Da war die Freude groß, als die Leipziger Arbeitsagentur die neue Arbeitslosenquote fÃŒr den November 2019 ausgerechnet hat: Mit 5,9 Prozent stand bei der Arbeitslosenquote erstmals eine 5 vor dem Komma. „Wir freuen uns alle sehr ÃŒber diesen niedrigsten Stand der Arbeitslosigkeit seit 1991. Die Arbeitslosenquote hat nun eine FÃŒnf vor dem Komma“, sagt Steffen Leonhardi, Vorsitzender der GeschÀftsfÃŒhrung der Agentur fÃŒr Arbeit Leipzig.

„Das ist ein wichtiger Meilenstein bei der Reduzierung der Arbeitslosigkeit in der Stadt. DemgegenÃŒber steht der Zuwachs von BeschÀftigten. Das ist eine sehr gute Nachricht zum Jahresende. Sehr deutlich wird, dass die Richtung stimmt und die Arbeitsagentur und das Jobcenter diese Entwicklung befördern“, so Leonhardi.

Eine Menge Euphorie, die dann auch gleich OberbÃŒrgermeister Burkhard Jung zu einer Wortmeldung nutzte: „Die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen in Leipzig kennt seit Jahren nur eine Richtung: nach unten. Jetzt steht zum ersten Mal eine FÃŒnf vor dem Komma! Leipzig hat Beeindruckendes geschafft, nach dem industriellen Niedergang der 1990er Jahre sind wir heute Wachstumsmotor Ostdeutschlands. Unsere Stadt wÀchst weiter sehr dynamisch, wir haben jÃŒngst den 600.000. Einwohner begrÌßt – und unsere Arbeitslosigkeit sinkt weiter. Neue Leipzigerinnen und Leipziger bringen Ideen mit, Innovationen und Kaufkraft.“

Wobei der Blick auf Leipzig kein komplettes Bild zeigt. Denn Leipzig funktioniert – genauso wie Dresden – als Jobmaschine fÃŒr eine ganze Region. Dadurch, dass ÃŒber all die Jahre junge Leute aus den Landkreisen nach Leipzig zogen, weil hier die neuen ArbeitsplÀtze entstanden, hat das natÃŒrlich in lÀndlichen Regionen die Arbeitslosigkeit frÃŒher und deutlicher gesenkt. Der Freistaat Sachsen verzeichnet im November eine Gesamtarbeitslosenquote von 5,0 Prozent.

So liegt auch in den Leipziger Nachbarkreisen die Arbeitslosenquote mit 5,7 (Nordsachsen) und 4,7 Prozent (Landkreis Leipzig) niedriger als in der Stadt, in die viele dort wohnende Arbeitnehmer tÀglich zur Arbeit pendeln. Wobei die Arbeitslosenzahl in Nordsachsen gegenÌber Oktober sogar leicht gestiegen ist um 55.

Arbeitslosenquoten in den sÀchsischen Kreisen. Grafik: Arbeitsagentur Sachsen
Arbeitslosenquoten in den sÀchsischen Kreisen. Grafik: Arbeitsagentur Sachsen

Die Zeiten freilich, dass Leipzig deshalb sachsenweit die höchste Arbeitslosenquote hatte, sind lange vorbei. Mittlerweile schÀlt sich ein Landkreis als Problemfeld heraus mit fÌr Sachsen deutlich Ìberdurchschnittlichen Arbeitslosenquoten: Das ist der Landkreis Görlitz mit 7,2 Prozent.

Freilich sinkt auch dort die Arbeitslosenquote – allein deshalb, weil weniger junge Menschen in den Arbeitsmarkt eintreten und andere weiterhin abwandern, wenn auch in kleinerer Zahl als noch vor wenigen Jahren.

Und das ist die Kehrseite der 5 vorm Komma, denn das bedeutet eben schon jetzt fÃŒr manche Branchen, dass sie nicht mehr die FachkrÀfte bekommen, die sie brauchen. Und das trifft auf Betriebe der Produktion (1.949 freie Stellen) genauso zu wie auf Logistik und Wachdienste (1.697 freie Stellen) oder – mit steigenden Zahlen – den großen Bereich Gesundheitswesen, Soziales, Lehre und Erziehung (1.318 freie Stellen).

Entwicklung der Arbeitslosen in SGB II und SGB III in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Entwicklung der Arbeitslosen in SGB II und SGB III in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Die Zahl der arbeitslosen Menschen, die bei der Arbeitsagentur oder dem Jobcenter Leipzig im November gemeldet waren, sank in den letzten vier Wochen auf 18.407. Das waren 602 weniger als noch im Oktober und 191 weniger als vor einem Jahr, meldet die Leipziger Arbeitsagentur. Wobei es augenscheinlich auch gelingt, die AuslÀnder in der Stadt vermehrt in Arbeit oder Ausbildungsmaßnahmen zu bringen.

Waren im September noch 4.044 AuslÀnder als arbeitslos gezÀhlt, waren es im November nur noch 4.044. In der Statistik verweigert die Arbeitsagentur dann freilich, die Arbeitslosenquote fÌr AuslÀnder zu berechnen. Also bieten wir hier einmal eine wahrscheinliche Zahl an. Denn wenn man die 4.044 auf die zum Jahresende 2018 in Leipzig gemeldeten 44.517 AuslÀnder im Alter zwischen 18 und 65 Jahren rechnet, kommt man auf einen Wert von 9,1 Prozent.

