Anderthalb Wochen mehr haben die Sachsen im Jahr 2015 gearbeitet als der durchschnittliche Beschäftigte in Deutschland. Sagen zumindest Sachsens Statistiker, die sich dabei auf bundesweite Zahlen beziehen können. Im Jahr 2015 betrug das durchschnittliche Arbeitspensum eines Erwerbstätigen in Sachsen 1.423 Stunden und war gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert.
Ein Vergleich mit dem Jahr 2010 zeigt sogar einen Rückgang der Pro-Kopf-Arbeitszeit um 2,2 Prozent bzw. 32 Stunden je Person bei einem gleichzeitigen Anstieg der Zahl der Erwerbstätigen um zwei Prozent.
Geht den Sachsen also die Arbeit aus?
Nicht wirklich. Auch wenn die gearbeitete (und abgerechnete) Gesamtstundenzahl sinkt. Seit Jahren schon.
Hauptursachen für das geringer gewordene Arbeitsvolumen sind die deutliche Abnahme der marginalen Beschäftigung und der beträchtliche Anstieg von Teilzeitbeschäftigung, schreiben die Landesstatistiker.
Seit 2013 ist der Rückgang der einst ab 2005 massiv aufgebauten marginalen Beschäftigungsverhältnisse in Sachsen zu beobachten, 2015 hat sich der Effekt durch die Einführung des Mindestlohns deutlich verstärkt. Aus vielen nur schlecht bezahlten Jobs entstanden teilweise wirkliche Vollzeitstellen, zu einem Großteil aber auch neue Teilzeitstellen. Aber auch viele neu entstandene Arbeitsplätze in besonders von Frauen dominierten Branchen entstanden als Teilzeitstellen.
Weitere Einflussfaktoren – so die Statistiker – sind z. B. die Ausfallzeiten durch Krankheit, der Umfang von Nebenbeschäftigung sowie die Anzahl der Feiertage. Die Pro-Kopf-Arbeitszeit in Sachsen lag 2015 um 55 Stunden über der Arbeitszeit je Erwerbstätigen in Deutschland, die 1.356 Stunden erreichte.
Und sichtbar macht die Statistik auch: Im gesamten Osten wird nach wie vor länger gearbeitet als im Westen.
Während in den sechs östlichen Ländern die Durchschnittszeit je Erwerbstätigen 1.421 Stunden betrug, kamen die Beschäftigten in den alten Ländern (ohne Berlin) auf eine Pro-Kopf-Arbeitszeit von 1.356 Stunden.
In Sachsen war auch 2015 das Baugewerbe mit 1.646 Stunden die Branche mit der längsten Pro-Kopf-Arbeitszeit. Diese betrug aktuell 10 Stunden weniger als 2014 und 54 Stunden weniger als 2010. Im Gegensatz dazu fiel die durchschnittliche Arbeitszeit im Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit mit 1.360 Stunden am niedrigsten aus (3 Stunden mehr als im Vorjahr und 25 Stunden weniger als 2010).
Von den 2,01 Millionen Erwerbstätigen, die 2015 ihren Arbeitsplatz in Sachsen hatten, wurden insgesamt 2,86 Milliarden Arbeitsstunden erbracht. Damit verringerte sich das Arbeitsvolumen um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr und um 0,3 Prozent gegenüber dem Jahr 2010. Wobei sich auch hier die Einführung des Mindestlohns bemerkbar machte, denn gerade im 1. Halbjahr 2015 sorgte dessen Einführung sogar für einen Rückgang der Beschäftigtenzahl in Sachsen – Zeichen für die Umstellungsprozesse in den besonders vom Mindestlohn betroffenen Dienstleistungsbranchen.
Seitdem steigen die Erwerbstätigenzahlen wieder – und damit auch die Gesamtstundenzahlen insbesondere im Produzierenden Gewerbe, aber auch im Erziehungs- und Pflegewesen.
Die komplette Meldung des Statistischen Landesamtes.
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