Jeder runde 100.000er muss gefeiert werden. 2005 war es ein Baby, das als 500.000er Leipziger begrüßt wurde. Diesmal war es ein Hallenser, der am heutigen Montag, 28. Oktober, von Oberbürgermeister Burkhard Jung im Bürgeramt in der Otto-Schill-Straße als 600.000. Bürger Leipzigs begrüßt wurde. Der gebürtige Hallenser Thomas Voigt, 34 Jahre alt, hatte bereits in Leipzig studiert, war dann nach Berlin gegangen.

„Nach sechs Jahren hat es mich persönlich wieder zurück nach Leipzig gezogen. Einerseits weil ich die Stadt vermisst habe, andererseits auch aufgrund der Nähe zu meiner Familie, die noch in Halle wohnt. Zusätzlich wollte ich mich auch beruflich verändern und so kam beides zusammen“, so Voigt.

Oberbürgermeister Jung: „Dies ist ein historischer Tag für Leipzig. Zwar hat die Stadt in ihrer langen Geschichte schon mehrfach so vielen Menschen ein Zuhause gegeben, aber nach der Friedlichen Revolution vor 30 Jahren ist jetzt auch in der Bevölkerungsstatistik sichtbar, dass wir uns glänzend erholt haben. Die Stadt hatte einen Niedergang erlebt, der kaum zu ertragen war. Heute steht Leipzig wieder unter den Top Ten in Deutschland, ist ein Magnet für Unternehmen und junge Menschen aus ganz Europa und wirtschaftlicher Motor der ganzen Region. Besonders eindrücklich: im gleichen Maße, wie die Bevölkerungszahl stieg, sank die Arbeitslosenzahl. Diesen Erfolg verdankt die Stadt allen Menschen die hier leben.“

Leipzigs Geschichte ist gekennzeichnet von einem Auf und Ab bei den Bevölkerungszahlen. Je nach wirtschaftlicher Entwicklung und politischer Großwetterlage entwickelten sich die Bevölkerungszahlen zum Teil drastisch nach oben und nach unten. 1911 hatten zum ersten Mal mehr als 600.000 Menschen in Leipzig gelebt, und die Geschwindigkeit der Einwohnerentwicklung war atemberaubend: innerhalb von nur 23 Jahren war die Bevölkerungszahl von 180.000 auf 600.700 gewachsen.

Im Zuge des Ersten Weltkriegs sank die Zahl der Einwohner dann wieder ebenso drastisch auf rund 545.000 am Kriegsende. In den 1920er Jahren ging es erneut aufwärts, bis Leipzig Mitte 1933 mit 713.470 Einwohner ein Allzeit-Hoch erreichte. Nie zuvor und danach lebten so viele Menschen in der Stadt – auf deutlich kleinerer Fläche als heute. Nach 1945 brach die Bevölkerungszahl erneut ein, im November 1945 waren rund 585.000 Menschen in der Messestadt registriert. In der jungen DDR wuchs Leipzig dann erneut, aber bereits in den 1950er Jahren rutschte die Stadt erneut unter die 600.000er Marke.

Mit dem Mauerfall und der Wiedervereinigung setzte in Leipzig eine nie dagewesene Bevölkerungsflucht und ein Geburtenrückgang ein. Trauriger Tiefpunkt dieser Entwicklung der Nach-Wende-Jahre war 1998 mit 437.000 Einwohnern. Neue Freiheit wie auch wirtschaftliche Not zogen viele Menschen aus der Stadt hinaus – in die alten Bundesländer oder ins Eigenheim im Umland.

Die Trendumkehr wurde ab 2007 deutlich erkennbar, meint die Stadtverwaltung, der Leipzig-Boom strahlte auf das Umland, auf ganz Deutschland und schließlich auf Europa aus. Innerhalb von nur zehn Jahren vergrößerte sich die Stadt um fast 100.000 Menschen – mit den bekannten Wachstumsschmerzen bei Kitas, Schulen, im Verkehr und bei den Mieten.

Tatsächlich drehte sich der Trend schon 1999 und die Stadt – die vorher noch mehre Dörfer im Umkreis eingemeindet hatte – begann wieder langsam zu wachsen. Ab 2007 erhöhte sich das Tempo freilich deutlich.

Aktuell liegt das Wachstum der Stadt bei rund 4.000 pro Jahr – nach zum Teil über 11.000, sogar 16.000 in den Vorjahren – eine Verschnaufpause, die wichtig ist, um die Infrastruktur der Stadt anpassen zu können. Das künftige Wachstum, so die jüngsten Prognosen der Stadt, wird sich auch stark im Umland realisieren und die Region Leipzig mittelfristig an die nächste Grenze bringen: 700.000 Einwohner.

Bevölkerungsentwicklung: Leipzigs Statistiker rechnen fest mit der 600.000 im Herbst

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Solche Ereignisse kann ich nicht mehr ernst nehmen.
Beim letzten Zensus lag die ermittelte Einwohnerzahl gegenüber der Leipziger Statistik um >20.000 Personen auseinander!
Um den richtigen Bürger mit dieser Ehrung zu treffen müsste es schon wunderlich zugehen.

Mich verwundert, dass wir es in heutigen Zeiten der Digitalisierung und Bürokratie nicht mehr schaffen, korrekte Statistiken zu generieren.
Gar eine Zählung, die ihren Namen verdient und nicht nur eine Schätzung ist!
Selbst solche einfachen und elementaren Dinge funktionieren nicht mehr.
Vielleicht sollte ich meine zu entrichtende Steuerlast demnächst auch einfach mal nur schätzen…

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