Schon 2013 produzierte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) einen Überhang bei zu bearbeitenden Asylanträgen. 134.015. Eine happige Zahl, die sich 2014 verdoppelte. Und auch ins Jahr 2015 ging das Amt mit 360.000 noch nicht bearbeiteten Anträgen. Da konnte etwas nicht stimmen, fand Paul M. Schröder, als er im Dezember las, "die durchschnittliche Bearbeitungsdauer von Asylanträgen" hätte "auf 5,2 Monate verringert werden" können. So schnell? Da staunte Schröder.

Aber der Statistik-Fuchs vom Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe (BIAJ) lässt sich so einfach nicht abspeisen. Erst im Sommer war eine Studie der Bertelsmann Stiftung zum Ergebnis gekommen, dass im Jahr 2014 die durchschnittliche Bearbeitungszeit eines Asylantrages in Deutschland 7,1 Monate dauerte. Schwer vorstellbar, dass dieser Wert ausgerechnet im Überlastungsjahr 2015 gesunken sein sollte.

Also machte es Schröder genauso, wie er es mit Daten der Bundesarbeitsagentur auch macht. Er rechnete selbst nach.

“Die Bearbeitungsdauer der beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gestellten Asylanträge, die Zeit zwischen der Antragstellung beim BAMF (bzw. der ‘Aktenanlage’) und der Zustellung des BAMF-Bescheids, betrug im vergangenen Jahr (2015) durchschnittlich 7,95  Monate – die der Asylerstanträge 7,86 Monate und die der Asylfolgeanträge 8,85 Monate.”

Er hat auch ein wenig geforscht, wie das BAMF auf 5,2 Monate Bearbeitungszeit kommen konnte. Und wahrscheinlich hat man dort ein wenig getrickst und eben nicht die Zahl der durchschnittlich anhängigen Verfahren (227.866) gewählt, die ja 2015 gegenüber 2014 deutlich angestiegen ist, sondern einfach eine Zahl aus dem Jahr 2014 genommen. Nämlich die im Dezember 2014 noch anhängigen Verfahren. 150.257 waren das damals noch.

Zum Vergleich der Dezember 2015: Da waren es 337.331.

“Kleingerechnet”, nennt das Paul M. Schröder.

Es sieht sogar eher so aus, dass sich die Bearbeitungszeiten im Herbst noch weiter verlängert haben. Denn die 7,86 Monate für Erstanträge sind ja nur der Durchschnittswert fürs Jahr. Aber von Januar bis Dezember hat sich ja die Zahl der Anträge immer weiter erhöht. Wenn das BAMF so weiterarbeiten würde wie im Sommer, würden sich die durchschnittlichen Bearbeitungszeiten sogar (bezogen auf die Dezemberzahlen) auf 11,6 Monate erhöhen.

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