Natürlich war nicht zu erwarten, dass Leipzigs Wirtschaft unbeschadet aus dem Corona-Shutdown kommt. Dazu sind zu viele Branchen nach wie vor eingeschränkt, können die nötigen Umsätze nicht machen und müssen deshalb Personal entlassen. Und so stieg die Leipziger Arbeitslosigkeit auch im Juli an. Insgesamt waren Ende Juli in der Stadt Leipzig 25.727 Menschen, 342 mehr als im Juni, bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter, arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Juli 2019 stieg die Arbeitslosigkeit um 5.905 spürbar an.
„Wie schon im vorigen Monat ist die Arbeitslosigkeit auch im Juli nur leicht angestiegen. Dieser Anstieg in der Arbeitslosigkeit ist saisonbedingt und überwiegend bei jungen Leuten zu verzeichnen und damit unabhängig von den coronabedingten Anstiegen im April und Mai“, kommentiert der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig Steffen Leonhardi die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt im Juli 2020.
„Diese Entwicklung bei den jungen Leuten beobachten wir jedes Jahr im Juli und August. Das ist insofern nichts Ungewöhnliches und hat jeweils dieselben Hintergründe. Ein Teil der frischgebackenen Ausgelernten wurde nicht in ein Arbeitsverhältnis durch den Ausbildungsbetrieb übernommen oder hat eine außerbetriebliche Ausbildung absolviert und sucht jetzt nach einem Arbeitgeber.
Das ist eine gute Gelegenheit für andere Unternehmen, diese jungen Fachkräfte einzustellen. Zu diesem vorübergehenden Anstieg der Arbeitslosigkeit tragen auch noch die Schulabgänger, die auf den Ausbildung- oder Studienbeginn warten und sich für die Übergangszeit arbeitslos melden, bei. Dieser Saisoneffekt gleicht sich bis September wieder aus.“
Die erste Leipziger Bilanz zur Corona-Kurzarbeit
Insgesamt haben seit Jahresbeginn 7.250 Leipziger Betriebe in der Agentur für Arbeit Kurzarbeit angezeigt. In diesen Betrieben arbeiten 95.886 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. Besonders betroffen sind Unternehmen der Gastronomie (825), des Einzelhandels (755) und des Gesundheitswesens (706).
„Wir hatten im April den Höhepunkt bei den Anzeigen mit 5.412, im Mai waren es nur noch 428, im Juni 129 und im Juli 40. Die angezeigte Kurzarbeit geht sukzessive zurück. Ich sehe bisher in Leipzig insgesamt keine Entwicklung raus aus der Kurzarbeit und rein in die Arbeitslosigkeit. Die Unternehmen versuchen, ihr Personal zu halten“, erklärt Steffen Leonhardi die aktuellen Kurzarbeiterzahlen.
Nach der Abrechnung der Kurzarbeit durch die Betriebe für den ersten Monat in der Coronakrise können nun erstmals für den März Angaben zum tatsächlichen Bezug von Kurzarbeitergeld gemacht werden. Im März haben in Leipzig 2.849 Betriebe Kurzarbeitergeld für 28.584 Beschäftigte von der Arbeitsagentur erhalten. Ende 2019 gab es in Leipzig 277.145 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. Im Februar waren es noch 15 Betriebe, die für 586 Beschäftigte Kurzarbeitergeld bezogen haben.
„Um diese sprunghafte Entwicklung bewältigen zu können, sind viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den zurückliegenden Monaten in die Bearbeitung und Zahlbarmachung von Leistungsanträgen gewechselt. Die positiven Reaktionen von Unternehmen und aus der Bevölkerung, die wir in den letzten Wochen erhalten haben, zeigen uns, dass wir damit auch unsere Flexibilität und Leistungsfähigkeit bewiesen haben“, zeigt sich Leonhardi auch ein bisschen stolz auf seine Mitarbeiter/-innen.
Der Anstieg von 19.822 Arbeitslosen im Juli 2019 auf nun 25.727 bedeutet einen Anstieg um rund 30 Prozent. Der Blick auf die Zahlen der zurückliegenden Jahre zeigt, dass der Wert damit noch knapp unter den Juli-Zahlen von 2016 liegt. Noch federt vor allem die Kurzarbeit einen wirklich drastischen Anstieg der Arbeitslosenzahl ab.
