Es ist ein Thema, das so langsam auf Sachsen zurollt: Immer mehr Menschen werden jetzt Rentner, denen es nie in ihrem Arbeitsleben gelungen ist, die nötigen Beiträge für eine anständige Rente zu leisten. Sie werden zu einem Fall für die Grundsicherung, wenn sie sich nicht selbst entschließen, trotz Seniorenalter noch weiter in Nebenjobs das Nötige hinzuzuverdienen.
Wenn sie überhaupt schon im Seniorenalter sind. Denn etliche Betroffene wurden schon aus dem Arbeitsmarkt verabschiedet, obwohl sie noch gar nicht das offizielle (für 2015 gültige) Renteneintrittsalter von 65 Jahren und vier Monaten erreicht hatten. Darunter werden sicher auch viele Frauen sein.
Was aber nichts daran ändert, dass die Zahl der sächsischen Senioren und Erwebsgeminderten in Grundsicherung jedes Jahr wächst.
Waren es 2010 noch 24.682, so stieg die Zahl 2014 auf 30.282. Und 2015 wurde nun offiziell die Zahl 31.238 erreicht, erfuhr die sozialpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Landtag, Susanne Schaper, auf Nachfrage von Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU). Wie groß die Kluft zwischen den erzielten Renten und der Mindestlebenssicherung mittlerweile ist, zeigen die monatlich gezahlten Summen.
Bei den über 65-jährigen Betroffenen sind es 331 Euro im Schnitt (in Leipzig sogar 416 Euro), bei den jüngeren sind es schon 434 Euro (in Leipzig sogar 460 Euro).
Und das ist erst der Anfang. Denn je länger Betroffene eine gebrochene Beschäftigungskarriere hinter sich haben, je öfter sie in den so viel gepriesenen Niedriglohnbeschäftigungen waren, um so niedriger ist natürlich der Satz, den die Rentenanstalt ihnen gewährt. Sie werden zwei Mal dafür bestraft, dass sie zum Experiment-Gegenstand einer ratlosen Politik geworden sind, die auf der anderen Seite alle sozialen Unterstützungsleistungen am erzielten Lohn berechnet. Da ist dann eigentlich eine Leistungsgesellschaft völlig auf den Kopf gestellt.
Logisch, dass gerade Parteien wie die Linke eine einheitliche Mindestrente für alle fordert. Denn bezahlt werden muss das alles – aber es ist eher ein bürokratisches Monstrum, wenn man Menschen erst mit schäbigen Renten abspeist, die zur Existenzsicherung nicht ausreichen – und dann quasi als Gnade eine Grundsicherung draufpackt. Das beschäftigt nur eine teure Bürokratie, ohne den Betroffenen irgendeine Art Erleichterung zu bringen.
Es ist keine Überraschung, dass Leipzig mit 4.330 Betroffenen die meisten Bedürftigen hat – vor Dresden mit 3.525. Im Detail sind es natürlich mehr. Denn auch Menschen mit Behinderung und Pflegebedürftigkeit werden ja hier erfasst – sie fallen mit unter die Kategorie der unter 65-Jährigen. Sachsenweit sind es 8.117 Menschen, die über den Kommunalen Sozialverband betreut werden. Womit dann immer noch über 11.300 Menschen bleiben, die schon vor Erreichen des Renteneintrittsalters auf Grundsicherung angewiesen sind.
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