen sind deutliche Indikatoren für eine positive Arbeitsmarktentwicklung in Leipzig.“
Und auch für die Meldungen zur Kurzarbeit war das Frühjahr der Höhepunkt.
Insgesamt haben seit Jahresbeginn 7.328 Leipziger Betriebe in der Agentur für Arbeit Kurzarbeit angezeigt. In diesen Betrieben arbeiten 97.721 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. Besonders betroffen sind Unternehmen der Gastronomie (839), des Einzelhandels (758) und des Gesundheitswesens (710).
Nach der Abrechnung der Kurzarbeit durch die Betriebe für den dritten Monat in der Coronakrise können nun für den Mai Angaben zum tatsächlichen Bezug von Kurzarbeitergeld gemacht werden. Im Mai haben in Leipzig 4.176 Betriebe Kurzarbeitergeld für 43.470 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte von der Arbeitsagentur erhalten. Ende März gab es in Leipzig insgesamt 275.915 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte.
„Wir sehen deutlich, dass der Monat April der Höhepunkt bei den erstmaligen Anzeigen und auch beim Abrechnen der Kurzarbeit war. Im Mai wurde Kurzarbeit bereits etwas weniger, aber auf einem weiterhin hohen Niveau, in Anspruch genommen. Kurzarbeit ist und bleibt das Mittel, um Arbeitslosigkeit zu verhindern und den Betrieben ihre Fachkräfte zu erhalten“, sagt Leonhardi zu den aktuellen Kurzarbeiterzahlen.
Nicht ganz unwichtig ist dabei die Zahl der als frei gemeldeten Stellen.
Beim Zugang an offenen Arbeitsstellen verzeichnete die Arbeitsagentur Leipzig im September zwar einen Rückgang gegenüber dem Vormonat. Die Wirtschaft und die Verwaltung haben in den letzten vier Wochen 1.541 freie Stellen, das waren 331 weniger als im davorliegenden Monat und 698 weniger als vor einem Jahr, zur Besetzung gemeldet. Aber mit 8.210 lag die Zahl der Stellenangebote nach wie vor deutlich über der Zahl von 2018. Denn während einige Branchen von den Corona-Einschränkungen massiv betroffen sind, suchen andere Bereiche händeringend nach Nachwuchs. Dort macht sich das Problem des fehlenden beruflichen Nachwuchses immer stärker bemerkbar.
Das betrifft zum Beispiel den ganzen Bereich „Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung“, wo 1.291 Stellen angeboten werden. Im Gesundheitssektor müssten es noch viel mehr sein, denn das Personal in den Krankenhäusern streikt ja nicht nur für eine höhere Bezahlung – die Arbeitsbedingungen haben sich aufgrund einer rigiden Kostenreduktion beim Personal in den vergangenen Jahren massiv verschlechtert.
Und der große Mangel an Fahrern und Fahrerinnen im Transportwesen macht sich im Bereich „Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit“ deutlich bemerkbar (auch wenn dort die massive Suche nach DHL-Packern zusätzlich für hohe Zahlen sorgt). In diesem Bereich sind insgesamt 1.749 Stellen im Angebot.
Denn während Corona einerseits dafür sorgt, dass einige Branchen ihr Personal nicht (weiter) beschäftigen können, läuft das Wachstum in anderen Branchen weiter, Branchen, die bis März das Bild auch auf dem Leipziger Arbeitsmarkt bestimmten, was dazu führte, dass die Zahl der Beschäftigten in Leipzig von März 2019 bis März 2020 um fast 4.000 auf 275.915 weiter anstieg.
Der Wachstumsprozess in Leipzig ist also keineswegs zum Stehen gekommen, auch wenn die Bevölkerungszahl seit einem halben Jahr quasi stagniert. Doch das deutet vor allem darauf hin, dass es in Leipzig mittlerweile an bezahlbarem Wohnraum gerade für junge Berufsanfänger und Familien fehlt. Sie sind zum Ausweichen ins Umland gezwungen.
Der Leipziger Arbeitsmarkt im September 2020 in Zahlen
Der Rückgang der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat August betrug bei den Unter-20-Jährigen 72 (-10,6 Prozent) auf 605 und bei den Unter-25-Jährigen 271 (- 8,6 Prozent) auf 2.864. Zum Vorjahres-September lag der Anstieg bei 33 bzw. 48 Prozent.
Bei den Lebensälteren, in der Altersgruppe ab 50 Jahren, sank die Arbeitslosigkeit um 57 auf 6.643 Personen (Vorjahr: 5.362).
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im zurückliegenden Monat in Leipzig hingegen gewachsen. Gegenüber dem Vormonat stieg sie um 307 auf 6.464. Im Vergleich zum September 2019 gab es 1.943 langzeitarbeitslose Menschen mehr. Das entsprach einem Anstieg um 43 Prozent.
Der Zugang in die Arbeitslosigkeit aus der Erwerbstätigkeit betrug in den letzten vier Wochen 2.042. In Erwerbstätigkeit meldeten sich 2.390 vorher arbeitslose Menschen in der gleichen Zeit ab.
Zum statistischen Zähltag im September betrug die Arbeitslosenquote in der Stadt Leipzig 8,2 Prozent (Vormonat: 8,4 Prozent). Im September 2020 lag diese Quote noch bei 6,2 Prozent.
Im September waren 9.717 Menschen in der Arbeitsagentur im Rechtskreis SGB III arbeitslos gemeldet. Das waren 737 weniger als im Vormonat und 3.119 mehr als vor einem Jahr.
Im Jobcenter Leipzig im Rechtskreis SGB II waren 16.394 Menschen arbeitslos registriert. Das waren 124 mehr als im August und 3.422 mehr als vor einem Jahr.
In Leipzig gab es im September 34.448 Bedarfsgemeinschaften. Das waren 732 weniger als im Vormonat und 1.712 mehr als im September des Vorjahres.
Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 43.184 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat betrug der Rückgang 874. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs die Zahl um 1.842 Personen.
Die Corona-Krise trifft auch in Leipzig vor allem die jüngeren Arbeitnehmer/-innen
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