Etwas Auffälliges ist im September geschehen. Während die Arbeitsagentur Leipzig zwölf Arbeitslose mehr als vor einem Jahr meldete, konnte die Arbeitsagentur Sachsen einen neuen Niedrigststand seit 1991 vermelden und 8.149 Arbeitslose weniger. So deutlich wurde die Abwanderung aus den sächsischen Landschaften in die Großstädte lange nicht in der Arbeitslosenstatistik.

Insgesamt waren Ende September in Leipzig 19.570 Menschen, 984 weniger als im August, bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum September 2018 waren es 12 mehr, meldete die Arbeitsagentur Leipzig am Montag, 30. September.

„Der Rückgang der Arbeitslosigkeit hat im zurückliegenden Monat wieder deutlich an Fahrt aufgenommen. Die Arbeitslosenquote liegt auf dem niedrigsten September-Wert seit 1991. Der Herbstaufschwung hat den Arbeitsmarkt in Leipzig kräftig belebt. Die anhaltend hohe Nachfrage nach Arbeitskräften ist ein weiteres deutliches Zeichen für das Aufnahmepotenzial der Leipziger Wirtschaft. Die Zahl der zur Verfügung stehenden freien Stellen hat einen neuen Höchststand erreicht. Die Integration von arbeitslosen Menschen in eine neue Erwerbstätigkeit ist gestiegen. Alle diese Entwicklungen sind deutliche Indikatoren für eine robuste und positive Arbeitsmarktentwicklung in Leipzig“, erklärte dazu der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit, Steffen Leonhardi.

Beschäftigungsentwickling in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Beschäftigungsentwicklung in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

In den Altersgruppen gab es eine einheitliche Entwicklung. Bei den jungen Menschen bis 25 Jahren fiel die Zahl der Arbeitslosen innerhalb des letzten Monats um 231 auf 1.935 (Vorjahr: 2.043). Bei den Lebensälteren in der Altersgruppe ab 50 Jahren sank die Arbeitslosigkeit um 148 auf 5.362 Personen (Vorjahr: 5.341).

Wobei der Blick auf die Arbeitslosenzahlen ja nur die Hälfte des Bildes zeigt. Denn gleichzeitig steigen in Leipzig ja sowohl die Beschäftigtenzahlen als auch die Zahl der offenen Stellen. Für die Beschäftigung liegen zwar erst die Zahlen für März vor – aber von März 2018 bis März 2019 stieg die Beschäftigtenzahl in Leipzig von 266.819 auf 272.027, also um über 5.000. Über 5.000 Menschen, die einen Job fanden, während die Arbeitslosenquote nicht stieg.

Und die Stellenangebote: Waren vor einem Jahr noch 7.817 Stellen als unbesetzt gemeldet, lag diese Zahl im September 2019 schon bei 8.929. Und besonders stark steigt die Nachfrage im Bereich „Gesundheit, Soziales, Lehre u. Erziehung“: Es fehlt an Pflegekräften, an Lehrer/-innen und Personal in Kindertagesstätten.

Die Beschäftigungsentwicklung übers Jahr gesehen (Stand März 2019). Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Die Beschäftigungsentwicklung übers Jahr gesehen (Stand März 2019). Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

„Mit dem steigenden Stellenpotenzial bieten sich gute Möglichkeiten für die Integration von Leipzigerinnen und Leipzigern in den Arbeitsmarkt vor Ort. Die Herbstbelebung wollen wir dafür gemeinsam nutzen“, meint Leonhardi.

Ein schöner Vorsatz, der aber nichts daran ändert, dass auch der Leipziger Arbeitsmarkt bis heute unter den „Arbeitsmarktreformen“ der Schröder-Regierung leidet. Denn über die Hälfte der freien Stellen (4.314) wird nach wie vor über Leiharbeitsfirmen angeboten. Die Arbeitsagentur ist also nach wie vor nicht der eigentliche Stellenvermittler. Das hat man auch mit der Pflicht der Arbeitsuchenden, sich selbst um eine Stelle zu bemühen, weitgehend ausgelagert.

„Der Bestand an freien Arbeitsstellen hat im September mit 8.929 einen neuen Höchststand erreicht und lag mit 1.112 höher als ein Jahr zuvor. Die Wirtschaft und die Verwaltung Leipzigs hat in den letzten vier Wochen 2.239 freie Stellen, 199 mehr als im August 2019 zur Besetzung gemeldet. Das waren 292 mehr als im September 2018“, so die Arbeitsagentur.

Gemeldete Stellen nach Branchen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Gemeldete Stellen nach Branchen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Leipzig ist übrigens die Stadt, die in den letzten Jahren stets den Löwenanteil neuer Arbeitsstellen für Sachsen schuf. Was auch mit der Meldung der Arbeitsagentur Sachsen deutlich wird: „Im Juli 2019 waren in Sachsen nach ersten Hochrechnungen rund 1,62 Millionen Frauen und Männer sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Mit einem Zuwachs von 7.500 berufstätigen Menschen hält der Beschäftigungsanstieg gegenüber dem Vorjahr an und liegt bei aktuell 0,5 Prozent. Den kräftigsten Beschäftigungsaufbau gab es im Bereich Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (plus 3.300) und im Sozialwesen (plus 2.700). Einen starken Beschäftigungsaufbau gab es weiterhin im Bereich der Information und Kommunikation (plus 1.900), im Gesundheitswesen (plus 1.800), im Baugewerbe (plus 1.600), im Bereich Verkehr und Lagerei (plus 1.500) und im Gastgewerbe (plus 1.000). In der Arbeitnehmerüberlassung ist ein Rückgang von 6.500 Beschäftigten zu verzeichnen.“

Die niedrigsten Arbeitslosenquoten im Bereich von 4 Prozent gibt es mittlerweile in jenen Landkreisen, in denen seit Jahren die Abwanderung anhält. Hier ist die Not der Fachkräfte suchenden Firmen mittlerweile am größten.

Im Ergebnis haben sich auch die Verhältnisse in den Bereichen von SGB II und SGB III über die Jahre deutlich verändert. Bei den Empfängern von ALG kennt die Statistik seit Jahren nur eine Richtung: Es werden immer weniger Arbeitslose in SGB II. Die meisten verschwinden nach wie vor aus Altersgründen aus dieser Statistik.

Entwicklung der arbeitslos Gemeldeten in SGB II und SGB III. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Entwicklung der arbeitslos Gemeldeten in SGB II und SGB III. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Die eigentlichen Bewegungen passieren fast nur noch im SGB III, wo die Zahl der arbeitslos Gemeldeten seit 2016 sogar gestiegen ist. Was eben einerseits bedeutet, dass mehr Menschen aus leidlich gut bezahlten Arbeitsverhältnissen bei der Arbeitsagentur aufschlagen, andererseits viele Firmen eben mit befristeten oder gar saisonalen Arbeitsangeboten arbeiten. Was dann auch die große Rolle der Leiharbeitsfirmen ein wenig beleuchtet, die genau für solche Personalbeschaffungen prädestiniert sind. Trotzdem schrumpft ihr Betätigungsfeld. Übers Jahr sind über 2.000 Stellen in der Arbeitnehmerüberlassung verschwunden, haben sich mutmaßlich in Festanstellungen verwandelt.

Die Zahlen zum September:

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Vergleich zum September 2018 um deutliche 582 Menschen zurückgegangen. Gegenüber dem Vormonat ist sie um 97 auf 4.521 gestiegen.

Der Zugang in die Arbeitslosigkeit aus der Erwerbstätigkeit lag in den letzten vier Wochen bei 2.184 (August 2.281). Abgemeldet in Erwerbstätigkeit haben sich im gleichen Zeitraum 2.426 (August 2.074) Personen.

Zum statistischen Zähltag im September betrug die Arbeitslosenquote in der Stadt Leipzig 6,2 Prozent (Vormonat: 6,6 Prozent). Im September 2018 lag diese bei 6,4 Prozent.

Im September waren 6.598 Menschen in der Arbeitsagentur im Rechtskreis SGB III arbeitslos gemeldet. Das waren 425 weniger als im Vormonat und 491 mehr als im September 2018. Im Jobcenter im Rechtskreis SGB II waren 12.972 Menschen arbeitslos registriert. Das waren 559 weniger als im August und 479 weniger als vor einem Jahr.

In Leipzig gab es im September 33.061 Bedarfsgemeinschaften. Das sind 199 weniger als im Vormonat und 2.460 weniger als im September des Vorjahres. Das Jobcenter Leipzig betreute aktuell 41.828 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Das waren 20 weniger als im August und 3.074 weniger als vor einem Jahr.

Dienstleistung wird auch 2020 in Sachsen für stabile Beschäftigung sorgen

Dienstleistung wird auch 2020 in Sachsen für stabile Beschäftigung sorgen

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