Mit Zahlen kann man hübsch jonglieren. Am 13. April packte das Sächsische Landesamt für Statistik die neuesten Zahlen zu Studierenden in Sachsen zusammen. Der Zuspruch ist ungebrochen. Nichts ist zu merken von den 2005 prognostizierten Rückgängen. Auch wenn sich dann im Detail deutliche Verschiebungen zeigen. Denn junge Leute studieren sehr gern das, was auch echte Berufschancen bietet.
Die sächsischen Hochschulen verzeichneten im Dezember 2014 insgesamt 112.574 Studenten, haben die Landesstatistiker jetzt ausklamüsert. Im Vergleich zum Vorjahr sank somit die Studierendenzahl um 820, was tatsächlich eher nur ein leichtes Zittern ist, geschuldet wohl eher den völlig sinnfreien Kürzungsdiskussionen der letzten Jahre, auf die einige Hochschulleitungen ja bekanntlich mit einer deutlichen Begrenzung der Aufnahmezahlen reagierten. In den Vorjahren hatte man dafür zuweilen deutlich über Kapazität immatrikuliert – diese starken Jahrgänge haben mittlerweile ihre Abschlüsse gemacht.
Rechnerisch ist es ein Rückgang von 0,7 Prozent. Dafür wurden 2014 wieder deutlich mehr junge Leute immatrikuliert als in den Vorjahren. Und zwar in einigen Studiengängen auffällig viele. Die Zahl der jungen Menschen, die 2014 erstmals ein Hochschulstudium begannen (Studienanfänger), betrug 21.395, haben die Statistiker nun ermittelt. Das waren 790 bzw. 3,8 Prozent mehr als 2013. 71,7 Prozent (80.701) aller Studierenden belegten Studiengänge an den 6 Universitäten. Ein Viertel der Studenten (28.000) wählte eine der 12 Fachhochschulen. 2.922 (2,6 Prozent) studierten an den 6 Kunsthochschulen und 951 (0,8 Prozent) an den 2 Verwaltungsfachhochschulen.
Beliebteste Fächergruppe waren auch 2014 die „Ingenieurwissenschaften“ mit 32.247 Studenten. Der Anteil an der gesamten Studentenschaft stieg seit 2003 (22,8 Prozent) jährlich und erreichte mit 28,6 Prozent im Berichtsjahr einen neuen Rekord, haben die Statistiker einen dieser auffälligen Zeigerausschläge ermittelt. „Maschinenbau/-wesen“, ein Studienfach aus dieser Fächergruppe, war mit 7.496 Studenten das meistgewählte Studienfach an Sachsens Hochschulen.
Wer genauer hinschaut, sieht aber auch, dass nicht nur die Ingenieurwissenschaften einen steigenden Zuspruch erfahren. Die Rufe nach qualifiziertem technischen Nachwuchs werden von sächsischen Studienanfängern sehr wohl gehört. Und nicht nur von denen. Während die Zahl der Studienanfänger in den Ingenieurwissenschaften von 6.272 auf 6.536 stieg, stiegen auch die Anfängerzahlen in den mathematischen und Naturwissenschaften. Denn ohne fundierte Forschung macht ja alle Ingenieurwissenschaft keinen Sinn. Dort stiegen die Anfängerzahlen von 3.019 auf 3.293. Und ebenso auffällig ist der wachsende Zuspruch in der Fächergruppe Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften – von 1.066 auf 1.376. Der Bedarf an Ärzten und medizinischer Forschung wächst.
Womit sich natürlich auch die Gewichte innerhalb der sächsischen Hochschullandschaft verschieben.
Einen deutlichen Rückgang bei den Immatrikulationen gab es dafür in den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, die an der Uni Leipzig stark vertreten sind – von 5.014 auf 4.876 Immatrikulationen.
Was die Landesstatistiker fast beiläufig erwähnen – die Zunahme der Studierendenzahl aus dem Ausland – ist hingegen ein Achtungszeichen. Denn der Sprung von 13.640 Studierenden aus dem Ausland auf 15.472 ist beachtlich und zeigt, wie attraktiv die sächsische Hochschullandschaft (noch) ist. Der Stopp beim Abbau von Dozentenstellen kam also auf den allerletzten Drücker. Jetzt kann man gespannt sein, wie es der aktuellen CDU/SPD-Regierung gelingt, wieder eine nachhaltige Ausfinanzierung für Sachsens Hochschulen hinzubekommen.
Von den 15.472 ausländischen Studenten (13,8 Prozent) kamen die meisten übrigens aus China (2.371) und Österreich (1.707). Auch das übrigens eine Reaktion auf die starke Fokussierung der technischen Wissenschaften in Sachsen. Allein im Bereich der Ingenieurwissenschaften stieg der Anteil der ausländischen Studierenden von 4.225 auf 5.037. Ähnlich war es in Mathematik und Naturwissenschaften, wo sich die Zahl der Ausländer von 2.156 auf 2.404 erhöhte. Was eben auch bedeutet, dass Sachsen eben nicht nur Nachwuchs für die eigene Wirtschaft ausbildet, sondern auch für die Wirtschaft anderer (Export-)Nationen. Was dann in wenigen Jahren vielleicht zu dem hübschen Ergebnis führt, dass sich sächsische Chefetagen bei der Anbahnung von Kooperationen mit ausländischen Firmen einfach auf sächsisch unterhalten können.
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Gestiegene Studentenzahlen? Das kann doch gar nicht sein. Unsere Sächsische Landesregierung hat immer gesagt, dass die Immatrikulationszahlen abnehmen werden. Das muss doch stimmen. Also, ich kann da gar nicht dran zweifeln, was unsere Sächsische Landesregierung gesagt hat und sagt. Das macht man doch nicht.