Es passt schon zeitlich hübsch zusammen: Das Leipziger Umweltdezernat muss - auf Nachfrage der Grünen - zugeben, dass man mit der Berichterstattung zum Lärmaktionsplan um zwei Jahre hinterher hinkt. Vielleicht soll's noch im Herbst 2015 eine Berichterstattung geben. Vielleicht. Denn wie nun auch die "Bürgerumfrage 2014" bestätigt: Getan hat sich in Sachen Lärm nichts. Auch wenn die Zahlen auf den ersten Blick so aussehen, als hätte Leipzig eigentlich kein Problem.

Was auch daran liegt, dass man Lärm nicht einfach mit Schulnoten bewerten kann. Denn auch schwache Lärmbelastung ist Lärm. Das Amt für Statistik und Wahlen aber rechnet die Angabe der 2014 zur Lärmbelastung Befragten in diesem Fall in eine 2 um, was ja in der Regel für “gut” steht.

Schwache Lärmbelastung im Wohnumfeld als “gut” zu werten, das hat schon was für sich.

Mittlere Lärmbelastung – die ja nun wirklich schon eine Belastung ist- mit 3 zu werten und damit so ähnlich, wie in anderen Teilen der Bürgerumfrage die “teils/teils”-Wertungen, ist ebenso problematisch. Eine mittlere Lärmbelastung ist nun einmal keine “teils/teils”-Wertung. Was direkte Folgen hat für das, was die Leipziger Statistiker dann in der Auswertung der “Bürgerumfrage 2014” an Informationen preis geben.

Danach werten sie tatsächlich nur die Aussagen zu “sehr starker” und “starker” Lärmbelastung als solche. Das ist erschreckend genug. Denn 20 Prozent der Befragten fühlen sich durch Kfz-Lärm stark bis sehr stark belastet. Der motorisierte Verkehr ist eindeutig die größte Lärmquelle in Leipzig.

Deswegen bekommt er auch die niedrigste – also im Grunde die höchste – Note: eine 3,4. Da stecken die 20 Prozent Aussagen von starker bis sehr starker Lärmbelastung mit drin. Wieviele Befragte aber haben den Verkehrslärm dann noch als mittel bis schwach belastend empfunden?

Das kann man nur schätzen. Aber der Vergleich mit ähnlichen Ergebnissen in der Umfrage legt nahe, dass das auch noch einmal rund 70 Prozent waren.

Die schlichte Wahrheit ist: Nur 10 Prozent der Leipziger halten Kfz-Lärm nicht für belastend. Oder leben so, dass sie vom Kfz-Lärm verschont bleiben. 90 Prozent finden den Straßenlärm belastend und 20 Prozent leiden darunter. Und da der Gesamtwert sich seit 1999, als er schon einmal abgefragt wurde, nicht geändert hat, ist das Fazit: Es ist auch nicht viel passiert. Möglicherweise heißt die Antwort sogar: Es wird sich auch nichts ändern, weil die Stadt augenscheinlich auf die direkten Lärmquellen keinen Einfluss hat – auf Auto- und Motorrad-Fahrer, die ihre Maschinen aufdrehen, bis wirklich alle Fensterscheiben wackeln, auf Fahrzeuge, die mit Absicht getunt wurden, um saftige Lautstärken zu erzeugen, auf Raser oder auf den ganzen Fahrzeugpark der Lieferanten, Kipper und Baustellenfahrzeuge, die augenscheinlich keiner Dezibel-Kontrolle unterliegen.

Erst weit hinter dem Kfz-Lärm taucht die Straßenbahn als Lärmquelle auf. Die Note 4,1 bedeutet, dass 11 Prozent der Befragten Straßenbahnlärm als stark bis sehr stark belastend empfinden. Der Zahlenwert lässt vermuten, dass noch weitere 40 Prozent die Lärmbelastung durch die Straßenbahn als mittel bis schwach belastend eingestuft haben und die Hälfte der Befragten keine Belastung verspürte. Was auch daran liegt, dass das Straßenbahnnetz nicht so weit ausgreift wie das Straßennetz der Stadt Leipzig.

Fast eine Überraschung ist es, dass der Fluglärm schon an dritter Stelle der Lärmbelastung auftaucht. 7 Prozent der Befragten gaben starke bis sehr starke Belastung durch Fluglärm an. Das Gebrumme über den Köpfen der Leipziger ist also keineswegs ein so marginales Thema, als was es in  der Leipziger Stadtpolitik oft erscheint. Denn wenn man die Zahl hochrechnet, heißt das: Über 38.000 Leipziger fühlen sich durch den Lärm in der Luft stark bis sehr stark belastet.

Die meisten davon leben logischerweise im Nordwesten, wo der Fluglärm (3,3) sogar als quälender empfunden wird als der Straßenlärm, der mit einer 3,4 sowieso schon als recht belastend eingestuft wird. Die Bewohner des Nordwestens werden gleich dreifach in die Zange genommen, denn der Eisenbahnlärm kommt noch dazu.

Aber das Fazit ist deutlich: Die Hauptlärmquelle in Leipzig ist der Kfz-Verkehr, unter dem die Bewohner des Stadtbezirks Mitte sogar besonders heftig leiden – jeder Dritte benennt dort starke bis sehr starke Lärmbelastung. Und die hängt in aller Regel auch mit der schlechten Luftqualität zusammen. Gerade in Leipzig-Mitte. In einer Stadt, in der sich die Verkehrsströme so im Zentrum ballen, wie das in Leipzig der Fall ist, ballen sich folgerichtig auch die Umweltprobleme in der Mitte.

Kommen wir im nächsten Streich also zur dicken Luft.

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