Mehr Jugendliche und mehr Ausländer arbeitslos gemeldet, Stellenangebot wächst weiter

Gegenüber dem Juli 2018 ist die Arbeitslosigkeit in Leipzig um 769 arbeitslos gemeldete Menschen zurückgegangen. Gegenüber dem Vormonat Juni verzeichnete die Arbeitsagentur einen Anstieg um 493. Das Anwachsen fand mit 244 zum großen Teil bei der Gruppe der Unter-25-Jährigen statt, meldet Leipzigs Arbeitsagentur zum Monatswechsel. Aber ein Dämpfer steckt trotzdem drin.

„Diese Entwicklung bei den jungen Leuten beobachten wir jedes Jahr im Juli und August. Das ist insofern nichts Ungewöhnliches und hat jeweils dieselben Hintergründe“, meint der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig Steffen Leonhardi zur Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt im Juli 2019.

„Ein Teil der frischgebackenen Ausgelernten wurde nicht in ein Arbeitsverhältnis durch den Ausbildungsbetrieb übernommen oder hat eine außerbetriebliche Ausbildung absolviert und sucht jetzt nach einem Arbeitgeber. Das ist eine gute Gelegenheit für andere Unternehmen, diese jungen Fachkräfte schnell einzustellen. Zu diesem vorübergehenden Anstieg der Arbeitslosigkeit tragen auch noch die Schulabgänger, die auf den Ausbildung- oder Studienbeginn warten und sich für die Übergangszeit arbeitslos melden, bei. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Saisoneffekt bis September wieder ausgeglichen hat. Der Arbeitsmarkt in Leipzig bleibt weiterhin robust und auf einem positiven Wachstumspfad, da die Beschäftigung und die Arbeitskräftenachfrage weiterhin stark ansteigen.“

Freilich lässt sich das Plus von 493 eben nicht allein mit der üblichen Sommerankunft der jungen Leute nach ihrer Lehre erklären. Die Lücke von 249 zusätzlichen Arbeitslosen entstand eben doch dadurch, dass mehr Beschäftigte entlassen wurden als eine Neuanstellung fanden. Das betrifft sogar ganz besonders den Bereich von SGB III, also der Arbeitsagentur selbst. Auf 1.140 Personen, die eine neue Anstellung gefunden haben, kamen 1.491, die aus einer Anstellung heraus arbeitslos wurden. Im Bereich des Jobcenters ist die Entwicklung mit 833 zu 575 übrigens genau andersherum.

Ein Vorgang, den Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit (BA), so zu erklären versucht: „Nicht alle jungen Menschen werden nach ihrer Ausbildung übernommen, die Betriebe verlagern Neueinstellungen auf die Zeit nach den Ferien und viele Förderlehrgänge enden zur Sommerpause. Für die meisten von ihnen wird die Arbeitslosigkeit jedoch nur von kurzer Dauer sein. Denn die Betriebe suchen Fachkräfte und es gibt viele freie Stellen.“

Also eine Sommerpause bei den Neueinstellungen. Die Firmen melden zwar ihre neuen freien Stellen an und es wurde im Juli ein neuer Rekord erzielt. Aber augenscheinlich sollen die Stellen dann erst ab September besetzt werden.

Dazu kommt, dass vor allem viele Ausländer jetzt ihre Förderkurse beendet haben und für die Arbeitsagentur jetzt als arbeitslos gelten und auf eine Vermittlung warten. Die Zahl der als arbeitslos gezählten Ausländer stieg im Juli von 4.233 auf 4.324. Und viele Unternehmen werden froh sein, wenn sie sie einstellen können. Denn auch das Reservoir älterer Arbeitssuchender schmilzt – wie Schnee an der Sonne. Allein die Altersabgänge aus dem Bereich des Jobcenters sorgen dafür, dass die Arbeitslosen in SGB II von Monat zu Monat weniger werden.

So sank die Zahl der über 55 Jahre alten Arbeitslosen von 3.521 auf 3.498, die der Langzeitarbeitslosen sogar von 4.521 auf 4.475.

Es ist also lediglich das Wachsen der Zahl der jetzt als arbeitslos gezählten Ausländer in SGB II von 3.286 auf 3.349, die die Zahl der arbeitslos gemeldeten „Hartz IV“-Bezieher von 12.987 auf 13.056 ansteigen ließ.

Zahlen zum Leipziger Arbeitsmarkt im Juli kurz und knapp:

Der Anstieg im Vergleich zum Vormonat Juni betrug bei den Unter-20-Jährigen um 69 auf 430 und bei den Unter-25-Jährigen um 244 auf 1.895.

Insgesamt waren Ende Juli in der Stadt Leipzig 19.822 Menschen, 493 mehr als im Juni, bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Juli 2018 sank die Arbeitslosigkeit um 769.

