Der Mai ist eigentlich ein Monat, in dem die Arbeit brummt. Da steigen die Arbeitslosenzahlen eigentlich nicht. Trotzdem stiegen sie in der Arbeitsagentur Leipzig, meldet diese: Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Mai hat einen leichten Anstieg gebracht und dennoch ist die Arbeitslosenquote im Vergleich zum April gesunken. Diese Entwicklung scheint auf den ersten Blick widersprüchlich zu sein.
Zu erklären sei dieser Effekt mit der jährlich im Mai bundesweit vorzunehmenden Anpassung der lokalen Bezugsgröße, versucht die Arbeitsagentur eine Erklärung: „Diese Bezugsgrößen werden maßgeblich vom jeweiligen Erwerbspersonenpotential geprägt. Die Anzahl der arbeitslosen Menschen bezieht sich immer auf eine bestimmte Gesamtheit von Erwerbspersonen. Dieses Erwerbspersonenpotential verändert sich durch demografische Einflüsse ständig. Große Einflussgrößen darauf sind besonders die Zuwanderung oder Abwanderung und die Veränderungen durch Eintritt und Austritt aus dem Erwerbsleben. Leipzig ist seit Jahren durch Zuwanderung geprägt und die Geburtenrate ist positiv. So wächst das Erwerbspersonenpotential und beeinflusst damit die Arbeitslosenquote.“
Die Zahl dahinter: Die Zahl der Leipziger, die die Agentur als Erwerbspersonenpotenzial zählt, stieg nach der neuen Berechnung von 307.000 (die als Zahl noch im April als Berechnungsgrundlage galten) auf 315.000, also um 8.000 Personen im erwerbsfähigen Alter.
Das lässt logischerweise die errechnete Arbeitslosenquote sinken, selbst dann, wenn die Zahl der als arbeitslos Gezählten steigt. Wofür es übrigens zwei Gründe gibt, die mit dem Leipziger Arbeitsmarkt überhaupt nichts zu tun haben.
Im Mai stieg die Arbeitslosigkeit um 196 Personen im Vergleich zum April an. Dabei gab es eine unterschiedliche Entwicklung im Vergleich zwischen der Arbeitsagentur und dem Jobcenter Leipzig. In der Arbeitsagentur ging die Zahl um 112 weiter zurück, wohingegen im Jobcenter im Vergleich zum Vormonat die Zahl der Arbeitslosen um 308 wuchs.
Die Erklärung: Die Ursache dafür lag in erster Linie in der Meldung von Menschen als Arbeitslose nach dem Auslaufen von Deutschkursen für Flüchtlinge im Jobcenter Leipzig. Ein weiterer Grund waren auslaufende Beschäftigungsmaßnahmen auf dem zweiten Arbeitsmarkt.
Also in beiden Fällen das Auslaufen von Maßnahmen.
Was dann zum Beispiel dazu führt, dass die Zahl der als arbeitslos gezählten Ausländer von 4.009 auf 4.240 stieg.
Und der Effekt der auslaufenden Beschäftigungsmaßnahmen schlägt sich dann vor allem bei den älteren ALG-II-Beziehern nieder. Deren Zahl stieg von 5.391 im April auf 5.466 im Mai.
Der Arbeitsmarkt selbst hat hingegen wieder Menschen aufgenommen. Wie viele genau, verrät die Statistik der Arbeitsagentur ja nicht. Das kommt dann immer erst mit halbjährlicher Verspätung bei der Ermittlung der Erwerbstätigenzahl zum Vorschein.
Aber selbst der Blick auf das immer weiter wachsende Stellenangebot zeigt, dass das ganze Gerede über den Dämpfer in der Wirtschaft erst einmal gar nichts nutzt. Denn der Bedarf an Fachkräften ist in Bereichen besonders hoch, die erst einmal mit Industrieproduktion gar nichts zu tun haben, wo aber auch nichtqualifizierte Personen keine Chance haben, in Lohn und Brot zu kommen – also viele derer, die im Jobcenter betreut werden.
Das zeigt die Grafik über den Arbeitsplätzezuwachs aus dem September, wo der Zuwachs im Bereich Erziehung und Unterricht besonders ins Auge sticht, gefolgt von wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen sowie Information und Kommunikation. Anders wird das Bild im Jahr 2019 auch nicht aussehen, was man in der Grafik zu den gemeldeten freien Stellen sieht, deren Zahl im April erstmals über 8.000 lag und sich jetzt langsam Richtung 9.000 entwickelt.