Das ist ein Wert, der noch vor wenigen Jahren fÃŒr den Gesamtarbeitsmarkt in Leipzig galt.

***

Einige-November-Zahlen fÃŒr den Leipziger Arbeitsmarkt

Bei den jungen Menschen bis 25 Jahre sank die Zahl der Arbeitslosen in den letzten vier Wochen um 115 auf 1.578 (Vorjahr: 1.686).

Bei den LebensÀlteren in der Altersgruppe ab 50 Jahren fiel die Arbeitslosigkeit um 59 auf 5.242 Personen an (Vorjahr: 6.211).

Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im zurÃŒckliegenden Monat in Leipzig gesunken. GegenÃŒber dem Vormonat fiel sie um 63 auf 4.435. Im Vergleich zum November 2018 gab es 356 langzeitarbeitslose Menschen weniger in Leipzig.

Gemeldete freie Stellen in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Gemeldete freie Stellen in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Der Zugang in die Arbeitslosigkeit aus der ErwerbstÀtigkeit lag in den letzten vier Wochen bei 2.138 (Vormonat 2.291). Abgemeldet in ErwerbstÀtigkeit haben sich im gleichen Zeitraum 2.235 (Vormonat 2.357) Menschen.

Beim Zugang an offenen Arbeitsstellen verzeichnete die Arbeitsagentur Leipzig im November einen leichten Anstieg gegenÃŒber dem Vormonat. Die Wirtschaft und die Verwaltung haben in den letzten vier Wochen 1.760 freie Stellen, das waren 23 mehr als im davor liegenden Monat (1.737) zur Besetzung gemeldet.

Zum statistischen ZÀhltag im November betrug die Arbeitslosenquote in der Stadt Leipzig 5,9 Prozent (Vormonat: 6,1 Prozent). Im November 2018 lag diese auch bei 6,1 Prozent.

Rechtskreise SGB III und SGB II

Im November waren 6.137 Menschen in der Arbeitsagentur im Rechtskreis SGB III arbeitslos gemeldet. Das waren 294 weniger als im Vormonat.

Im Jobcenter und damit im Rechtskreis SGB II waren 12.270 Menschen arbeitslos registriert. Das waren 308 weniger als im Oktober 2019 und 644 weniger als vor einem Jahr.

66,7 Prozent aller arbeitslosen Leipziger wurden vom Jobcenter und 33,3 Prozent von der Arbeitsagentur betreut.

In Leipzig gab es im November 32.243 Bedarfsgemeinschaften. Das sind 190 weniger als im Vormonat und 2.500 weniger als im November des Vorjahres.

Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 40.731 erwerbsfÀhige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat betrug der RÌckgang hier 36. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sank die Zahl um 3.100 Personen.

Immer mehr unbesetzte Stellen in Leipzig, Leiharbeit schrumpft

Immer mehr unbesetzte Stellen in Leipzig, Leiharbeit schrumpft

Hinweis der Redaktion in eigener Sache (Stand 1. Oktober 2019): Eine steigende Zahl von Artikeln auf unserer L-IZ.de ist leider nicht mehr fÃŒr alle Leser frei verfÃŒgbar. Trotz der hohen Relevanz vieler unter dem Label „FreikÀufer“ erscheinender Artikel, Interviews und Betrachtungen in unserem „Leserclub“ (also durch eine Paywall geschÃŒtzt) können wir diese leider nicht allen online zugÀnglich machen.

Trotz aller BemÃŒhungen seit nun 15 Jahren und seit 2015 verstÀrkt haben sich im Rahmen der „FreikÀufer“-Kampagne der L-IZ.de nicht genÃŒgend Abonnenten gefunden, welche lokalen/regionalen Journalismus und somit auch diese aufwendig vor Ort und meist bei Privatpersonen, Angehörigen, Vereinen, Behörden und in Rechtstexten sowie Statistiken recherchierten Geschichten finanziell unterstÃŒtzen und ein FreikÀufer-Abonnement abschließen.

Wir bitten demnach darum, uns weiterhin bei der Erreichung einer nicht-prekÀren Situation unserer Arbeit zu unterstÃŒtzen. Und weitere Bekannte und Freunde anzusprechen, es ebenfalls zu tun. Denn eigentlich wollen wir keine „Paywall“, bemÃŒhen uns also im Interesse aller, diese zu vermeiden (wieder abzustellen). Auch fÃŒr diejenigen, die sich einen Beitrag zu unserer Arbeit nicht leisten können und dennoch mehr als Fakenews und Nachrichten-Fastfood ÃŒber Leipzig und Sachsen im Netz erhalten sollten.

Vielen Dank dafÌr und in der Hoffnung, dass unser Modell, bei Erreichen von 1.500 Abonnenten oder Abonnentenvereinigungen (ein Zugang/Login ist von mehreren Menschen nutzbar) zu 99 Euro jÀhrlich (8,25 Euro im Monat) allen Lesern frei verfÌgbare Texte zu prÀsentieren, aufgehen wird. Von diesem Ziel trennen uns aktuell 450 Abonnenten.

Alle Artikel & ErklÀrungen zur Aktion „FreikÀufer“

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstÌtzen:

Ralf Julke Ìber einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar