Als die beiden für Umwelt und Verwaltung zuständigen Dezernate am Dienstag, 14. April, die Ergebnisse zur „Befragung zum Klimawandel in Leipzig 2018“ vorstellten, gingen die zuständigen Bürgermeister nicht wirklich darauf ein, was sich seit der Befragung 2014 geändert hatte. Und es hat sich etwas geändert – auch noch ganz ohne Fridays for Future: Die Leipziger sind wesentlich aufmerksamer geworden, was Klimawandel und Artensterben betrifft.
Stimmten 2014 noch 77 Prozent der Befragten der Aussage zu, „Zugunsten unserer Umwelt/unseres Klimas sollten wir unseren Lebensstandard umweltfreundlicher gestalten“, so stieg dieser Wert im Lauf der Jahre auf 85 Prozent. In Dresden, das diesmal zum Vergleich herangezogen wird, waren es sogar 86 Prozent.
Und waren es 2014 noch 61 Prozent, die der Aussage zustimmten „Es beunruhigt mich, wenn ich daran denke, unter welchen Umweltverhältnissen meine Kinder und Enkelkinder wahrscheinlich leben werden“, so stieg der Wert jetzt auf 70 Prozent.
Die Lokalpolitik kann also auf ein wachsendes Verständnis dafür rechnen, dass sich das Leben in der Stadt ändern und deutlich klimaverträglicher werden muss.
Was natürlich auch wieder von der realen Bereitschaft der Bürger/-innen abhängt, ihr Verhalten wirklich zu ändern.
Und die obere Grafik zeigt es eindeutig: Die Bereitschaft, das eigene Verhalten zu ändern, ist gestiegen. Besonders auffällig wird das bei der Frage nach der Nutzung des ÖPNV und der nach weniger Autofahren. In beiden Fällen ist mittlerweile mehr als die Hälfte der Befragten bereit, umzusteigen.
Die Hälfte will auch weniger fliegen und weniger Fleisch essen. Was ja nun einmal wirtschaftliche Folgen hat, denn das bedeutet im Klartext nun einmal, dass etliche Fluggesellschaften vom Markt verschwinden werden (was nach Ende der Coronakrise wahrscheinlich schon längst Realität ist) und dass auch in Sachsen etliche Massentierhaltungen geschlossen werden müssen.
Auch der Wunsch, regionale Produkte kaufen zu können, ist ja deutlich gestiegen (von 61 auf 71 Prozent). Eigentlich Anlass genug, all die Bestrebungen, rund um Leipzig wieder eine richtige regionale Versorgung mit landwirtschaftlichen Produkten hinzubekommen, zu forcieren. Kurze Wege bedeuten nun einmal weniger Klimabelastung, mehr Kontrolle, weniger Schadstoffe und mehr Umsatz für die Erzeuger vor Ort.
In der diesjährigen Auswertung relativieren die Autoren dann auch eine Aussage zu den Gutverdienenden von 2014. Es gibt da nämlich noch einen anderen Zusammenhang: „Die Zusammenhänge zwischen der Höhe des Einkommens und möglichen Verhaltensänderungen spiegeln vermutlich in großen Teilen den Alterseffekt wider. Auffällig ist allerdings die mit steigendem Einkommen deutlich sinkende Bereitschaft, den ÖPNV zu nutzen bzw. auf das Auto zu verzichten. Die eigene Betroffenheit von Extremwetterereignissen führt zu einer größeren Bereitschaft, sich klimafreundlich zu verhalten. Dieser Effekt ist allerdings vergleichsweise gering.“
Wobei eben auch auffällt, dass gerade die jüngeren Jahrgänge (18 bis 34 Jahre) überdurchschnittlich oft betont haben, dass sie ihr Verhalten auf jeden Fall ändern wollen. Ihnen ist – so sieht es auch die Auswertung – deutlicher bewusst, dass die Klimakrise jetzt schon da ist und dass man die Besorgnis nicht mehr in eine fernere Zukunft verschieben kann.
Manche Aussagen wurden 2014 gar nicht abgefragt. So zum Beispiel auch „Die Klimaziele des Pariser Klimaabkommen müssen zwingend umgesetzt werden, damit die Auswirkungen des Klimawandels begrenzt werden können“. Auch hier zeigt das Ergebnis, was für einen Rückhalt Leipzigs Stadtrat und Verwaltung in der Bevölkerung haben, wenn sie jetzt wirklich echte Klimaanpassungen beschließen (wie den Kohleausstieg und das nachhaltige Verkehrsszenario): 75 Prozent der Befragten stehen dahinter. Sogar 85 Prozent stimmen der Aussage zu „Um die Folgen des Klimawandels zu bewältigen, sind Anpassungsmaßnahmen notwendig“. Und 60 Prozent der Aussage „Wenn die Emissionen jetzt rasch sinken, spart das spätere Kosten“.
Und den Leipzigern ist auch sehr wohl bewusst, dass die Zunahme der Zahl von Hitzetagen genauso mit dem Klimawandel zusammenhängt wie die Zunahme von Trockenperioden, wie wir sie 2018 und 2019 erlebt haben (83 und 77 Prozent).
Die Stadt kann also auf eine Menge gut informierter Bürger rechnen, die auch wissen, was getan werden kann und/oder muss.
Und das hat – so seltsam das klingen mag – auch mit veränderter Mediennutzung zu tun. Noch dominiert zwar das Fernsehen als Hauptinformationsquelle (73 Prozent), doch die gedruckte Tageszeitung hat ihren zweiten Platz von 2014 deutlich eingebüßt, statt 56 Prozent der Leipziger/-innen informieren sich hier nur noch 42 Prozent. Dafür holen sich nun deutlich mehr Leipziger/-innen ihre Informationen aus dem Internet – der Wert stieg von 46 auf 64 Prozent, bei den 18- bis 34-Jährigen sogar auf 86 Prozent.
Ergebnisse der neuen Klimawandel-Umfrage bestätigen, was man schon 2014 alles nicht umgesetzt hat
Ergebnisse der neuen Klimawandel-Umfrage bestätigen, was man schon 2014 alles nicht umgesetzt hat
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