Es ist Sommer. Urlaubszeit. Da denkt man doch nicht an Arbeit! Oder doch? Geht ja gar nicht anders, sagen auch viele Sachsen, auch viele ältere. Denn immer mehr arbeiten immer länger. Das hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) jetzt mal ausgewertet. Der Blick nach Sachsen zeigt: Auch hier müssen immer mehr Menschen zwischen 65 bis 70 Jahren arbeiten.
Bundesweit arbeitet noch jeder Sechste in der Altersgruppe. Am höchsten ist die Beschäftigungsquote in Baden-Württemberg mit 19,4 Prozent, Sachsen liegt auf Platz elf mit 14,2 Prozent. Spitzenreiter auf Kreisebene ist Vechta in Niedersachsen, die Stadt Leipzig führt in Sachsen das Ranking an. Zum Vergleich: 2000 waren es bundesweit noch 5,3 Prozent.
2015 hatten etwa 665.000 von rund vier Millionen 65- bis 70-Jährigen noch einen Job – 300.000 mehr als im Jahr 2000, stellt denn auch der GDV fest. Damit hat sich der Anteil der Beschäftigten in dieser Altersgruppe von 8 auf 16,6 Prozent mehr als verdoppelt, wie eine exklusive Auswertung der Initiative „7 Jahre länger“ auf Basis von Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigt.
Und die Zahlen lassen aufmerken. Denn: Der Zuwachs liegt nur zum geringen Teil an der schrittweisen Anhebung des Renteneintrittsalters. Rund 563.000 der arbeitenden Senioren waren im Ruhestand, 102.000 hatten die reguläre Altersgrenze noch nicht erreicht, die aktuell bei 65 Jahren und fünf Monaten liegt.
Für die meisten arbeitenden Rentner sei das Geld weniger wichtig, kommentiert der GDV. Spaß an der Arbeit und menschliche Kontakte stünden im Vordergrund, wie Studien zeigen würden. Die meisten hätten auch darum nur eine geringfügige Beschäftigung.
Aber der genauere Blick in die Zahlen zeigt, dass der Trend zum Altersjob regional ganz unterschiedlich verläuft. Und das hat mit Spaß an der Arbeit eher weniger zu tun.
Von den bundesweit 402 Landkreisen hat Vechta in Niedersachsen mit 32 Prozent die höchste Beschäftigungsquote. Dort arbeiten anteilig fast viermal mehr Senioren als im Kreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt (8,3 Prozent). Das Bundesländer-Ranking führt Baden-Württemberg mit 19,4 Prozent an, Schlusslicht ist Sachsen-Anhalt mit 11,7 Prozent.
Vergleich der Zahlen 2000 und 2015. Karte: GDV
Ein wichtiger Faktor ist die Wirtschaftskraft. In starken Regionen gibt es insgesamt mehr Arbeit – so auch für Ältere. Ein Altersjob setzt oft auch ein Erwerbsleben bis zur Rente voraus, was in Boomregionen eher der Fall ist. Dort haben Rentner wegen der höheren Lebenshaltungskosten zudem ein größeres Interesse an einer Arbeit. Auch Pendler beeinflussen die Statistik: Sie treiben die Beschäftigungsquote in boomenden Städten nach oben, während sie in den angrenzenden Kreisen absinkt.
Sachsen mit größtem prozentualen Anstieg
In Sachsen liegt die Beschäftigungsquote der 65- bis 70-Jährigen mit 14,2 Prozent (noch) unter dem Bundesdurchschnitt. Damit rangiert der Freistaat unter den Bundesländern auf Platz elf. Er weist jedoch von allen Bundesländern das höchste Wachstum seit dem Jahr 2000 auf. Um knapp 170 Prozent ist der Anteil der arbeitenden Senioren seitdem gestiegen.
Und der Blick ins Detail zeigt: Nur 5.836 der rund 29.000 Senioren im Alter von 65 bis 70, die in Sachsen noch arbeiten, haben einen sozialversicherungspflichtigen Vollzeitjob. Aber auch die Zahl wird steigen. Dafür sind in vielen Unternehmen die älteren Arbeitnehmer viel zu wertvoll.
Aber stärker noch stieg eine andere Zahl: 23.326 haben einen geringfügig entlohnten Job, verdienen sich also was dazu.
Die anteilig meisten arbeitenden Senioren hat die Stadt Leipzig mit 16,4 Prozent, knapp gefolgt von Dresden (16,3 Prozent) und Chemnitz (16,2 Prozent). Die wenigsten arbeitenden Senioren gibt es im Landkreis Görlitz. Dort geht nur rund jeder zehnte zwischen 65 und 70 Jahren einer Beschäftigung nach. Auffällig sei auch der Erzgebirgskreis, wo sich die Erwerbstätigenquote seit 2000 mehr als vervierfacht hat. Das ist der höchste prozentuale Anstieg in einem der bundesweit 402 Landkreise und Kreisfreien Städte, so der GDV.
In Leipzig hatten 2015 noch 964 der 65- bis 70-Jährgen einen Vollzeitjob, was immerhin 4,2 Prozent der Altersgruppe ausmacht. Weitere 2.821 waren mit einem Mini-Job unterwegs, was immerhin 12,2 Prozent der Altersgruppe ausmacht.
Und es ist absehbar, dass der Anteil der arbeitenden Senioren weiter steigen wird. Denn es geht ja nicht nur um höhere Lebenshaltungskosten. Gerade im Osten kommen jetzt immer mehr Menschen ins Rentenalter, die ihre mickrige Rente durch Arbeit aufzustocken versuchen.
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