Der große Versicherungskonzern, die Allianz Deutschland AG, befragt seit geraumer Zeit die Bundesbürger immer wieder mal zu ihrer Zuversicht - zur ganz persönlichen und zu der fürs ganze Land. Da geht es immer mal ein bisschen rauf und ein bisschen runter. Auch im Osten, wo die Bürger sich im 2. Quartal ein bisschen positiver äußern als im Vorjahr. Der Anteil der Zuversichtlichen stieg um vier Prozentpunkte auf 37 Prozent - das freilich ist der Wert für das gesamte Land. Persönlich sieht es etwas anders aus.
Die Allianz Deutschland AG fragt die Leute stets in Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim. Gefragt wird dabei, mit welchem Grad an Zuversicht die Menschen sowohl die Gesamtlage in Deutschland als auch ihre ganz persönliche Situation bewerten. Eine Frage, die zumindest fragwürdig ist: Wie hoch ist die Kompetenz des Durchschnittsbürgers eigentlich, dergleichen bewerten zu können? Stützt er sich dabei auf die Medienberichterstattung, die – was das Wirtschaftliche anbetrifft – selten tiefgründig wahrgenommen wird. Kann der Einzelne das Ganze überhaupt überblicken? Die Datenspreizung spricht eigentlich dagegen, wenn in Nordrhein-Westfalen vor einem Jahr noch 38 Prozent mit eher großer Zuversicht auf die Gesamtsituation blicken – jetzt sind es auf einmal 51 Prozent. Ähnliche Sprünge gab es in allen westlichen Bundesländern. Im Osten eher nicht. Da war der Sprung eher klein von 33 auf 37 Prozent. Die positiven Wirtschaftseffekte des letzten Jahres wurden also fast nur im Westen spürbar.
Professor Frank Brettschneider von der Universität Hohenheim, der die Allianz Zuversichtsstudie wissenschaftlich begleitet, versucht das zu interpretieren: “Auch wenn die neuen Bundesländer in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung andere Regionen insgesamt noch nicht erreicht haben, so wird die Volkswirtschaft im Osten statistisch gesehen reicher.”
Wird sie das? Irgendwie schon – auf deutlich niedrigerem Niveau. So stieg der Anteil der Zuversichtlichen beim Urteil über die allgemeine Wirtschaftslage etwa um acht Prozentpunkte auf 42 Prozent, bei der Sicherheit der deutschen Arbeitsplätze immerhin um fünf Prozentpunkte auf 30 Prozent.
Brettschneider sieht die Ostdeutschen sogar als Profiteure der starken Konjunktur. Was verblüfft, denn die Wachstumsraten im Osten sind gerade einmal halb so hoch wie im Westen. “Außerdem ist die Region im Schuldenabbau vorbildlich”, sagt Brettschneider noch. “Diese Vorzeichen stimmen die Menschen zunehmend positiv.”
Aber nur fürs große Ganze.Im ostdeutschen Detail steckt eher der Wurm.
Denn die Zuversicht für die persönliche Lebenssituation ist in diesem Jahr – trotz des von Brettschneider beschworenen “Wachstumsprofits” – um sechs Prozentpunkte auf 58 Prozent gesunken. Nur zur Erinnerung: Das ist der Bereich, den die Befragten aus eigenem Erleben bewerten können. Hier sind sie nicht auf die Schönwetternachrichten oder Horrormeldungen – je nachdem – des Fernsehens angewiesen.
Im Ergebnis sank der Anteil der Zuversichtlichen seit dem Vorjahr etwa beim Urteil über das eigene Zuhause um drei Prozentpunkte auf 77 Prozent und bei Familie, Partnerschaft und Kindern ging er um sechs Prozentpunkte auf 63 Prozent zurück. Das Gefühl für die Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes ist ebenso zurückgegangen wie für die finanzielle Versorgung im Alter.
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Trockenes Fazit der Allianz: Das macht die neuen Bundesländer zum Schlusslicht im regionalen Vergleich.
Oder noch deutlicher: Man sieht sehr wohl, dass im Westen Deutschlands mal wieder die Post abgeht, im Osten aber tut sich wenig. Und statt die vorhandenen Gelder zu investieren, werden damit Schulden abgebaut oder gewaltige nutzlose Fonds angelegt. Da, wo das Geld gebraucht wird, bei Investition und Konsumtion, fehlt es. Und also fehlt es auch für die Vorsorge fürs Alter.
Auch diese Umfrage ist natürlich nur mit Vorsicht zu genießen. Deutschlandweit wurden 1.507 Personen per Telefon befragt. Da sind die Schwankungsbreiten dann im Detail – eben
etwa die ostdeutschen Bundesländer betreffend – recht groß.
Die Umfrage in Grafiken als PDF zum Download.
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