Da liegen zwar alle möglichen Angebote aus der produzierenden Wirtschaft an der Spitze.
Aber an dritter Stelle sieht man die immer weiter wachsende Zahl aus dem Bereich Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung.
Über die auffällige Knappheit bei Kita-Erzieher/-innen haben wir ja gerade berichtet. Bei Lehrer/-innen hat sich die Lage noch lange nicht entspannt. Im Gegenteil: Mit jeder neuen Schule werden mehr gebraucht. Und bei den Pflegekräften in Krankenhäusern und Pflegeheimen brennt geradezu die Luft.
Beim Zugang an offenen Arbeitsstellen verzeichnete der gemeinsame Arbeitgeberservice von Arbeitsagentur und Jobcenter Leipzig im Mai zwar einen Rückgang gegenüber dem Vormonat. Die Wirtschaft und die Verwaltung haben in den zurückliegenden vier Wochen 1.867 freie Stellen, das waren 328 weniger als im April und 309 weniger als vor einem Jahr, zur Besetzung gemeldet.
„Dieser Rückgang lässt sich damit erklären, dass Unternehmen aufgrund ihres nach wie vor hohen Bedarfes viel früher ihre freien Arbeitsstellen melden. So gingen uns die meisten freien Stellen bereits in den Vormonaten zu. Die Kolleginnen und Kollegen in unserem gemeinsamen Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur und des Jobcenters Leipzig beraten die Unternehmerinnen und Unternehmer gegenwärtig sehr intensiv zu den neuen finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten bei der Einstellung und zu den Möglichkeiten der Weiterbildung im Rahmen des Qualifizierungschancengesetzes“, versichert der Vorsitzende der Geschäftsführung der Leipziger Agentur für Arbeit Steffen Leonhardi.
Da die Zahl der als frei gemeldeten Stellen aber weiter steigt, bedeutet das eben auch, dass viele dieser Stellen immer schwerer besetzt werden können.
Einige Mai-Zahlen in der Übersicht:
Insgesamt waren im Mai 19.539 (Vormonat 19.343) Männer und Frauen in Leipzig arbeitslos gemeldet. Der Anstieg im Vergleich zum April betrug 196 Personen, aber innerhalb der letzten 12 Monate ist die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen in der Stadt um 1.087 zurückgegangen.
Der Rückgang bei den unter 25-Jährigen betrug 81, insgesamt gibt es derzeit 1.690 Arbeitslose in dieser Altersgruppe, das waren 152 weniger als vor einem Jahr. Bei den über 50-Jährigen gab es einen Anstieg. Dieser lag bei 75 gegenüber dem April, damit waren im Mai 5.466, 268 weniger als vor einem Jahr, arbeitslos gemeldet.
Auch die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen ist im zurückliegenden Monat in Leipzig leicht gestiegen. Im Mai waren 4.548 langzeitarbeitslos, 11 mehr als im April. Im Vergleich zum Mai 2018 gab es 1.265 weniger.
Zum statistischen Zähltag im Mai betrug die Arbeitslosenquote in der Stadt Leipzig 6,2 Prozent (Vormonat: 6,3 Prozent). Im Mai 2018 lag sie noch bei 6,7 Prozent.
Im Mai waren 6.378 Menschen in der Arbeitsagentur im Rechtskreis SGB III arbeitslos gemeldet. Das waren 112 weniger als im Vormonat und 427 mehr als vor einem Jahr. Im Jobcenter Leipzig im Rechtskreis SGB II waren 13.161 Menschen arbeitslos registriert. Das waren 308 mehr als im April 2018 und 1.514 weniger als im Mai 2018.
In Leipzig gab es im Mai 34.176 Bedarfsgemeinschaften. Das waren 32 weniger als im Vormonat und 2.471 weniger als im Mai des Vorjahres. Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 43.327 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat betrug dort der Anstieg 17 Personen. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl um – 3.064 Personen.
Seit Oktober 2018 wurden 2.620 Ausbildungsstellen bei der Arbeitsagentur Leipzig gemeldet. Das sind 159 mehr als vor einem Jahr um diese Zeit. Gegenwärtig sind davon noch 1.385 unbesetzt. Dem stehen insgesamt für das beginnende Ausbildungsjahr 2.485, 68 weniger als im Mai 2018, Bewerberinnen und Bewerber um einen Ausbildungsplatz gegenüber. Von diesen suchen noch 1.245 nach einer Ausbildung.
Keine Kommentare bisher