„Diesmal ging es schneller“, freut sich Peter Dütthorn, amtierender Leiter des Amtes für Statistik und Wahlen. Wenige Wochen nach dem letzten Quartalsbericht für 2017 konnte das Amt für Statistik und Wahlen am Mittwoch, 30. Mai, den ersten Quartalsbericht für 2018 vorlegen. Mit spannenden Berichten und ein paar erstaunlichen Überraschungen im Detail. Zum Beispiel, was den „liebsten Fahruntersatz der Deutschen“ betrifft.
Denn dass die Zahl der Kraftfahrzeuge in Leipzig mit der Bevölkerungsentwicklung zunimmt, haben ja gerade die Bewohner der innerstädtischen Quartiere schon zu ihrem Leidwesen erfahren. Seit 2012 stieg die Zahl der offiziell registrierten Kraftfahrzeuge von 230.691 auf die neue Rekordzahl 255.091.
2016 waren es noch 250.184 gewesen.
Die Zahl der Kraftfahrzeuge wächst also. Aber dazu bietet der Beitrag von Lars Kreymann im neuen Quartalsbericht eine erstaunliche Erkenntnis: Es sind nicht mehr die Privat-Pkw, die diese Entwicklung vorantreiben. Im Gegenteil. Nach dem Rekordstand von 200.486 registrierten Privat-Pkw im Jahr 2016 sank die Zahl der angemeldeten Privat-Pkw sogar auf 198.137. Erstmals seit vielen Jahren.
Woher kommt also die Zunahme der motorisierten Fahrzeuge?
Von der Logik her bedeutet das, dass immer mehr Firmen-Pkw unterwegs sind. Denn die machen ja den Rest aus. Was ja bedeutet: Immer mehr Menschen sind auch von berufswegen mit einem von der Firma bereitgestellten Pkw unterwegs – seien es Pizzalieferdienste, Hausverwalter, Ingenieure, Berater und vor allem Pflegedienste und was der mobilen Dienstleister mehr sind.
Was übrigens eine Seite der Leipziger Verkehrsdiskussion offenlegt, die selbst die Wirtschaftskammern so selten bis nie benennen. Dort haben in der Regel die großen Logistiker das Sagen, die mit ihren Brummis in die Stadt müssen, um die Läden zu beliefern. Manchmal hört man die genervten Taxifahrer heraus und öfters auch die Handwerker, die nicht zu Kunden durchkommen, weil alles zugeparkt ist. Aber dass auch hunderte Dienstleistungsfirmen ihre Arbeit auf vier Räder verlegt haben und mobil unterwegs sind, sieht man kaum. Aber es steckt in diesen Zahlen.
Und es steht zu vermuten, dass hier auch die Pkw-Flotte der Leipziger Carsharing-Dienste drinsteckt. Was ja – wenn diese Zahlen von 2017 schon einen Trend beschreiben – bedeutet, dass mehr Carsharing-Fahrzeuge in der Stadt tatsächlich dafür sorgen, dass tausende Leipziger nur zu gern auf den eigenen Pkw verzichten.
Aber das sind alles erst einmal nur Vermutungen, denn Lars Kreymann arbeitet ja nur mit den Meldezahlen des Kraftfahrzeugbundesamtes. Er kann die tatsächliche Nutzung der Fahrzeuge so detailliert nicht nachzeichnen.
Deswegen werden wir wohl noch ein paar Jahres-Statistiken abwarten müssen, bis wir hier klarer sehen. Aber Fakt ist trotzdem, dass das Wirtschaftswachstum in Leipzig auch die Zahl der Wirtschaftsfahrzeuge erhöht.
Das ist sogar direkt ablesbar bei der wachsenden Zahl der Nutzfahrzeuge. Das ist das Thema, das die Kammern meistens thematisieren. Da geht es um Transporter, Bagger, Müllautos, Dachdecker-, Klempner- und Elektrikerfahrzeuge usw.. Ihre Gesamtzahl stieg binnen eines Jahres von 17.351 auf 18.147. Ein Anstieg von immerhin 4,6 Prozent, staunt Kreymann, der auch wieder die beliebten Karten gezeichnet hat, in denen die Kraftfahrzeugdichte nach Ortsteilen eingetragen ist.
Und das Bild ist augenfällig: Leipziger, die im Stadtinneren wohnen, können zum größten Teil auf ein Auto komplett verzichten. Hier liegt der Pkw-Besitz pro 1.000 Haushalte flächendeckend unter 450, in den meisten Ortsteilen eher zwischen 250 bis 350. Das ist noch genug, um in einigen Ortsteilen für Parkchaos und Verstopfungserscheinungen zu sorgen.
Was möglicherweise der Hauptgrund dafür ist, dass gerade die jungen Leipziger aufs eigene Auto komplett verzichten und lieber Rad, Straßenbahn und S-Bahn fahren.
Zum Stadtrand steigt der Pkw-Besitz deutlich an und erreicht ganz weit draußen am Stadtrand Werte von weit über 600. Da besitzen dann viele Haushalte zwei und manchmal auch mehr Autos. Was aber Gründe hat. Und auch Peter Dütthorn betont es: Die ÖPNV-Verbindungen da draußen sind oft deutlich schlechter als in der Stadt.
Es sortiert sich also etwas um. Die Zahl der Kfz pro Einwohner bleibt vorerst auf hohem Niveau von 432 Fahrzeugen pro 1.000 Einwohner. Aber die Zahl der privat besessenen Pkw sinkt seit dem Höchststand 2012, als 353 private Pkw pro 1.000 Einwohner gezählt wurden, deutlich.
2017 waren es nur noch 336 privat registrierte Pkw pro 1.000 Einwohner. (2016: 346) Und bis auf ganz wenige Flecken im Stadtgebiet ist der private Pkw-Besitz überall im Stadtgebiet rückläufig. Was nicht einmal bedeuten muss, dass die Gewohnheits-Autofahrer auf ihr Fahrzeug verzichten. Es könnte allein schon damit zu tun haben, dass sich deutlich weniger junge Leute überhaupt ein Auto zulegen.
Und viele, die sich über das Stellplatzproblem ärgern, steigen nach und nach um – aufs Fahrrad oder aufs geteilte Auto. Es ist also gut möglich, dass man eine autogerechte Stadt nach und nach in eine Stadt mit deutlich weniger Autos verwandeln kann, wo dann auch mehr Platz ist für die wirklich benötigten Verkehre der Nutzfahrzeuge.
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