Das übliche Ausbildungsende also, so sieht es die Arbeitsagentur. Wobei zu betonen ist: Die meisten Unternehmen, die ihren Geschäftsbetrieb einschränken mussten, haben lieber auf das zeitweilige Mittel Kurzarbeit gesetzt. Und so langsam schälen sich auch für die Arbeitsagentur Leipzig die tatsächlich belastbaren Zahlen zu Erwerbstätigen heraus, die ab März wirklich in Kurzarbeit gegangen sind.
Aber auch Steffen Leonhardi kann noch nicht sagen, ob und wann die betroffenen Branchen wieder Tritt fassen und die Arbeitslosenzahl wieder sinkt: „Die Coronakrise hat in den vergangenen Monaten zu einem starken Anwachsen gegenüber dem Vorjahreszeitraum geführt. Um diesen Rückschlag beim Abbau der Arbeitslosigkeit wieder auszugleichen, werden wir alle Anstrengungen unternehmen. Die Benennung eines konkreten Zeitpunktes für das Erreichen wäre aber aktuell spekulativ.
Die Leipziger Arbeitsmarktzahlen in der Übersicht
Der Anstieg im Vergleich zum Vormonat Juni betrug bei den Unter-20-Jährigen 25 auf 492 und bei den Unter-25-Jährigen 108 auf 2.676.
Bei den Lebensälteren, in der Altersgruppe ab 50 Jahren, fiel die Arbeitslosigkeit um 9 auf 6.631 Personen (Vorjahr: 5.380).
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im zurückliegenden Monat in Leipzig gestiegen. Gegenüber dem Vormonat wuchs sie um 267 auf 5.780. Im Vergleich zum Juli 2019 gab es 1.305 langzeitarbeitslose Menschen mehr. Das entsprach einem Anstieg um 29,2 Prozent.
Der Zugang in die Arbeitslosigkeit aus der Erwerbstätigkeit betrug in den letzten vier Wochen 2.056. In Erwerbstätigkeit meldeten sich 1.776 vorher arbeitslose Menschen in der gleichen Zeit ab.
Beim Zugang an offenen Arbeitsstellen verzeichnete die Arbeitsagentur Leipzig im Juli einen Anstieg gegenüber dem Vormonat. Die Wirtschaft und die Verwaltung haben in den letzten vier Wochen 1.631 freie Stellen, das waren 367 mehr als im davor liegenden Monat und 582 weniger als vor einem Jahr, zur Besetzung gemeldet.
Zum statistischen Zähltag im Juli betrug die Arbeitslosenquote in der Stadt Leipzig 8,1 Prozent (Vormonat: 8,0 Prozent). Im Juli 2019 lag diese Quote noch bei 6,3 Prozent.
Im Juli waren 9.917 Menschen in der Arbeitsagentur im Rechtskreis SGB III arbeitslos gemeldet. Das waren 151 mehr als im Vormonat und 3.154 mehr als vor einem Jahr. Im Jobcenter Leipzig im Rechtskreis SGB II waren 15.810 Menschen arbeitslos registriert. Das waren 191 mehr als im Juni 2020 und 2.754 mehr als vor einem Jahr.
In Leipzig gab es im Juli 35.271 Bedarfsgemeinschaften. Das waren eine mehr als im Vormonat und 1.887 mehr als im Juli des Vorjahres.
Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 44.613 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat betrug der Anstieg 278. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs die Zahl um 2.454 Personen.
Entwicklung des Ausbildungsmarktes
Seit Oktober 2019 wurden der Arbeitsagentur Leipzig 2.456 Ausbildungsstellen zur Besetzung gemeldet. Das waren 368 weniger als vor einem Jahr um diese Zeit. Gegenwärtig sind davon noch 1.044 Ausbildungsstellen unbesetzt.
Im gleichen Zeitraum meldeten sich 2.597 Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle. Das waren 216 weniger als bis Juli 2019. Zum Zähltag waren noch 903 unversorgt.
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