Da freuen sich die Arbeitsagenturen, dass in Sachsen die Arbeitslosenzahlen sinken und die Beschäftigung zunimmt. Aber weil sie sich fast nur auf die reinen Zahlen konzentrieren, bekommt kaum einer mit, wo denn nun in Sachsen der Laden brummt. Denn das werden ja nicht alles Gabelstaplerfahrer sein, die da gesucht werden. Zumindest für die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (drei Viertel aller in Sachsen Erwerbstätigen) hat die sächsische Arbeitsagentur auch Zahlen - zumindest schon mal bis April.
Seit April 2014 gab es im ganzen Land einen Zuwachs bei den sv-pflichtig Beschäftigten von 1,502 Millionen auf 1,518 Millionen – 16.000 Arbeitsplätze mehr, das ist schon eine Größe. Aber wer denkt, dass die Industrie der große Arbeitsplatzschaffer ist, der irrt – auch wenn die Industrie natürlich trotzdem Personal sucht. Doch mit 440.000 Arbeitsplätzen ist die Lage im produzierenden Gewerbe übers Jahr gesehen sehr stabil.
Aber die große Jobmaschine in Sachsen ist der Dienstleistungssektor. Und hier sind seit April 2014 auch die 16.000 neuen Arbeitsplätze entstanden. Die Zahl der im Dienstleistungssektor Beschäftigten wuchs von 1,041 Millionen auf 1,057 Millionen.
Und zu den Wachstumsbranchen gehörten unter anderem das Gastgewerbe mit über 2.000 neuen Arbeitsplätzen im sv-pflichtigen Bereich (trotz aller Debatten um den Mindestlohn), Verkehr und Lagerei (+ 3.600), Information und Kommunikation (+ 1.300), wirtschaftliche Dienstleistungen (+ 3.000) und das Gesundheitswesen (+ 1.900). Auch in Heimen und Sozialwesen entstanden fast 3.000 neue Arbeitsplätze. Während der Freistaat weiter damit glänzte, Stellen im öffentlichen Bereich zu streichen – und zwar richtig heftig: Allein in der öffentlichen Verwaltung verschwanden über 3.000 Arbeitsplätze. Da ist der Bereich Erziehung und Unterricht mit einem Verlust von 600 Arbeitsplätzen noch gar nicht dabei.
Eine fatale Entwicklung. Denn der Arbeitsmarkt in Sachsen verengt sich zusehends. Die Lücken beim Personal muss der Freistaat nun ausgerechnet in einer Zeit füllen, in der auch die Wirtschaft allerenden nach Fachkräften schreit und es an Nachwuchs mangelt.
Und der Blick auf den aktuellen Leipziger Bedarf zeigt, was wirklich gerade gesucht wird. Zwar dominiert das, was man so klassische Wirtschaft nennen könnte mit “Rohstoffgewinnung, Produktion, Fertigung” und “Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit”, die im Juni zusammen über 2.100 freie Stellen an die Arbeitsagentur gemeldet haben. Aber gleich dahinter taucht der ganze Bereich “Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht,Verwaltung” mit 602 offenen Stellen auf und im Bereich “Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung” wurden 513 Stellen angeboten.
Der ganze Verwaltungs- und Dienstleistungsbereich kommt so langsam richtig unter Druck. Wie groß der Druck ist, merkt man, wenn man den erstaunlich hohen Bedarf mit der eigentlichen Rolle von Erziehung und Unterricht bzw. öffentlicher Verwaltung im Gefüge des Leipziger Arbeitsmarktes verortet: zusammen beschäftigen beide Bereiche aktuell rund 28.000 Personen bei insgesamt 245.678 sv-pflichtig Beschäftigten im September 2014. Sie suchen also schon jetzt überproportional nach Leuten. Und sie suchen direkter. Auch das muss betont werden. Denn viele Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes und vor allem der wirtschaftsnahen Dienstleistungen suchen ihr Personal gar nicht mehr selbst, sondern ordern über Zeitarbeitsfirmen, die den Markt der angebotenen Arbeitsstellen mit 2.298 eindeutig dominieren.
Was übrigens auch ein Grund dafür ist, dass einige Arbeitsuchende mit Mobilitäts- und Flexibilitäts-Problemen so gut wie keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, denn hier haben natürlich Menschen die besseren Karten, die noch flexibel und ungebunden zur Verfügung stehen.
Die Zeitarbeit ist in Sachsen noch längst nicht auf dem Rückzug. Im Gegenteil: Auch von April 2014 bis August 2014 stieg die Zahl der Leiharbeiter in Sachsen von 46.297 auf 49.000. Im September 2014 waren es auch schon mal 52.000. Man kann gespannt sein, ob das in Zeiten zunehmender Fachkräftenachfrage so bleiben wird.
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Man muss sich allerdings auch fragen, ob hinter jedem “Jobangebot” auch ein wirkliches steckt! Viele Zeitarbeitsunternehmen suchen erstmal mit Profilen nach geeigneten Leuten, um ihren Pool aufzufüllen und wenn dann wirklich eine Stelle zu besetzen ist, dann können diese auf geeignete Leute zugreifen. Arbeitssuchende werden von Zeitarbeitsfirmen erst eingestellt, wenn eine Firma für bestimmte Tätigkeiten jemanden benötigt. Eine zweite Sache ist, dass private Arbeitsvermittler Arbeitssuchende an Zeitarbeitsfirmen vermitteln und dann für die Vermittlung von der Arbeitsagentur die Vermittlungsprämie erhalten. Warum gibt es denn so viele private Arbeitsvermittler? Die leben alle gut von Geldern der Arbeitsagentur. Man kann zu 100 % sagen, dass die ausgeschriebenen Stellen zu 100 % nicht vorhanden sind. Da müssten sich die Statistiker mal damit beschäftigen, wer wirklich hinter den Angeboten steckt und wieviele Mehrfachangebote es zum gleichen Stellenangebot gibt. Das ist meine jahrelange Erfahrung!!!!!!!!!!!!
Genauso wird von manchen Politikern immer suggeriert, dass die Zeitarbeit ein Sprungbrett darstellt, das trifft max. auf 1 % zu, alle anderen arbeiten weiter in Zeitarbeit oder werden von der Z-Firma entlassen, wenn der Auftrag beendet ist. Und es trifft auch nicht zu, dass nur Ungelernte und Dumme in der Zeitarbeit aufgefangen werden, hier gibt es gut ausgebildetet Facharbeiter und Ingenieure, die es nur über diesen Weg schaffen, in Arbeit zu kommen. Leider!!!!!!!!!!!