Bei den Lebensälteren, in der Altersgruppe ab 50 Jahren, fiel die Arbeitslosigkeit um 11 auf 5.380 Personen (Vorjahr: 5.597).

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im zurückliegenden Monat in Leipzig gesunken. Gegenüber dem Vormonat fiel sie um 46 auf 4.475. Im Vergleich zum Juli 2018 gab es 969 langzeitarbeitslose Menschen weniger. Das entsprach einem Rückgang um 17,8 Prozent.

Der Zugang in die Arbeitslosigkeit aus der Erwerbstätigkeit lag in den letzten vier Wochen bei 2.066. In Erwerbstätigkeit meldeten sich 1.973 vorher arbeitslose Menschen in der gleichen Zeit ab.

Beim Zugang an offenen Arbeitsstellen verzeichnete die Arbeitsagentur Leipzig im Juli einen leichten Rückgang gegenüber dem Vormonat. Die Wirtschaft und die Verwaltung haben in den letzten vier Wochen 2.213 freie Stellen, das waren 16 weniger als im davorliegenden Monat und 16 mehr als vor einem Jahr, zur Besetzung gemeldet.

Zum statistischen Zähltag im Juli betrug die Arbeitslosenquote in der Stadt Leipzig 6,3 Prozent (Vormonat: 6,2 Prozent). Im Juli 2018 lag diese Quote noch bei 6,7 Prozent.

Arbeitsmarktentwicklung nach Rechtskreisen SGB III und SGB II

Im Juli waren 6.766 Menschen in der Arbeitsagentur im Rechtskreis SGB III arbeitslos gemeldet. Das waren 424 mehr als im Vormonat. Im Jobcenter Leipzig im Rechtskreis SGB II waren 13.056 Menschen arbeitslos registriert. Das waren 69 mehr als im Juni 2019 und 1.255 weniger als vor einem Jahr.

In Leipzig gab es im Juli 33.723 Bedarfsgemeinschaften. Das waren 80 weniger als im Vormonat und 2.443 weniger als im Juli des Vorjahres.

Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 42.768 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat betrug der Rückgang 10. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl um 3.071 Personen.

Entwicklung des Ausbildungsmarktes

Seit Oktober 2018 wurden der Arbeitsagentur Leipzig 2.824 Ausbildungsstellen zur Besetzung gemeldet. Das waren 172 mehr als vor einem Jahr um diese Zeit. Gegenwärtig sind davon noch 992 Ausbildungsstellen unbesetzt.

Im gleichen Zeitraum meldeten sich 2.813 Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle. Das waren 81 weniger als bis Juli 2018. Zum Zähltag waren noch 927 unversorgt.

Hinweis der Redaktion in eigener Sache: Eine steigende Zahl von Artikeln auf unserer L-IZ.de ist leider nicht mehr für alle Leser frei verfügbar. Trotz der hohen Relevanz vieler unter dem Label „Freikäufer“ erscheinender Artikel, Interviews und Betrachtungen in unserem „Leserclub“ (also durch eine Paywall geschützt) können wir diese leider nicht allen online zugänglich machen.

Trotz aller Bemühungen seit nun 15 Jahren und seit 2015 verstärkt haben sich im Rahmen der „Freikäufer“-Kampagne der L-IZ.de nicht genügend Abonnenten gefunden, welche lokalen/regionalen Journalismus und somit auch diese aufwendig vor Ort und meist bei Privatpersonen, Angehörigen, Vereinen, Behörden und in Rechtstexten sowie Statistiken recherchierten Geschichten finanziell unterstützen.

Wir bitten demnach darum, uns weiterhin bei der Erreichung einer nicht-prekären Situation unserer Arbeit zu unterstützen. Und weitere Bekannte und Freunde anzusprechen, es ebenfalls zu tun. Denn eigentlich wollen wir keine „Paywall“, bemühen uns also im Interesse aller, diese zu vermeiden (wieder abzustellen). Auch für diejenigen, die sich einen Beitrag zu unserer Arbeit nicht leisten können und dennoch mehr als Fakenews und Nachrichten-Fastfood über Leipzig und Sachsen im Netz erhalten sollten.

Vielen Dank dafür und in der Hoffnung, dass unser Modell, bei Erreichen von 1.500 Abonnenten oder Abonnentenvereinigungen (ein Zugang/Login ist von mehreren Menschen nutzbar) zu 99 Euro jährlich (8,25 Euro im Monat) allen Lesern frei verfügbare Texte zu präsentieren, aufgehen wird. Von diesem Ziel trennen uns aktuell 500 Abonnenten.

Alle Artikel & Erklärungen zur Aktion „Freikäufer“