Nicht alle Anfragen von Susanne Schaper, sozialpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Landtag, zur Lage der Rentner in Sachsen wurden von der Staatsregierung abgebügelt. Im SPD-geführten Wirtschaftsministerium hatte man keine Scheu, die Frage nach den Rentnern, die auch im Ruhestand noch arbeiten müssen, zu beantworten.
Für Dr. Dietmar Pellmann, der die Fragen in der vergangenen Legislatur stellte und am Ende gar nicht mehr darüber staunte, dass immer mehr Sachsen über 65 zur Arbeit gehen oder einen Minijob ausüben, war die Entwicklung ein eindeutiges Zeichen für die Rentenentwicklung: Die Renten der jüngeren Rentnergenerationen reichen nicht mehr, um mehr als das Minimum abzusichern, manchmal nicht einmal dazu.
„Die meisten der 34.654 über 65-Jährigen mit einem Minijob erhielten eine so niedrige Rente, so dass sie diese aufbessern mussten, um ihre Existenz wenigstens einigermaßen zu sichern“, stellte Pellmann damals fest. „Viele von ihnen scheuten wohl auch die Hürden der Beantragung von Altersgrundsicherung, weil sie befürchteten, ihre Kinder durch eventuelle Vermögensprüfungen und Rückforderungen der Sozialämter zu belasten.“
Und die Entwicklung geht ungebremst weiter.
Waren 2013 noch 2.300 Frauen und 4.659 Männer über 65 Jahre in einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit beschäftigt, so waren diese Zahlen 2014 auf 2.313 Frauen und 4.721 Männer gestiegen. Und auch der Anteil der Vollzeitstellen ist gestiegen, bei den Frauen von 888 auf 938, bei den Männern von 2.251 auf 2.485.
Damit ist die Zahl der sv-pflichtig beschäftigten Sachsen über 65 binnen zwei Jahren von 5,272 auf 7.034 gestiegen.
Ob das mit der Erhöhung des Renteneintrittsalters zu tun hat, ist wohl eher fraglich – dann dürften die Zahlen bei den Frauen eher nicht steigen. Möglicherweise aber hat es mit der Tatsache zu tun, dass auch ältere Fachkräfte in vielen Branchen gebraucht werden und viele Ältere diese Chance auch nutzen. Denn längeres Arbeiten im Leben ist ja nicht nur ein Negativum, sondern wird für kommende Generationen sogar der Normalfall sein. Und viele werden auch alles dafür tun, weiter erwerbstätig bleiben zu können, wenn Arbeit ihrem Leben Sinn gibt und ein 30 Jahre währendes Rentnerleben einfach nicht das Ziel der Wünsche ist.
Deutlicher freilich zeigen die Beschäftigtenzahlen bei den nur geringfügig Entlohnten, dass die sächsischen Rentner immer öfter darauf angewiesen sind, sich durch Kleinstjobs ein bisschen Geld für den Haushalt dazuverdienen zu müssen.
Hier stiegen die Zahlen noch deutlicher an. Waren 2013 schon 15.061 Frauen über 65 Jahren in solchen Mini-Jobs gezählt worden, so erhöhte sich deren Zahl 2014 auf 16.335. Und bei den Männern über 65 erhöhte sich die Zahl der Mini-Jobber von 19.593 auf 20.950.
Das ist schon ein deutliches Zeichen dafür, wie viele Rentner in Sachsen wahrscheinlich mit ihrer gesetzlichen Rente nicht mehr über die Runden kommen und sich etwas dazuverdienen müssen.
Insgesamt hat sich so die Zahl der über 65-Jährigen in Sachsen, die noch einer Arbeit nachgehen (müssen), von 41.613 auf 44.319 erhöht.
Das klingt zwar nach einer Ausdehnung der Mühsal bis in die Zeit des Ruhestandes. Aber vielleicht sieht die Zukunft des Freistaats eben auch so aus: Mehr Menschen sind länger im Erwerbsleben – und das wird auch mit der Zeit (wieder) als normal empfunden, nachdem nun seit 25 Jahren eher die Regel galt, dass Menschen weit vorm Renteneintritt schon aus dem Erwerbsleben geschmissen wurden.
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