Auch das "Statistische Jahrbuch 2014" der Stadt Leipzig ist in dieser Woche erschienen. Mit einem halben Jahr Verspätung. Für gewöhnlich kommt das dicke Jahrbuch meist im späten Frühjahr mit allen verfügbaren Daten zur Stadt für das Vorjahr. Aber 2014 hatten die Leipziger Statistiker einen besonderen Marathon zu bewältigen: dreieinhalb Wahlen. Da mussten einige Arbeiten liegenbleiben bis zum Herbst.

Das “Statistische Jahrbuch 2014 “umfasst 251 Seiten und präsentiert in 16 Kapiteln mit 317 Tabellen und 35 grafischen Darstellungen eine Fülle von Angaben, die sich vorrangig auf das Jahr 2013 beziehen. Seine Vorabversion war seit Anfang des Jahres im elektronischen Leipziger Informationssystem laufend aktualisiert worden. Nun liegt es auch als Printausgabe vor.

Natürlich kennt man die meisten Daten schon. Auch die meisten Tabellen sind nicht neu. Aber dennoch erfährt man, wenn man das auch wieder reich mit Grafiken gespickte Werk durchblättert, einige Dinge über Leipzig, die so deutlich anderswo nicht zu finden sind. Selbst in Tabellen, bei denen man meint: Da ändert sich doch nicht viel. Etwa der zu Nutzungsarten in Leipzig. Dass auf dem Stadtgebiet auch nach der großen Eingemeindungswelle 1999/2000 eifrig neue Straßen gebaut wurden, wusste man ja schon. Aber in welcher Dimension, das wird erst im Vergleich möglich – wenn sich die Verkehrsfläche von 2003 bis 2013 von 3.426,3 Hektar auf 3.600,4 Hektar ausgeweitet hat. Aber auch die Waldfläche wuchs und – mit Blick auf den Südraum – die Erholungsfläche, letztere von 1.654,6 auf 3.068,5 Hektar. Aber auch die Gebäude- und Freifläche wuchs – und das bei einem leicht geschrumpften Stadtgebiet.

Woher kam all diese Fläche? – Die eindeutigen Zahlen: Es war vor allem Landwirtschaftsfläche, die hier umgewidmet oder verbaut wurde. Die landwirtschaftliche Nutzfläche in Leipzig schrumpfte von 12.303,3 auf 10.297,4 Hektar. Eine Entwicklung, die sich weiter hinten im Jahrbuch im Kapitel “Wirtschaft” spiegelt in der sinkenden Zahl landwirtschaftlicher Betriebe – von 51 auf 41 sank sie allein von 2011 zu 2012.

Für Wetterinteressierte steckt natürlich auch das ganze turbulente Wetterjahr 2013 drin. Immerhin gab es ja die große Flut im Juni. Aber wie schon Peter Noack, Franz Jacobs und Michael Börngen in ihrem Buch “Leipzig. Alle Wetter!” feststellten: So aufs Ganze betrachtet, fällt das Jahr 2013 gar nicht aus dem Rahmen.
Was auch daran liegt, dass sich Vieles ausglich. Drei volle Monate Frost und Eis von Januar bis März – erst im April stiegen die Temperaturen – wurden durch einen ordentlichen, zum Teil auch zu trockenen Sommer abgelöst. 95 Frosttage haben die Wetterbeobachter gezählt. Am Ende: nichts Besonderes, 2010 waren es sogar 106 gewesen. Selbst die richtig kalten Eistage kamen auf keinen Rekordwert (nur bei einigen Leipzigern dann die Heizkostenrechnung) – 31 wurden gezählt. 2010 hatte es sogar 62 gegeben. Nur fällt einem dazu so im Nachhinein nicht viel ein.

Dann kam der nasse Mai, der große Regen, die Flut. War’s also wenigstens bei Niederschlägen ein Rekordjahr? – Nicht die Bohne. 2007 und 2010 hat es eindeutig mehr geregnet. Es kommt also schlichtweg darauf an, ob das Nasse einmal geballt über einer Region runterkommt oder sich in vielen Regen übers Jahr verteilt. Wobei das Jahr 2013 auch dadurch in Erinnerung bleibt, dass es auch im Sommer oft tagelang schwer bedeckt blieb. Das nun bestätigt die Statistik: mit 1.573 Stunden Sonnenscheindauer war 2013 das düsterste der vergangenen zehn Jahre. Besonders düster im Vergleich zu 2011. Da gab es satte 2.043 Stunden Sonnenschein für Leipzig.

Und der nicht unwichtige Wert der Jahresmitteltemperatur: 9,3 Grad. Das lag – trotz des so ewig langen Winters – um 0,5 Grad über dem langjährigen Jahresmittel und bestätigt, dass sich auch im Raum Leipzig so langsam ein etwas höheres Temperaturniveau etabliert.

Und die meisten Leipziger werden auch noch miterleben, wie sich das Klima weiter sachte verändert. Denn die Lebenserwartung in Leipzig steigt. Dazu gibt es im Kapitel “Bevölkerungsbestand” eine eigene Tabelle. Die Jungen, die 2012 in Leipzig geboren wurden, haben eine Lebenserwartung von durchschnittlich 77,5 Jahren – das sind 2,4 Jahre mehr als es statistisch für den Jahrgang 2003 errechnet wurde. Mädchen können auf ein Leben von 83,3 Jahren hoffen. Das sind ebenfalls 1,7 Jahre mehr als für den Jahrgang 2003.

Natürlich haben sich die genetischen Voraussetzungen nicht verändert in dieser Zeit. Aber die Medizin macht Fortschritte und immer mehr Menschen kümmern sich auch um ein gesünderes Leben. Was dann auch die Lebenserwartungen der Älteren steigen lässt. Konten 60-Jährige im Jahr 2003 noch mit 19,7 (Männer) bzw. 24 (Frauen) weiteren Lebensjahren rechnen, sind die Zahlen 2012 auf 21,2 und 25,4 Jahre angestiegen. Was eben auch heißt, dass der Anteil der Älteren an der Leipziger Bevölkerung weiter steigen wird. Und viele von ihnen werden rüstig sein und wahrscheinlich auch dringend gebraucht werden als zur Verfügung stehende Arbeitskräfte für einen zunehmend ausgehungerten Fachkräftemarkt.

Das Statistische Jahrbuch ist im Internet unter (http://statistik.leipzig.de) unter “Veröffentlichungen” einzusehen. Es ist für 25 Euro (bei Versand zuzüglich Versandkosten) beim Amt für Statistik und Wahlen erhältlich. Postbezug: Stadt Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen, 04092 Leipzig, Direktbezug: Stadt Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen, Burgplatz 1, Stadthaus, Zimmer 228.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar