Es ist Juli. Das halbe Land ist in Urlaubsstimmung, manche Wirtschaftskommentatoren aber haben ein wildes Geunke angestimmt: „Die Depression kommt im Herbst!“ Als wären sie etwas spät aus dem Winterschlaf erwacht. Doch schon am 24. Juni meldete das „Manager Magazin“: „Ifo-Geschäftsklima steigt so stark wie nie zuvor“. Natürlich ist auch das nur Kaffeesatzleserei. Harte Fakten sind: Umsätze, Auftragslage und Arbeitslosenzahlen. Und danach scheint in Sachsen im Juni erst einmal der Tiefpunkt erreicht worden zu sein.

„Erfreulich im Anbetracht der im März heruntergefahrenen wirtschaftlichen Tätigkeit ist, dass im Juni der Anstieg der Arbeitslosenzahl im Vergleich zu den letzten Monaten nahezu zum Stillstand gekommen ist. Das Instrument Kurzarbeitergeld wirkt wie eine Barriere vor weiter steigender Arbeitslosigkeit. Die Unternehmen halten an ihren Arbeitskräften fest. Das ist gut so. Auch das Anwachsen der Arbeitskräftenachfrage ist ein gutes Zeichen“, sagte am Mittwoch, 1. Juli, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Steffen Leonhardi bei der Vorstellung der Arbeitsmarktentwicklung im Juni.

Insgesamt waren im Juni 25.385 (Vormonat 25.291) Männer und Frauen in Leipzig arbeitslos gemeldet. Der Anstieg im Vergleich zum Mai betrug 94 Personen. Im Vergleich zum Juni 2019 wuchs die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen in Leipzig um 6.056.

Im Freistaat Sachsen ist die Arbeitslosenzahl im Juni sogar wieder gesunken. Von März bis Mai kam es ja im gesamten Bundesland in vielen Branchen zu einem Ausfall der Wirtschaftstätigkeit. Das hat den sächsischen Arbeitsmarkt geschwächt und von März bis Mai zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit um 18.800 Menschen geführt.

Vom Mai auf Juni ist die Zahl der arbeitslosen Menschen nun aber wieder um 1.600 auf 133.700 arbeitslose Frauen und Männer gesunken. Die Arbeitslosenquote hat sich um 0,1 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent reduziert, meldet die Sächsische Arbeitsagentur. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind dennoch 21.800 mehr Menschen auf der Suche nach einer Arbeit.

Entwicklung der monatlichen Arbeitslosenzahlen in Leipzig seit 2018. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Entwicklung der monatlichen Arbeitslosenzahlen in Leipzig seit 2018. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Und geholfen hat beim Dämpfen der Arbeitslosigkeit das Kurzarbeitergeld. Sachsenweit waren acht Prozent der Beschäftigten in Kurzarbeit, meldete die Landesarbeitsagentur.

Und auch viele Arbeitgeber in Leipzig nutzen weiterhin Kurzarbeit, um ihre Mitarbeiter zu halten und Arbeitsplätze zu sichern. Der Eingang an Kurzarbeitsanzeigen seit Jahresbeginn stellt sich wie folgt dar: Im Monat Januar zeigten 5 Leipziger Unternehmen Kurzarbeit an, im Februar waren es 20, im März 1.216, im April 5.412 und im Mai 428.

Insgesamt haben damit seit Jahresbeginn 7.081 Leipziger Betriebe in der Agentur für Arbeit Kurzarbeit angezeigt. In diesen Betrieben arbeiten 94.182 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. Besonders betroffen sind Unternehmen der Gastronomie (816), des Einzelhandels (748) und des Gesundheitswesens (695).

„Wie viele Beschäftigte in welchem Umfang und in wie vielen Unternehmen Kurzarbeitergeld in Anspruch genommen wird, lässt sich erst nach der Abrechnung durch die Betriebe in den nächsten Monaten genau sagen. Kurzarbeit bleibt das Mittel, um Arbeitslosigkeit zu verhindern und den Betrieben ihre Fachkräfte zu erhalten. In dieser schwierigen Zeit haben wir uns besonders darauf konzentriert die große Zahl von Anzeigen zur Kurzarbeit, die sehr stark gestiegenen Arbeitslosmeldungen und den hohen Bedarf an Beratungen zu erfüllen“, sagt Leonhardi.

„Um diese sprunghafte Entwicklung zu bewältigen, sind viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Bearbeitung und Zahlbarmachung von Leistungsanträgen eingestiegen. Die positiven Reaktionen von Unternehmen und aus der Bevölkerung zeigen uns, dass wir damit auch unsere Flexibilität und Leistungsfähigkeit bewiesen haben.“

Die Leipziger Zahlen kurz und knapp

Der Anstieg bei den unter 25-Jährigen betrug im Juni 56. Insgesamt gab es 2.568 Arbeitslose in dieser Altersgruppe. Das waren 917 mehr als vor einem Jahr. Der Rückgang bei den über 55-Jährigen lag im Juni bei 63. Damit waren im Juni 4.350, 829 mehr als vor einem Jahr arbeitslos gemeldet.

Zum statistischen Zähltag im Mai betrug die Arbeitslosenquote in der Stadt Leipzig 8,0 Prozent (Vormonat: 7,3 Prozent). Im Mai 2019 lag sie bei 6,2 Prozent.

Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im zurückliegenden Monat in Leipzig gestiegen. Im Mai waren 5.307 Menschen langzeitarbeitslos, zum April war das ein Anstieg um 339. Im Vergleich zum Mai 2020 gab es 759 Langzeitarbeitslose mehr.

Beim Zugang an offenen Arbeitsstellen verzeichnete der gemeinsame Arbeitsgeberservice von Arbeitsagentur und Jobcenter Leipzig im Juni einen Zuwachs. Die Wirtschaft und die Verwaltung haben in den zurückliegenden vier Wochen 1.264 freie Stellen, das waren 133 mehr als im Mai und 965 weniger als vor einem Jahr, zur Besetzung gemeldet.

Veränderung der Beschäftigtenzahl nach Branchen 2019 in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Veränderung der Beschäftigtenzahl nach Branchen 2019 in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Im Juni waren 9.766 Menschen in der Arbeitsagentur Leipzig im Rechtskreis SGB III arbeitslos gemeldet. Das waren 87 mehr als im Vormonat und 3.424 mehr als vor einem Jahr.

Im Jobcenter Leipzig im Rechtskreis SGB II waren 15.619 Menschen arbeitslos registriert. Das waren 7 mehr als im Mai und 2.632 mehr als vor einem Jahr.

In Leipzig gab es im Juni 35.024 Bedarfsgemeinschaften. Das sind 212 mehr als im Vormonat und 1.344 mehr als im Juni des Vorjahres.

Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 44.289 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat stieg diese Zahl um 468 an. Im Vergleich zum Vorjahr waren es 1.773 Personen mehr.

Im Juni waren 2.325 freie Ausbildungsstellen bei der Arbeitsagentur Leipzig gemeldet. Das waren 418 weniger als vor einem Jahr um diese Zeit. Gegenwärtig sind davon noch 1.212 Ausbildungsstellen unbesetzt.

Seit Beginn des Beratungsjahres im Oktober 2019 meldeten sich 2.446 Bewerberinnen und Bewerber auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Von diesen waren im Juni noch 1.127 auf der Suche.

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