Es ist wie ein schlechter Refrain, den man sich seit 2015 immer wieder anhören muss: Deutschland würde die Zuwanderung nicht in den Griff bekommen, der Staat sei überfordert usw.. Als wenn noch immer so viele Menschen Zuflucht in Deutschland finden würden wie im einmaligen Jahr 2015. Aber selbst die Leipziger Zahlen zeigen, wie deutlich die Zahlen zurückgegangen sind.
Was in Leipzig schon längst dazu geführt hat, dass einst geplante Unterkünfte gar nicht gebaut werden und solche, die gebaut wurden – wie an der Prager Spitze – wurden nie bezogen. Und andere werden längst umgenutzt – die einen als Kindertagesstätte, andere als Unterkunft für unbegleitete Jugendliche.
Das Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule, das für die Unterbringung Asylsuchender zuständig ist, berichtet seit 2015 regelmäßig über die Zahlen von Geflüchteten, die in Leipzig unterkommen.
2015 hatte sich auch Leipzig auf völlig andere Zahlen eingerichtet. Doch während das Geschrei der Rassisten immer lauter wurde, ging fast völlig unter, wie all die Abschottungsmaßnahmen der EU wirkten und wie sie dafür sorgten, dass die Zahl der Asylsuchenden in Deutschland drastisch sank.
„Die Zahl der Asylsuchenden, die der Stadt Leipzig zugewiesen werden, hat sich seit 2016 wieder deutlich verringert. Im Jahr 2016 wurden 1.997 asylsuchende Personen zugewiesen, 2.303 Personen weniger als im Jahr 2015. Im Jahr 2017 wurden 974 Personen zugewiesen. Im Jahr 2018 wurden bislang 243 Personen zugewiesen.“
Was aber nicht bedeutet, dass die Betroffenen schneller integriert werden können. Im Gegenteil: Viele leben immer länger in den großen Gemeinschaftsunterkünften.
„Zum 31.03.2018 lebten insgesamt 2.219 Personen in den genannten Unterkünften. Im März 2018 wurden 46 Personen der Stadt Leipzig neu zugewiesen und zunächst in einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht. Im gleichen Zeitraum verließen 108 Personen die Unterkünfte.“
Das Sozialdezernat betont zwar: „Der Aufenthalt in einer Gemeinschaftsunterkunft ist insbesondere in der Anfangszeit sinnvoll, um mit Hilfe von sozialer Arbeit das Ankommen und den Integrationsprozess bestmöglich zu unterstützen. Asylsuchende sollen dann so bald wie möglich in eine eigene Wohnung ziehen können.“
Aber genau das erweist sich als immer schwerer – auch die Asylsuchenden merken, wie eng der Wohnungsmarkt in Leipzig mittlerweile ist. Deshalb lebten im März immer noch 2.218 Menschen in so einer Gemeinschaftsunterkunft, im April 2017 waren es 2.651 gewesen. Das direkte Ergebnis: Mittlerweile leben 45 Prozent dieser Menschen über ein Jahr in so einer Gemeinschaftsunterkunft.
Das heißt: Das Problem Sachsens (und Deutschlands) ist nicht die „Sicherheit“ oder irgendwelche Konzentration von Asylsuchenden, sondern deren Integration. Dort fehlen eigentlich das Geld und die Anstrengung. Was auch bei der Integration der Asylsuchenden in den Arbeitsmarkt sichtbar wird. Denn die schreitet recht langsam voran.
Im ersten Schritt wechseln ja die Menschen mit behördlichem Aufenthaltsstatus aus der Versorgung nach Asylbewerberleistungsgesetz ins SGB II, also praktisch in die Betreuung des Jobcenters. Und zumindest für 2017 ließ sich dann die Weitervermittlung in den Arbeitsmarkt noch recht schwierig an.
Das Sozialdezernat dazu: „Die Zahl der Leistungsberechtigten nach Sozialgesetzbuch II stieg von Dezember 2016 bis Dezember 2017 um 2.368 Personen an. Im Vergleich dazu hat sich die Zahl der Leistungsempfänger/-innen nach Asylbewerberleistungsgesetz von Dezember 2016 zu Dezember 2017 um 815 Personen verringert.“
Erst im Jahr 2018 macht sich wirklich ein Abschmelzen der Arbeitslosigkeit im Bereich der Ausländer in der Leipziger Arbeitsmarktstatistik bemerkbar. Was zu erwarten war, da ja nun die meisten Ankömmlinge auch erst einmal Sprach- und Qualifizierungskurse belegen mussten. Integration ist die langwierigere Arbeit, nicht so schön politisch ausschlachtbar wie das ganze Karamba mit Abschiebungen und Anker-Zentren, das den Bürgern politische Tatkraft demonstrieren will, die völlig ignoriert, dass mit Hauruck-Aktionen anstehende Probleme nicht gelöst werden können. Und Integration erst recht nicht.
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